Aufgepinselter Appell auf Trierer Straßen

Trier · In der Weberbach und der Paulinstraße sollen Piktogramme ein rücksichtsvolles Miteinander von Rad- und Kraftfahrern bewirken. Studenten werden beobachten, ob es funktioniert.

 Autofahrer aufgepasst: Hier geht's künftig auch für Radler lang. In der Weberbach (Foto) und der Paulinstraße lässt das Tiefbauamt in den kommenden Wochen Rad-Piktogramme aufbringen. TV-Foto: Roland Morgen

Autofahrer aufgepasst: Hier geht's künftig auch für Radler lang. In der Weberbach (Foto) und der Paulinstraße lässt das Tiefbauamt in den kommenden Wochen Rad-Piktogramme aufbringen. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Eine Radfahrerparadies zu sein, darf Trier nicht für sich in Anspruch nehmen. Das Wegenetz ist an vielen Stellen lückenhaft bis unlogisch. Und bisweilen höchst seltsam. Markantes Beispiel: In der Stresemannstraße konkurriert ein Radler, der sich an die Vorgaben hält, mit ein- und aussteigenden Fahrgästen - die Radspur verläuft auf dem Gehweg an einer der höchstfrequentierten Bushaltestellen Triers. Und es gibt noch reichlich andere Problemzonen im Stadtgebiet.

Folge: "Viele Leute trauen sich nicht, mit dem Rad zu fahren", sagt Bau- und Verkehrsdezernent Andreas Ludwig und nennt damit einen möglichen Grund, warum der Anteil derjenigen, die umweltschonend mit dem Velo in der Stadt unterwegs sind, relativ gering ist. Aktuell liegt er bei neun Prozent. Das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Das 2015 vom Stadtrat einstimmig beschlossene Mobilitätskonzept (MoKo) 2025 sieht vor, die Quote auf 15 Prozent zu steigern.

Weil aus finanziellen Gründen keine großen Sprünge möglich sind, setzt die Stadtverwaltung zum Erreichen dieses Ziels auf kleine, aber spürbare Schritte. Jüngster Akt: Der Radverkehrs-Knotenpunkt Südallee/Saarstraße wurde für 70 000 Euro aufgepeppt. Fahrradfahrer haben durch neue Markierungen mehr Platz bekommen. Die angestrebte Optimierung der Ampelschaltungen auf der gesamten Südallee-Strecke mit dem Ziel, Radfahrer möglichst ohne große Wartezeiten über den Alleenring zu lotsen, läuft aber weiterhin. Ludwig: "An der Feinjustierung doktern wir noch herum."

Einen Vorgeschmack auf den nächsten Schritt gab es am gestrigen Montag in der Weberbach: Auf der Fahrbahn in Richtung Konstantin-Basilika prangte ein Piktogramm, das selbst intimen Kennern der Straßenverkehrsordnung Rätsel aufgegeben haben dürfte. Richtungspfeil, Fahrradsymbol, Richtungspfeil, schön übersichtlich über vier Meter verteilt.
Was gestern von Tiefbauamts-Mitgliedern für einen Fototermin aufgeklebt und anschließend wieder entfernt wurde, wird in den nächsten Wochen noch einmal fein säuberlich aufgepinselt. Eine Kette von Piktogrammen in 50 Meter-Abständen soll Radfahrern signalieren, "Bitte hier fahren (und nicht auf dem Gehweg)!" und Autofahrer zu langsamerem und rücksichtsvollem Fahren animieren.

"Wir wollen das Bewusstsein für den Radverkehr und das Sicherheitsgefühl der Radfahrer stärken", erläutert Jonas Klöpfer, der im Stadtplanungsamt für die Radverkehrs-Konzeption zuständig ist.

Wie die einen halben Kilometer lange Weberbach erhält auch die Paulinstraße (965 Meter) eine Piktogramm-Kette. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, das die Stadt Trier in Zusammenarbeit mit den Unis Dresden und Wuppertal startet. Klöpfer: "Wir wollen einerseits für das Radfahren werben, aber gleichzeitig auch sehen, wie das Ganze angenommen wird." Über mehrere Wochen wird mit Kameras beobachtet, wie die Verkehrsteilnehmer reagieren.

Der Erkenntnisgewinn ist für die Stadt eine relativ preiswerte Angelegenheit. Sie muss lediglich die Kosten für das Aufbringen und der Markierungen tragen - im Falle der Weberbach dürften 6000 Euro fällig werden, in der Paulinstraße 10.000 Euro.

Die "innovative Radverkehrsführung auf anteilig genutzten Radstreifen" (Klöpfer) ist in den USA, Kanada und Australien längst etabliert. In der Trierer Weberbach bringt sie - sofern die Radler und Kraftfahrer mitspielen - einen Lückenschluss im Radwegenetz zwischen Südallee und Mustorstraße.

Seit 2015 hat die Stadt jährlich rund 700 000 Euro in die Verbesserung der Rad-Infrastrukur gesteckt. 2018 soll es deutlich mehr werden. Allein der Neubau des Radweges zwischen Ortslage Ruwer und Kürenzer Grüneberg ist mit knapp einer Million Euro veranschlagt.

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