Am Anfang ein Maikäfer, der eine Hummel ist

Gusterath/Trier · Neugierde und ein starker Wille: Das sind Eigenschaften von Manfred Weishaar. Der Gusterather setzt sich seit vier Jahrzehnten für die Natur und den Umweltschutz ein. Er ist Experte für Fledermäuse und Vorsitzender des Naturschutzbunds Trier. Sein Ziel: mehr Licht in die Geheimnisse der Natur bringen.

 Umweltschützer Manfred Weishaar, seit 2007 Vorsitzender des Nabu in der Region Trier. TV-Foto: Manuel Beh

Umweltschützer Manfred Weishaar, seit 2007 Vorsitzender des Nabu in der Region Trier. TV-Foto: Manuel Beh

Foto: (h_st )

Gusterath/Trier. Tiere und Pflanzen hätten ihn seit jeher fasziniert, sagt Manfred Weishaar über sein Hobby, das zur Berufung geworden ist. "Meine früheste Kindheitserinnerung ist, dass mein älterer Bruder Maikäfer gefangen hat. Ich wollte auch welche haben. Also ging ich in den Garten, und mit der ersten Bewegung fing ich einen - dachte ich. Doch er stach, denn es war eine Hummel. Seitdem habe ich gelernt, mich genauer mit der Natur zu befassen", erzählt der 74-Jährige. Grundvoraussetzung für seine Arbeit ist seine Neugierde. In seiner Jugend ohne Fernsehen habe er es genossen, viel Zeit im Freien zu verbringen. Er wusste, was auf Feld und Flur geschah, wie er heute noch stolz darlegt: "Ich hatte eine unbeschwerte Jugend und viel Freiraum. Die Betrachtung der Natur empfand ich als Luxus. Beispielsweise hatte ich ein besonderes Verhältnis zu einer Rabenkrähe, die auf unser Haus und mich geprägt war. Wir haben einige Dinge zusammen unternommen."
In den 1980er Jahren hat Weishaar mit Gleichgesinnten den Naturschutzbund (Nabu) Ruwertal gegründet. Den Vorsitz der Gruppe hatte der Gusterather von 1984 bis 2007 inne: "Dabei wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Doch konnten wir einige Erfolge erringen." So engagierte sich Weishaar gegen den Plan, eine Straße durch das Ruwertal bis nach Zerf zu bauen. Dazu habe er zu einem Spaziergang von Gusterath-Tal bis Sommerau eingeladen. Als er am Treffpunkt ankam, habe sich ihm ein unerwartetes Bild geboten, wie er immer noch kopfschüttelnd erzählt: "Rund 200 Menschen standen dort und wollten mitgehen. Mit dieser riesigen Resonanz hatte ich nicht gerechnet." Die Aktion zeigte Wirkung: Der neue Landrat Richard Groß wurde auf Weishaars Aktion aufmerksam und schaute sich die Natur selbst an. Außer auf dem Romika-Gelände wurde die Straße nicht realisiert. "So viele Nistkästen hätte ich nie bauen können, wie Nistmöglichkeiten zerstört worden wären", fügt der Naturschützer schmunzelnd hinzu.
Seit Weishaar 2007 den Vorsitz des Nabu in der Region Trier übernommen hat, arbeitet er viel am Schreibtisch. Ab und zu müsse er wieder eine Kröte anfassen, damit er wisse, wofür er sich einsetze, sagt er. Die Region Trier besitze ein sagenhaftes Artenspektrum: "Meine Kollegen aus ganz Deutschland beneiden mich darum. Im Saartal gibt es eine mediterrane Fauna und bei Hermeskeil eine skandinavische. Bei einer Entfernung von einigen Kilometern ist das sensationell und einzigartig." Doch die Windräder stellten eine Gefahr für diese Vielfalt dar, klagt er. Sie schredderten die Fledermäuse geradezu und minimierten deren Vorkommen.
Weishaar wünscht sich, dass sich mehr junge Menschen für die Natur und deren Schutz begeistern: "Für mich ist es wichtig, mein Wissen weiterzugeben. Einige Interessierte habe ich infizieren können. Sie sind zu guten Fachleuten geworden. Doch der Nachwuchs müsste bereit sein, sich langfristiger zu engagieren."
Extra

Manfred Weishaar wurde 1941 in Siegelbach bei Kaiserslautern geboren. Er ist gelernter Ingenieur und Maschinenbauer. Bis 1996 arbeitete er für die Bundeswehr. "Die finanzielle Sicherheit durch meinen Beruf hat es mir ermöglicht, mich intensiv der Natur zuzuwenden", sagt er. Weishaar ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Mit seinen Enkeln hat er in den Osterferien die Ruwer erforscht. Diese Ausflüge möchte er in Zukunft intensivieren. beh

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