Öffentlicher Dienst Am Tag des Streiks dauert alles ein bisschen länger

Trier · Ein weiterer Ausstand im öffentlichen Dienst legt am Donnerstag den größten Teil des Trierer Busverkehrs lahm. Die Kitas und die Müllabfuhr sind ebenfalls betroffen – auch im Landkreis.

 Wenn der Bus nicht fährt, kommt das Elterntaxi. Unser Foto zeigt eine Szene vor dem Humboldt-Gymnasium.

Wenn der Bus nicht fährt, kommt das Elterntaxi. Unser Foto zeigt eine Szene vor dem Humboldt-Gymnasium.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jörg Pistorius

Ein Warnstreik im öffentlichen Dienst ist alles andere als eine Kleinigkeit. Die meisten Busse fahren nicht, der Müll wird nicht abgeholt, die städtischen Kindertagesstätten streiken ebenfalls – am Donnerstag herrscht in der Tat der Ausnahmezustand in der Stadt Trier und auch im Landkreis Trier-Saarburg. Doch dieser Ausnahmezustand wird nicht zum Chaos, im Gegenteil. Offenbar sind viele Menschen vorbereitet auf den Tag des Streiks und nehmen die Lage mit Gelassenheit.

Dennoch hat der Ausfall der meisten Buslinien in Trier natürlich Folgen, und das bereits am frühen Morgen. Die typischen Pendlerstrecken aus den Nachbarstädten Konz und Schweich nach Trier hinein und auch die  B 51 sind im Berufsverkehr klar stärker belastet. Die Staus sind länger als sonst, die Wartezeiten auch, aber von einem Chaos kann und sollte man laut ersten Meldungen der Polizei nicht sprechen. Der Verkehr fließt zäh, aber er fließt.

Enger als sonst wird es auch vor den Schulen. Da fast der komplette Schülerverkehr ausfällt, nimmt die Zahl der sogenannten Elterntaxis exponentiell zu und führt vor allem vor den weiterführenden Schulen zum Gedränge der Karosserien. Eine Szene, die sich später zwischen 13 und 14 Uhr wiederholen wird, wenn die Kinder von der Schule abgeholt werden müssen.

Aber auch hier herrscht Gelassenheit. „Entschuldigung!“ ruft eine junge Mutter durch das offene Fenster ihres Geländewagens am Humboldt-Gymnasium  ihrer Umgebung zu, weil sie sprichwörtlich mitten im Weg steht. „Ist doch nicht schlimm, junge Frau“, ruft ihr zugeparkter Nebenmann zurück. „Das wird schon.“

Die Gewerkschaft Verdi will mit diesem zweiten Warnstreik innerhalb weniger Wochen (der TV berichtete) vor der dritten Verhandlungsrunde am kommenden Sonntag Druck machen. Eine große Kundgebung findet am Donnerstag  in Saarbrücken statt. In Trier veranstaltet die Gewerkschaft eine Mahnwache vor dem Busdepot der Stadtwerke in Trier-Euren. „Wir haben bis heute kein ordentliches Angebot der Arbeitgeberseite auf dem Tisch“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Marko Bärschneider vor den Toren des Busdepots. Verdi fordert für 2,3 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst sechs Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat.

Der Streik trifft aber zuerst einmal viele Menschen, die wahrscheinlich gar nichts einzuwenden haben gegen diese Erhöhung. Verdi ist sich dessen bewusst, sagt Thomas Müller, der Geschäftsführer des Bezirks Region Saar Trier. „Wir nehmen die Leute in Geiselhaft“, sagt er nicht ganz im Ernst. „Aber das ist das Wesen eines Streiks, man muss die Auswirkungen natürlich spüren.“

Der Streikaufruf der Gewerkschaft habe die Stadtverwaltung Trier und die städtischen Kitas Trimmelter Hof, Alt-Tarforst, Feyen und den Deutsch-Französischen Kindergarten erst am Mittwochmorgen erreicht, sagt Stadt-Sprecher Michael Schmitz. „Die Kitas und die Verwaltung haben dennoch versucht, auf allen möglichen Kanälen die Eltern noch vorzuwarnen und sie gebeten, wenn möglich für eine Betreuung der Kinder zu sorgen. Die Eltern haben überwiegend mit großem Verständnis und hoher Flexibilität reagiert, wofür wir sehr dankbar sind.“  Die Stadt hat insgesamt 350 Kitaplätze und beschäftigt 75 Erzieherinnen. 25 haben sich laut Schmitz dem Streik angeschlossen.

Vom Streik der Müllabfuhr war die Bevölkerung in der Stadt Trier und im  Kreis Trier-Saarburg nur zu einem kleinen Teil betroffen. Wie der Zweckverband Abfallwirtschaft in der Region Trier (ART) mitteilt, wurden alle grauen Restmülltonnen am Donnerstag mit dem zur Verfügung stehenden Personal abgefahren.  Etwa 40 Fahrer und Werker seien im Einsatz gewesen, das sind etwa zwei Drittel der normalerweise zur Verfügung stehenden Mannschaft.

Auch der angemeldete Elektromüll ging planmäßig weg. Der Grünschnitt blieb allerdings größtenteils liegen; nur etwa ein Viertel der Bestellungen habe abgeholt werden können, sagt ART-Sprecherin Kirsten Kielholtz. In der Verbandsgemeinde Trier-Land wurden beispielsweise nur die Orte Igel und Langsur angefahren. Die ausgefallenen Touren sollen am morgigen Samstag nachgeholt werden – mit Beschäftigten, die sich freiwillig für den Zusatzdienst melden. Der Samstag-Nachholtermin gilt ebenso für den Sperrmüll.

   In Reinsfeld wirkte sich der Streit bei der Müllabfuhr nur auf das Altpapier aus. Restmüll und Gelbe Säcke wurden abgeholt (Foto links). Die Gewerkschaft Verdi veranstaltet am Donnerstagmorgen eine Mahnwache vor dem Busdepot der Stadtwerke im Trier-Euren (Foto unten).

In Reinsfeld wirkte sich der Streit bei der Müllabfuhr nur auf das Altpapier aus. Restmüll und Gelbe Säcke wurden abgeholt (Foto links). Die Gewerkschaft Verdi veranstaltet am Donnerstagmorgen eine Mahnwache vor dem Busdepot der Stadtwerke im Trier-Euren (Foto unten).

Foto: TV/Albert Follmann
 Hier wird gestreikt: Mahnwache Verdi vor dem Gebäude der SWT in trier.

Hier wird gestreikt: Mahnwache Verdi vor dem Gebäude der SWT in trier.

Foto: TV/Jörg Pistorius

Die blauen Papiertonnen wurden am Donnerstag nicht abgefahren.  Ob das Papier bereits am Samstag abgeholt werden könne, sei vom Personal abhängig und entscheide sich erst am heutigen Freitag, so der ART. Die betroffenen Bürger  sollen ihr Papier ansonsten beim nächsten regulären Abfuhrtermin in vier Wochen herausstellen. Wenn sich mehr angesammelt hat, als in die Tonne passt, dann können zusätzlich Kartons neben die Tonne gestellt werden. Keine Einschränkungen durch den Warnstreik gab es offenbar in den kommunalen Kitas im Kreis Trier-Saarburg. Laut Kreissprecherin Martina Bosch liegen der Kreisverwaltung keine entsprechenden Meldungen von Kitas vor.  Dem vorhergehenden Streikaufruf hatten sich noch drei Kindergärten aus dem Kreis angeschlossen, die in kommunaler Trägerschaft sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort