Alter Markt, neuer Laden

TRIER. Auferstehung einer Institution: Der Wedico-Laden am Georg-Schmitt-Platz öffnet im Januar wieder seine Tore. Den Betrieb des für die Stadtteilversorgung wichtigen Geschäfts übernimmt der Trierer Bürgerverein.

 "Wir wollen ein wenig modernisieren": Dietmar Weichrich mit Conny Alten, Klaus Ritter und Horst Schneider (von links).Foto: Christiane Wolff

"Wir wollen ein wenig modernisieren": Dietmar Weichrich mit Conny Alten, Klaus Ritter und Horst Schneider (von links).Foto: Christiane Wolff

"Mir fällt ein zentnerschwerer Stein vom Herzen." Beinahe euphorisch flitzt Dietmar Weirich durch den leer geräumten Markt am Georg-Schmitt-Platz. Die Schwermut, mit der er dem TV vor rund sieben Wochen von der Schließung "seines" Ladens erzählt hatte, ist verflogen: "Ich freue mich so sehr, dass es hier weitergeht und ich meine Kunden versorgt weiß", sagt der Geschäftsmann, der Ende November sein mehr als 50-jähriges Kaufmannsdasein aus Altersgründen beendet hatte.Arbeit für vier behinderte Menschen

Die meisten Regale und Auslagen in dem verwinkelten 400-Quadratmeter-Laden sind leer. Nur ein paar Weinflaschen und Putzmittel stehen noch geordnet auf zwei Metall-Borden. Die Wände strahlen in frischem Weiß. "Wir wollen ein wenig modernisieren, aber das Warensortiment und die Anordnung sollen bleiben wie zu Wedico-Zeiten", sagt Klaus Ritter vom Bürgerverein. Damit die Kosten nicht zu hoch werden, hat Dietmar Weirich dem Bürgerverein die komplette Laden-Einrichtung geschenkt: Aufschnittmaschinen, Kühlräume, Gefrierschränke, Obstwaagen. Trotzdem rechnet der Verein mit Investitionskosten von 100 000 Euro. "Wir müssen die Regale und Kühlschränke ja erst einmal mit Ware voll räumen", sagt Projektleiter Ritter. Weil es das erklärte Ziel des Vereins ist, Arbeitsplätze für Schwerbehinderte zu schaffen, schießt das Land rund 45 000 Euro zu. Angestellt werden - neben vier ehemaligen Wedico-Mitarbeiterinnen - vier behinderte Menschen. Ihr Gehalt übernimmt zu 30 Prozent ebenfalls das Land."Wichtig gerade für Ältere"

"Dann müssen nur noch die ehemaligen Kunden wieder hierher zum Einkaufen kommen", sagt Horst Schneider, Geschäftsführer des Bürgervereins. "Denn wenn der Laden sich nicht trägt, können wir ihn nicht lange geöffnet halten." Neben der Integration der behinderten Menschen ist es Schneiders Ziel, die Nahversorgung im Stadtteil aufrecht zu erhalten. "An unserem Dorf-Laden in Sirzenich haben wir gesehen, wie wichtig ein nahes Geschäft gerade für Ältere ist - auch unter sozialen Aspekten." Tatsächlich war der Wedico-Laden immer eine beliebte Anlaufstelle für Kunden aus Pallien, der Aachener Straße, alter und neuer Zurmaiener Straße und Peter-Friedhofen-Straße. Ein Schwätzchen unter Bekannten gab es immer gratis dazu. Conny Alten hat vor 23 Jahren ihre Ausbildung bei Weirich gemacht und war seitdem seine Mitarbeiterin. "Es ist ein Stück Heimat, und ich bin sehr froh, dass ich hier bleiben kann." Außer ihr hat der Bürgerservice drei weitere der "alten" Mitarbeiterinnen übernommen. "Und den Bring-Service werden wir nicht nur aufrecht erhalten, sondern sogar noch weiter ausbauen", verspricht Schneider, der sich gut vorstellen kann, dass das Warensortiment um regionale Produkte erweitert wird. Wenn der Bring-Service wieder läuft, will Dietmar Weirich sich auf seine beratende Funktion zurückziehen. Denn bisher wird er noch beinahe täglich von ehemaligen Kunden angerufen. Für eine blinde 92-Jährige hat er erst kürzlich den Einkauf erledigt und ihr die Lebensmittel in den Kühlschrank geräumt. "Ab Januar haben meine treuen Kunden endlich wieder einen Ansprechpartner." Im Laden will er dennoch so oft wie möglich vorbei schauen.

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