Abschied von Triers härtestem Musikfest

Trier · Ein Meer aus Händen hat sich vor der Exhaus-Sommerbühne formiert. Im Sekundentakt werfen sich Fans beim Summerblast-Festival von hinten in die Wellen, um über die Menge hinweg zu surfen. Ein grandioser Abschied für ein einzigartiges Musikfest.

Trier. Rund 2000 Musikgenießer, deren Geschmack jenseits des Kuschelrocks zu verorten ist, sind wahrscheinlich zum letzten Mal nach Trier gekommen. Im Stimmengewirr vor der Bühne im Exhaus hört man ein buntes Gemisch verschiedener Sprachen. Viele Leute sind weit angereist, um beim vorerst letzten Summerblast-Festival Bands wie Betraying the Matyrs, Nasty oder den Headliner Caliban zu sehen.
Das Programm bewegt sich am oberen Ende der Härteskala. Zu hämmernden Schlagzeugparts gesellt sich eine Gesangskunst, die zwischen kehlig und kreischend changiert. Dazu formieren sich inmitten der Menschenmenge kleine "Kampfarenen", die Circle Pits. Wie in einem Strudel lassen sich die Fans im Kreis umhertreiben - und rempeln dabei gerne mal den Nebentänzer an. "Ein bisschen Gewalt muss eben sein", sagt Jérôme Zimmermann und lacht. Wirklich schlagen möchte sich hier aber niemand. "Es ist einfach eine Art, seine Emotionen herauszulassen."
Auch für Lara Wolf ist das Festival etwas Besonderes: "Die Leute sind wesentlich freundlicher und hilfsbereiter als auf anderen Veranstaltungen." Die Studentin betreut den Stand der Tierschutzorganisation Peta, der sich zwischen Getränke- und Merchandiseständen befindet. Während die Bands auf der Bühne die Menge zum nächsten Circle Pit motivieren, wirbt sie für Sojamilch und Gemüseburger. "Ich weiß auch nicht, warum so viele Harcore-Leute vegan sind. Viele Bands stehen einfach für diesen Lifestyle. Und hier sieht man es ja auch ein wenig. Die Schlange am Veganstand ist länger als die bei den Schnitzeln." Neben Wolf unterschreibt gerade ein Fan eine Petition gegen die Haltung von Wildtieren in Zirkussen. Dazu erklingen von der Bühne brachiale Gitarrenriffs.
Der Pfälzer Jérôme Zimmermann ist bereits zum vierten Mal beim Summerblast und bedauert, dass es das letzte Mal sein wird: "Ich verstehe gar nicht, dass der Veranstalter das Festival trotz der großen Resonanz in diesem Jahr einstellen will." Tatsächlich ist das Festival ausverkauft. Mit 2000 Besuchern sind rund 700 mehr gekommen als im Vorjahr.
"Das Summerblast ist zu einer echten Institution herangewachsen", sagt auch Veranstalter Eric Kuhnen. Die Gründe für das Aus nach der zehnten Auflage seien vielfältig. Zum Einen trage er als Veranstalter das finanzielle Risiko, Steuern und Gema-Abgaben seien zuletzt gestiegen. Zum Anderen werde es immer schwieriger, für kleinere Festivals geeignete Bands zu verpflichten. nhl

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