Adieu, Verkehrsabenteuerland: Die Umgestaltung am Trierer Nikolaus-Koch-Platz kommt

Trier · 15 Jahre nach den ersten Überlegungen kommt die Umgestaltung am Nikolaus-Koch-Platz. Denn das Land macht Dampf. Der Ausbau muss 2017 beginnen, sonst verfällt der Zuschuss.

 Szenen wie diese am Nikolaus-Koch-Platz sollen bald Geschichte sein: Ein Missbrauch der Busspur per PKW ist künftig ebenso unmöglich wie das Rechtsabbiegen aus der Zuckerbergstaße (Ampelanlage unten rechts). TV-Foto: Roland Morgen

Szenen wie diese am Nikolaus-Koch-Platz sollen bald Geschichte sein: Ein Missbrauch der Busspur per PKW ist künftig ebenso unmöglich wie das Rechtsabbiegen aus der Zuckerbergstaße (Ampelanlage unten rechts). TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Der Nikolaus-Koch-Platz und sein Umfeld sind ein neuralgischer Punkt in Triers Verkehrswegenetz. Eher Provisorium als Teil eines durchdachten Plans. Und oft ein rechtsfreier Raum. Autos fahren auf Busspuren, Fußgänger überqueren wie selbstverständlich Straßen jenseits von Überwegen, und Radfahrer blicken nicht durch, was denn nun ein Radweg sein soll. Ein sattsam bekannter Missstand, an den sich alle Beteiligten längst gewöhnt haben: Ist eben so.

Aber nicht mehr lange. Ohne Gegenstimme (18-mal Ja, eine Enthaltung) hat der Baudezernatsausschuss das Vorhaben des Tiefbauamts zur Umgestaltung gebilligt. Das Überraschende dabei ist nicht die einhellige Zustimmung, sondern der Zeitpunkt, das Projekt auf den Weg zu bringen. Denn wäre es nach der Stadt gegangen, hätte es durchaus noch etwas Zeit gehabt.

Aber: "Wir haben einen Förderbescheid aus Mainz. Wenn wir jetzt nicht Nägel mit Köpfen machen, verfällt der Zuschuss", erläutert Baudezernent Andreas Ludwig.

1,6 Millionen Euro soll der den heutigen Verkehrserfordernissen entsprechende Ausbau am Nikolaus-Koch-Platz kosten, 762 000 davon kommen aus dem Investitionsstock des Landes. Vorausgesetzt, die Arbeiten beginnen noch in diesem Jahr. Weder Ludwig noch Tiefbauamtschef Wolfgang von Bellen verhehlen, dass die Bewilligungszusage "eine schöne Überraschung" sei, mit der man so schnell nicht gerechnet habe. Beantragt wird jährlich viel, gewährt davon eher wenig.

Kernpunkte der Umgestaltung: Die Justizstraße (die vor dem Gericht verläuft) wird analog zur nördlich daran anschließenden Walramsneustraße ausgebaut. Die dortige Gestaltung und Querschnittsaufteilung werden übernommen. Eine grüne Mittelinsel trennt den Autoverkehr von der parallel verlaufenden "Umweltspur". Dort sollen künftig nur noch Busse und Radfahrer (jeweils in Richtung Treviris-Passage/Porta Nigra) unterwegs sein. Der bisher übliche massenhafte Missbrauch der Busspur durch Autofahrer (das Tiefbauamt hat an einem Tag mehr als 300 PKW gezählt) wird unter anderem durch den Bau einer Busschleuse mit hoher Aufpflasterung verhindert.
Die quer über den Nikolaus-Koch-Platz verlaufende Busspur (in Richtung Trier-Galerie/Viehmarkt) mutiert ebenfalls zur - verbreiterten - Umweltspur auch für Radfahrer. Die Bushaltestellen werden barrierefrei ausgebaut. Verbesserung für Fußgänger: Verbreiterte Gehwege und barrierefreie Querungsstellen sollen mehr Sicherheit für Fußgänger bringen.

Zudem soll nach den Worten von Sandra Klein, Leiterin der Verkehrsplanungsabteilung, "die Verkehrsführung über den Knotenpunkt Böhmerstraße optimiert und deutlicher gemacht werden. Die großen Asphaltflächen mit vielen Fahrbahnmarkierungen verschwinden; stattdessen kommen bauliche Elemente wie Verkehrsinseln, die zeigen, wo es lang geht.

Ebenfalls Bestandteil der Planung: Drei alte Platanen im Böhmerstraßen-Bereich zwischen Zuckerberg- und Metzelstraße sollen dem Umbau weichen.

So weit, so konsensfähig. Kritisch sahen einige Ausschussmitglieder, darunter Udo Köhler (CDU) und Rainer Lehnart (SPD), das Vorhaben, kein Rechtsabbiegen aus der Zuckerberg- in die Böhmerstraße Richtung Plaza Carree mehr zu ermöglichen. Die Zufahrt etwa zum Park-Plaza-Hotel und der dortigen Tiefgarage wäre demnach ausschließlich via Böhmer- und Walramsneustraße möglich - laut Sandra Klein "so, wie es jedes Navigationsgerät anzeigt".
So geht's weiter: Nach dem eindeutigen Votum des Fachausschusses wird der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung das Ausbauprojekt förmlich beschließen. Anschließend können die Arbeiten ausgeschrieben werden. Die Auftragsvergabe ist für Oktober geplant, anschließend Baubeginn. Die Arbeiten dürften bis Ende 2018 dauern.
Der Stadtrat tagt am Mittwoch, 28. Juni, im großen Rathaussaal (Augustinerhof). Der öffentliche Teil beginnt um 17 Uhr.KommentarWeg mit den Altlasten!14 Jahre wird schon am Nikolaus-Koch-Platz herumgeeiert. 2003, bei der ersten Bürgerversammlung in Sachen Trier-Galerie, kündigte die Stadt weitreichende Verbesserungen an. So sollten über den Platz und durch die Metzelstraße nur noch Busse und Radler fahren dürfen - in beide Richtungen. 2010, zwei Jahre nach Eröffnung des Einkaufszentrums, wurde die neue Raumaufteilung beschlossen, um jetzt wieder aufgehoben zu werden. Denn: Endlich passiert was im Verkehrsabenteuerland im Herzen der Altstadt. So wie der Nikolaus-Koch-Platz sich jetzt präsentiert und funktioniert, ist er eine verkehrstechnische Altlast. Anschaulich dokumentiert durch den 55 Meter langen Ersatzbussteig aus Centerbau-Zeiten. Seit 2008 ist er überflüssig. r.morgen@volksfreund.de

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