Auf dem Weg zum Weltkulturerbe

Trier · Das Ada-Evangeliar der Trierer Stadtbibliothek hat gute Chancen auf den Unesco-Titel.

Trier "Hochbedeutend", "epochal", "absolute Kostbarkeit" - Wenn Michael Embach, Direktor der Stadtbibliothek Trier, vom Ada-Evangeliar spricht, schwelgt er in Superlativen. Und das ohne Übertreibung. Neben dem Codex Egberti, der Trierer Apokalypse und einer Gutenberg-Bibel zählt die gut 1200 Jahre alte Handschrift aus der Hofschule Karls des Großen zu den allergrößten Schätzen seines Hauses.
Geht es nach Embach, dann wird das Ada-Evangeliar in nicht allzuferner Zukunft in die bislang 350 Objekte umfassende Liste des Unesco-Weltdokumentenerbes ("Memory of the World") aufgenommen - eine Ehre, die dem Egbert-Codex (entstanden um 990) bereits 2004 zuteil geworden ist. Den Antrag dazu hat er Ende Mai 2016 auf den Weg gebracht.
Die erste Hürde ist genommen. Embach: "Das deutsche Unesco-Büro befürwortet unseren Antrag. Aber es hat zwecks Beschleunigung des Verfahrens auch empfohlen, uns mit den Besitzern der anderen sieben bekannten Handschriften aus Kaiser Karls Hofschule zusammenzutun und eine gemeinschaftliche Anerkennung anzustreben." Acht auf einen Streich - ein schwieriges Unterfangen. Es sei ein "sehr mühsamer Prozess", die übrigen Verantwortlichen (unter anderem in Wien, Rom und Paris) zu einer Aussage zu bewegen. Die aber müsste es bis zum 31. Mai geben.
Deshalb läuft es momentan auf Plan A hinaus: Die Stadtbibliothek setzt auf ihren Solo-Antrag, auch wenn die Anerkennung sich damit verzögen dürfte. Doch spätestens 2022, so hofft Embach, könnte des Ada-Evangeliar in den Unesco-Adelsstand erhoben werden.
Auf dem Weg dorthin sorgt die Stadtbibliothek (Weberbach 25) selbst für werbewirksame Begleitmusik. Sie holt das gute Stück aus gepanzerten und klimatisierten Archivräumen hervor und zeigt es am 21. Mai (internationaler Museumstag) und am 9. September (Lange Nacht der Trierer Museen) in ihrer Schatzkammer.
Das Ada-Evangeliar ist um 800 mit hoher Wahrscheinlichkeit in Aachen hergestellt worden, benannt ist es nach der Stifterin, der Äbtissin Ada. Die Bildhandschrift gilt als das stilprägende und vorbildhafte Hauptwerk der Hofschule Karls des Großen. Inhalt: Alle vier Evangelien, geschrieben in Goldtinte, die Bilder vermitteln völlig neue Perspektiven.
Bald nach seiner Herstellung dürfte das Ada-Evangeliar in die Trierer Benediktinerabtei St. Maximin gekommen sein. Dort erhielt es 1499 seinen prächtigen Goldeinband, der neben zahlreichen Edelsteinen als zentralen Schmuckstein einen römischen Adler-Kameo mit einer Darstellung der konstantinischen Familie enthält. Auf dem Kunstmarkt könnte das Ada-Evangeliar nach Schätzung 50 Millionen Euro erzielen; "eher mehr."

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