Auch 2014 keine Narrenfreiheit: Trier soll Weiberfastnacht wieder ohne Alkohol feiern

Trier · Die Stadt will im kommenden Jahr an Weiberdonnerstag wieder ein zeitlich beschränktes Alkoholverbot verhängen. Schul- und Sozialdezernentin Angelika Birk verkündete dem Stadtrat gestern Abend, Änderungen am aktuellen Konzept seien „nicht erwünscht“.

Auch 2014 keine Narrenfreiheit: Trier soll Weiberfastnacht wieder ohne Alkohol feiern
Foto: Friedemann Vetter

Der alkoholfreie Weiberdonnerstag 2013 hat sein Ziel erreicht - so schilderte es Angelika Birk. "Die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen zur Optimierung des Jugendschutzes und der öffentlichen Sicherheit waren erfolgreich." Das sei die Überzeugung des runden Tischs Weiberfastnacht, an dem neben der Verwaltung und den Fraktionen auch das Polizeipräsidium Trier, Mutterhaus und Brüderkrankenhaus, der Kreis Trier-Saarburg und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion sitzen.Dieser runde Tisch habe dafür plädiert, "das Sicherheitskonzept auf gleicher Grundlage auch im Jahr 2014 durchzuführen", betonte die Dezernentin und Bürgermeisterin. Das bedeutet wieder den Erlass einer nur am Weiberdonnerstag geltenden Gefahrenabwehrverordnung, die in einem bestimmten Zeitraum - wahrscheinlich zwischen 9 und 19 Uhr - das Mitführen und Trinken von Bier, Wein, Sekt und härteren Sachen im öffentlichen Raum verbietet. Kneipen und Privaträume sind davon natürlich ausgenommen, dort darf der Alkohol fließen.
Die einzige Änderung im nächsten Jahr soll eine kritische Überprüfung des Kräfteeinsatzes der Polizei sein. Das Protokoll einer Sitzung des runden Tischs Ende Mai verrät, dass die Polizei diese Überprüfung selbst angeregt hat und parallel dazu ebenfalls dafür plädiert, das Alkoholverbot 2014 wieder zu verhängen. Eine Verringerung der Polizeipräsenz, so betonte Birk, "ist nur dann möglich, wenn es keine wesentlichen Änderungen am Grundkonzept inklusive des zeitlich und räumlich begrenzten Alkoholverbots gibt."

Der Erfolg spreche für sich, argumentierte die Dezernentin. Die Einsatzbilanz der Polizei umfasse fünf betrunkene Jugendliche und "keinerlei Aggressionsdelikte" - ein gewaltiger Unterschied zum Jahr davor, in dem in Trier am Weiberdonnerstag der Ausnahmezustand herrschte (siehe Extra). "Damit hat sich unmissverständlich gezeigt, dass die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen gegriffen haben."

Doch auch wenn die Stadt eine Wiederholung der Extremsituation in 2012 verhindern konnte, musste sie für ihr Alkoholverbot am Weiberdonnerstag auch viel Spott einstecken. Der Sender RTL berichtete in seinen Abendnachrichten über Triers Sonderregelung und zeigte Bilder vom größtenteils leeren Hauptmarkt, um anschließend in die tobende Kölner Innenstadt zu schalten. Viele Trierer Narren, organisierte Karnevalisten und Freunde des lauten Frohsinns tobten vor Wut und Enttäuschung über dieses Konzept, dass sie als Tiefschlag gegen den Straßenkarneval empfanden.

Noch ist nichts beschlossen. Eine Debatte im Rat war gestern Abend nicht möglich, denn die Darlegungen von Dezernentin Birk waren die Beantwortung einer Anfrage der CDU. Eine längere Aussprache über solche Antworten lässt die Geschäftsführung nicht zu. Die "logistische Vorbereitung" des nächsten Weiberdonnerstags soll in einer Sitzung des runden Tisches Anfang 2014 besprochen werden.

Extra: Chronik: Was bisher geschah...

Weiberdonnerstag 2012: In der Innenstadt eskaliert die Lage. Feuerwehr, Rettungsdienste und die Innenstadtkrankenhäuser werden überflutet mit alkoholisierten und verletzten Jugendlichen.
Ständig müssen Notarztwagen den Hauptmarkt anfahren. Schließlich mobilisiert die Berufsfeuerwehr die mobile Einsatzgruppe Sanität: Auf dem Domfreihof wird ein Großraumrettungswagen eingesetzt. Gegen 15 Uhr sind 20 Rettungskräfte und Ärzte im Dauereinsatz, die bis zum frühen Abend 60 Patienten versorgen.
Weiberdonnerstag 2013: Die Stadtverwaltung erlässt eine Gefahrenabwehrverordnung: Von 9 bis 19 Uhr ist es zwischen Porta, Viehmarkt und Ostallee im öffentlichen Raum verboten, alkoholhaltige Getränke mitzuführen oder zu verzehren. Die Folgen: Der Hauptmarkt bleibt leer, und ganz Deutschland staunt über Triers skurrilen Weiberdonnerstag. jp Meinung: Ein Verbot kann nicht das Ziel sein

 ... ganz so schlimm war es doch nicht: Trotz des Alkoholverbots kamen doch einige Narren auf den Hauptmarkt, um die Session zu eröffnen.

... ganz so schlimm war es doch nicht: Trotz des Alkoholverbots kamen doch einige Narren auf den Hauptmarkt, um die Session zu eröffnen.

Foto: Friedemann Vetter
 Auch wenn es auf manchen Fotos aussah, als hätte der Karneval 2013 (hier ein Bild von Weiberdonnerstag) unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, ...

Auch wenn es auf manchen Fotos aussah, als hätte der Karneval 2013 (hier ein Bild von Weiberdonnerstag) unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, ...

Foto: Friedemann Vetter
 Weiberfastnacht in Trier. Vertreter der Jungen Liberalen protestieren 2013 gegen das Alkoholverbot.

Weiberfastnacht in Trier. Vertreter der Jungen Liberalen protestieren 2013 gegen das Alkoholverbot.

Foto: Friedemann Vetter

Der Weiberdonnerstag ist ein entscheidendes Zeitfenster für den Erfolg oder Misserfolg einer Karnevalssession. Für diesen Erfolg arbeitet eine komplexe Gemeinschaft ehrenamtlicher Enthusiasten monatelang. Der organisierte Karneval ist nur in der Bütt und auf der Bühne komisch, im Alltag ist er vor allem harte Arbeit. Den Erfolg dieser Arbeit wollen die Leistungsträger verständlicherweise nicht gefährdet sehen.
Zwei Rückschläge hat der Trie8rer Karneval 2012 und 2013 erlebt. Zuerst kamen die Exzesse, danach die gähnende Leere und der bundesweite Spott. Das entscheidende Element ist der Alkohol, aber dennoch kann ein alkoholfreier Straßenkarneval weder Ziel noch Wunsch der Stadt Trier sein. Die Stadt muss deshalb den Mittelweg zwischen einem totalen Verbot und einer sinnvollen Beschränkung vor allem für die jungen Narren finden. <strong>S chreiben Sie dem Autor Jörg Pistorius

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