Auf der Zielgeraden des Rotstift-Kurses

TRIER. Stadtbus-Fahrgäste müssen sich kräftig umgewöhnen. Nach den Sommerferien treten am 4. September im Linienverkehr zahlreiche Änderungen in Kraft. Gravierend: Die Linie 8 fährt nur noch alle 20 Minuten zwischen Mariahof und Quint; auch den Sternbus-Verkehr reduziert der Stadtwerke-Verkehrsbetrieb. Angepeilte Einsparungen: 600 000 Euro pro Jahr.

Zum dritten Mal seit der Einführung der Sternbusse (fahren seit 1997 im Abend- und Wochenend-/Feiertagsverkehr) kommen auf die Stadtbus-Fahrer und ihre Passagiere große Veränderungen zu. "Wir müssen sparen", begründet Verkehrsbetriebs-Chef Frank Birkhäuer (49) die nach 2002 und 2003 neuerliche Fahrplan-Verschlankung. 2004 fuhren die Stadtwerke bei Kosten von 18,2 Millionen und Einnahmen von 15 Millionen Euro rund 3,2 Millionen "Miese" ein. Der vom Unternehmensberater A. T. Kearny empfohlene, von der Stadt als Gesellschafter verordnete und vom Aufsichtsrat abgesegnete Rotstift-Kurs soll die jährlichen Verluste um rund 600 000 Euro verringern. Statt 4,3 Millionen Kilometer fahren die Stadtwerke und ihre Auftragsunternehmen (wie Erzig, Becker, Müller-Kylltal) künftig pro Jahr nur knapp 4,1 Millionen. Das bringt spürbare Einschnitte. Besonders hart trifft es die Buskunden aus Ehrang/Quint, Pfalzel und Biewer. Die Linie 8 verbindet sie montags bis freitags nur noch dreimal statt bisher viermal stündlich mit der City; die Sternbus-Linie 87 gar nur noch halb im 30-Minuten-Takt.Rückgang von Gästezahlen

Der Grund sind die auffallenden Rückgänge von Fahrgästen aus Ehrang - im Schnitt rund 250 pro Werktag. "Die dürften zur Regionalbahn abgewandert sein", vermutet Birkhäuer. Leidtragende sind bei der Linie 8 auch die Fahrgäste auf dem Streckenabschnitt Mariahof-City. Ihnen bringt in diesem Fall die attraktive Zugverbindung und der Verkehrsverbund (Bus-Dauerkarten gelten auch auf der Schiene) nichts. Ein überraschendes Comeback erlebt die Linien-Nummer 5. Früher Synonym für "unsere Problem-Kinder" (Birkhäuer), übernimmt die neue "5" den bisherigen Part der 16 im Maarviertel. Weil die 16 nicht mehr durch die enge Maarstraße kurven muss, kann der Verkehrsbetrieb nun Gelenkbusse einsetzten. Weiterer Vorteil aus Anbieter-Sicht: An der Porta Nigra wird aus der 6 eine 16 und umgekehrt. Weiterhin schwer tun sich Birkhäuer und sein für die Linien-Planung zuständiger Vize Heinz Pötters (39) in Irsch. Der Höhenstadtteil wächst, die Fahrgastzahlen - außer im Schülerverkehr - nicht. Ein neuer Versuch, die Menschen für den Bus zu gewinnen, ist die ab September von Kernscheid nach Irsch verlängerte Linie 7. Mit der Verbindung der Nachbarstadtteile kommen die Stadtwerke einem vielfach bei TV-Ortsgesprächs-Runden geäußerten Wunsch nach. Weniger wünschenswert dürften aus Kunden-Sicht die Einschränkungen beim Sternbus-Verkehr sein. "Wie auf allen anderen Linien, die wir anpassen, waren auch hier Fahrgast-Zählungen die Grundlage unserer Entscheidungen", hält Birkhäuer dagegen. "Die geringe Nutzung lässt uns keine große Wahl." Trost für junge Bus-Benutzer: Im Schülerverkehr bleibt alles wie gehabt. Trost für alle anderen: Der Verkehrsbetriebs-Chef lässt durchblicken, dass die Fahrplan-Änderung zum 4. September die vorläufig letzte dieses Kalibers sein könnte. Weiterer BerichtS. 12

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