Anwohner auf dem Abstellgleis

EHRANG. Mehr als zweieinhalb Jahre ist es her, dass sich in Ehrang das schwere Zugunglück ereignete. Einige Anlieger im Laacher Weg haben immer noch mit den Folgen zu kämpfen.

Noch immer wird in der kleinen Straße mit großem Gerät gearbeitet. Denn bei dem Unfall war die Zugbrücke zerstört und zunächst nur durch eine Behelfsbrücke ersetzt worden. Seit Monaten sind Arbeiter mit dem Einbau einer neuen Brücke beschäftigt, die im Dezember auf dem Marktplatz gegossen und montiert wurde. Diese Montagearbeiten - die ersten, die den Anliegern vorab angekündigt wurden - seien im Vergleich zu den früheren Arbeiten noch erträglich gewesen, meint Anlieger Joachim Wasniewski. Was ihn und andere Betroffene jedoch ärgert, hat einen länger zurück liegenden Grund. Um die Behelfsbrücke zu befestigen, wurden an einem Wochenende nachts in einer zweieinhalbstündigen Aktion schwere Doppel-T-Träger in den Boden gerammt. "Das war wie bei einem Erdbeben, das ganze Haus vibrierte", erinnert sich Wasniewski, der "um Familie, Hab und Gut Angst hatte". Die verständigte Polizei verwies auf die vorliegende Genehmigung für die Ramm-Arbeiten, so dass die Anlieger machtlos die wuchtigen Schläge erdulden mussten. An mehreren Häusern im Laacher Weg zeigten sich tags darauf Risse in den Hauswänden.Häuser haben an Wert verloren

Seitdem wird mit der Bahn verhandelt und prozessiert - mit Ergebnissen, die für die meisten Anlieger frustrierend sind. "Direkt nach dem Zugunglück war die Bahn kulant", bemerkt Josef Beßlich, der nur wenige Meter von der Unglücksstelle entfernt lebt. Aber jetzt tue sich nichts mehr. Ein Gutachter hatte die Häuser im Auftrag der Bahn vor und nach dem Rammen der T-Träger untersucht. Dabei, so kritisieren Betroffene, habe er einmal eine Schablone zur genauen Feststellung der Riss-Breite vergessen. Den Inhalt der Gutachten erfuhren die Anlieger nicht. "Der Gutachter meinte nur, das seien alles normale Setzrisse", berichtet Wasniewski, der erst zwei Jahre zuvor neue Fliesen gelegt hatte. Der Vater einer kleinen Tochter ist sicher, dass die Schäden eine Folge der wuchtigen Ramm-Arbeiten sind und befürchtet, dass sein ganzes Haus davon instabil geworden ist. "Wenn überhaupt, kann ich das Haus nur mit Verlust verkaufen", meint er, zwei Häuser im Laacher Weg hätten bereits den Besitzer gewechselt. Im Sommer vergangenen Jahres inspizierte wieder eine Gutachterin im Auftrag der Bahn die Häuser. Neue Risse in Wand- und Bodenfliesen, breiter gewordene Fassadenrisse, Nässeschäden und eine Vielzahl herausbrechender Glasbausteine wollten ihr die Anwohner zeigen. Doch bei Beßlich verließen die Dame die Kräfte. "Ich werde jetzt nicht noch mal die Treppe hochgehen", habe sie gesagt, so dass ihr der Anblick der zerborstenen Glasbausteine erspart blieb. Ein Ergebnis ihres Gutachtens steht bis heute aus. Einigungen mit der Bahn haben diejenigen Anlieger erreicht, die sich anwaltlich vertreten ließen. "Ich werde weiter klagen", kündigt Edmund Salm mit Blick auf die andauernde Lärmbelästigung an. Die T-Träger sollten im November wieder herausgezogen werden. Doch die Erschütterungen waren so stark, dass die Baufirma auf Wasniewskis Intervention die Arbeiten einstellte. Nun sind sie zum Teil im Erdreich geblieben - und übertragen die Schwingungen vorbei fahrender Lastzüge in Wasniewskis Haus.

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