Alle Botschafter gleich behandeln

Weinmajestäten

Zum Artikel "Schöne Frau oder kerniger Mann?" (TV vom 15. Mai):

Wenn sich keine Bewerberin für das Amt der Weinmajestät in einem Ort findet, ist nichts gegen die Idee einer männlichen Hoheit einzuwenden. Muss allerdings um einen Mann in diesem Amt ein solcher Hype gemacht werden? In Kesten wurde in dieser Beziehung das Rad nicht neu erfunden. Schon im Jahr 1999 fanden die Bürger von Trittenheim keine Weinkönigin und krönten einen Mann, nämlich Céphas Bansah, zu ihrem Weinkönig. Das Aufsehen, das in Presse und sogar im Fernsehen um den Kestener Bacchus gemacht wird, ist für alle anderen Weinköniginnen ein Schlag ins Gesicht. Auch sie bereiten sich akribisch auf ihr Amt vor, viele trotz Schule, Abiturprüfungen, Ausbildung oder Studium. Selbstverständlich besuchen auch sie Weinköniginnenseminare oder werden von Winzern aus ihrem eigenen Ort auf ihre Aufgaben und Anforderungen als Weinmajestät vorbereitet. Dies gibt es daher nicht nur bei einem Bacchus in Kesten. Die weiblichen Weinhoheiten von der Mosel erfüllen seit vielen Jahren ihre Aufgaben mit Bravour. Seit der Berichterstattung um Herrn Finke scheint das etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Durch die große Aufmerksamkeit für den Kestener Bacchus rücken alle Königinnen in den Hintergrund. Überall wird nur noch "der Bacchus" hervorgehoben. Und dies nutzt dieser in vollen Zügen aus. Scheinbar müssen und wollen Männer hier mehr im Vordergrund stehen. Oder werden in den Vordergrund gestellt?
Ein männlicher Weinbotschafter ist in Ordnung, nur sollte er nicht anders als seine weiblichen Pendants behandelt werden.
Norbert Deutsch
Bernkastel-Kues

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