Arbeitsmarkt Alarm in vielen Amtsstuben - Fachkräfte in regionalen Verwaltungen gesucht

Trier · Der Fachkräftemangel macht auch vor öffentlichen Verwaltungen nicht halt. Aber die Bürgermeister haben immer noch einen Trumpf.

 Öffentliche Verwaltungen haben zunehmend Probleme, offene Stellen zu besetzen. Das gilt insbesondere für den technischen Bereich. In der Kläranlage in Saarburg, hier Werkleiter Franz Petri (links) und Abwassermeister Jürgen Becker, gibt es noch genügend Personal.

Öffentliche Verwaltungen haben zunehmend Probleme, offene Stellen zu besetzen. Das gilt insbesondere für den technischen Bereich. In der Kläranlage in Saarburg, hier Werkleiter Franz Petri (links) und Abwassermeister Jürgen Becker, gibt es noch genügend Personal.

Foto: Friedemann Vetter

Die Stadtverwaltung Trier sucht verzweifelt Informatiker, Feuerwehrleute und Erzieher, bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg sind es hauptsächlich Ingenieure und Architekten, die fehlen. Auch eine Amtsarztstelle im Gesundheitsamt ist nicht besetzt. Die Zeiten, in denen Jobs bei den öffentlichen Verwaltungen heiß begehrt waren und die Bewerber Schlange standen, sind vorbei. Der Fachkräftemangel macht auch vor den Amtsstuben nicht halt. Selbst für klassische Kernaufgaben der Verwaltung fehlt immer öfter das Personal.

Auch viele Verbandsgemeindeverwaltungen im Kreis haben Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hat. Trotz mehrmaliger Ausschreibung hätten zwei Technikerstellen im Hoch- und Tiefbau nicht besetzt werden können, sagt Johanna Fox, Sprecherin der VG-Verwaltung Trier-Land. Im Sozialbereich könnten Stellen oft nur nach mehrmaliger Ausschreibung besetzt werden. Insbesondere Techniker und technische Azubis fehlen in Bauabteilungen, Klärwerken oder Schwimmbädern.

Was sind die Ursachen? Die Bezahlung und die Aufstiegschancen seien in der freien Wirtschaft und im benachbarten Luxemburg deutlich höher, sagt Pressesprecher Michael Naunheim von der VG Konz. Mit der Privatwirtschaft sei ein regelrechter Konkurrenzkampf um gute Auszubildende entbrannt, stellt Büroleiter Werner Haubrich von der VG Hermeskeil fest.

Werkleiter Rainer Orth von der VG Schweich glaubt, dass die jungen Leute heute andere Prioritäten setzen: „Argumente wie Arbeitsplatzsicherheit und Altersversorgung im öffentlichen Dienst als ehemalige Pfründe spielen heute keine große Rolle mehr.” Und das Problem könnte sich angesichts des demografischen Wandels weiter verschärfen. Es sei klar zu erkennen, sagt der Trierer Presseamtschef Michael Schmitz, dass ab 2020 erheblich mehr Mitarbeiter in den Ruhestand gingen als ausgebildete Azubis zur Verfügung stünden. Die Stadtverwaltung hat 1980 Beschäftigte, der Altersdurchschnitt  liegt bei 43,5 Jahren.

Was tun die Verwaltungen? Aus Sicht der Stadtverwaltung gebe es keinen Grund, das Problem nur zu bejammern, sagt Schmitz. Man habe frühzeitig begonnen, darauf zu reagieren. So habe man mit der Uni Trier ein Projekt gestartet, um herauszufinden, wie die Stadtverwaltung als Arbeitsgeber wahrgenommen werde, was sich Mitarbeiter und Azubis von der Stadt erwarten und wie die Bürger ihre Verwaltung als Dienstleister wahrnehmen. Daneben gebe es Schulungs- und Fortbildungsprogramme. Seit 2017 bietet die Stadt das duale Studium Bauningenieurswesen an, ab 2019 soll nach Auskunft des Pressesprechers das duale Studium Informatik/Verwaltungsorganisation hinzukommen.

Die Verbandsgemeinde Schweich kooperiert in Sachen Mitarbeiterrekrutierung mit der Fachoberschule Verwaltung und Wirtschaft  in Schweich. Jedes Jahr stellt sie zwei Praktikumsplätze zur Verfügung. Büroleiter Wolfgang Deutsch: „Das ist eine tolle Sache. In der elften Klasse sind die jungen Leute montags bis mittwochs in der Verwaltung. So haben wir schon einige Azubi-Stellen hervorragend besetzen können.”

Zunehmend Seiteneinsteiger: In kleineren Verwaltungen scheinen die Personalprobleme nicht so akut zu sein. Geeignete Beschäftigte habe man bisher immer gefunden, sagt Markus Lauer von der VG-Verwaltung Kell am See. Allerdings gebe es heute weniger Bewerber auf Stellenanzeigen als früher. Auch gehe der Trend zu Nebeneinsteigern mit verwaltungsähnlicher Ausbildung wie Industrie-, Bank- und Bürokaufleute. Doch auch für kleine Verwaltungen gilt: Je qualifizierter das gesuchte Personal sein muss, um so schwieriger wird die Stellensuche. Im Gegensatz zur freien Wirtschaft können Verwaltungen nicht so ohne weiteres an der Gehaltsschraube drehen, um eine Stelle attraktiver zu machen. Gehälter sind nicht frei verhandelbar, es gilt der Tarifvertrag im öffentlichen Dienst (TVÖD). Doch Geld ist nicht alles. Insbesondere große Behörden wie Stadt- und Kreisverwaltung locken Mitarbeiter mit Vorteilen wie familienfreundlichen, flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice und Kinderbetreuungsangeboten. Und nach wie vor haben die Bürgermeister einen Trumpf im Ärmel: Ihre Arbeitsplätze gelten als sicher.

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