Alles Schlechte kommt von oben

TRIER-NORD. Ohne Frage: In Trier-Nord ist in Sachen Wohnbedingungen bereits viel passiert. Aber in der Thyrsusstraße 27 wartet eine junge Familie darauf, in eine menschenwürdige, ungefährliche und nicht gesundheitsbelastende Wohnung umziehen zu können.

Es riecht muffig im Haus Nummer 27 in der Thyrsusstraße. Die Kellerwände sind dunkel vor Nässe. Im Treppenhaus blättert die Farbe von der Wand. Auf dem Speicher türmen sich Papier, Autobatterien, Farbeimer und Sprühdosen zu brandgefährlichen Müllhaufen. Durch Ritzen im Dach ist der Himmel zu sehen. "Stop! Schädlingsbekämpfung. Betreten verboten!", warnt ein rotes Schild an einer Tür in der zweiten Etage. Drei der sechs Wohnungen im Haus stehen leer. In der dritten Etage wohnen seit zwei Jahren Nicole Thiesen und Frank Ziegler mit ihrer Tochter Johanna. "Der Zustand der Wohnung war beim Einzug natürlich schon schlecht, aber die Wohnungsgenossenschaft hat uns damals zugesagt, dass renoviert wird", sagt Mieter Ziegler. Auf die Einlösung des Versprechens wartet das junge Paar, das von Sozialhilfe lebt, immer noch. Die Wohnverhältnisse sind katastrophal: Die Eingangstür ist so verzogen, dass ein zentimeterbreiter Spalt stets offen bleibt. Elektro- und Gasleitungen liegen nebeneinander über dem Putz, ein Funkenschlag aus dem Lichtschalter aus Vorkriegszeiten könnte im Ernstfall ein Inferno auslösen. Der Durchlauferhitzer unter dem Waschbecken im Bad hängt schief an einer letzten Schraube. Warmes Wasser gibt es nur an der Badewanne. Über der Wanne prangt das deutlichste Zeichen für das Grundproblem des Hauses, die Feuchtigkeit: Auf einer Fläche von einem knappen Quadratmeter ist der Putz abgefallen und gibt den Blick frei in die verfallende Holzkonstruktion der Decke. Das Füllmaterial klemmt lose in den Fugen. "Ab und zu fallen Steine runter", sagt die hochschwangere Nicole Thiesen lakonisch. "Wenn es regnet, füllt sich die Badewanne von alleine", ergänzt ihr Freund. Weil das Hausdach undicht ist, verunzieren Wasserränder sämtliche Holzteile der Dachkonstruktion - und damit auch der Zimmerdecken darunter. Stockflecken überziehen die Unterseite des lose verlegten PVC. "Diese Schäden kommen definitiv nicht vom falschen Wohnverhalten", sagt Diplom-Ingenieur und Sanierungsfachmann Jürgen Klaus. "Das Haus müsste entkernt, das Dach komplett erneuert werden." Dass die einjährige Johanna so oft an Husten und Schnupfen leidet und auch ihr Vater Probleme mit den Atemwegen hat, liege an der kalten, nassen Luft und am Schimmel, vermutet Nicole Thiesen. Die Miete für die Zwei-Zimmer-Wohnung beträgt 187 Euro, 180 Euro fallen für Strom und Gas an. "Wir heizen buchstäblich zur Tür hinaus", klagt Ziegler. Seit einem Jahr will die Familie raus aus der Wohnung, ihre Anträge liegen der Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg (Wogebe) vor. "Wir wissen, dass das Haus dringend saniert werden muss", bestätigt Claudia Schmeling, Geschäftsführerin der Wogebe. "Aber leider ist nicht alles Wünschenswerte kurzfristig finanzierbar." Außerdem sei es schwierig, eine passende Wohnung für die jungen Leute zu finden, die auch schon mal einzeln Mietgesuche gestellt hätten. Eine Vier-Zimmer-Wohnung im gleichen Haus hätte die Familie ebenfalls abgelehnt. Bedenken wegen der generellen Bewohnbarkeit des Hauses hätten die Architekten der Wogebe schließlich nicht geäußert. Mittlerweile hat die Wogebe der Familie zum 1. Februar eine renovierte Wohnung in der Ambrosiusstraße versprochen. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: " TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort