Aus dem Dornröschenschlaf erweckt

Einzigartige Baudenkmäler prägen das Trierer Stadtbild. Doch nicht nur in römischer Zeit, auch heute werden hochwertige Gebäude errichtet. Um die Baukultur zu fördern, hat die Stadt gemeinsam mit der Architektenkammer und dem Architektur- und Städtebaubeirat (ASB) erstmals den Bauherrenpreis der Stadt Trier verliehen. Acht Bauherren hatten Objekte - von der Gartenlaube bis zum Geschäftshaus - eingereicht.

 Einem römischen Gartenhof nachempfunden ist das Hinterhofhaus von Irmgard Denzer in der Saarstraße, die mit ihrem sanierten Altbau den ersten Bauherrenpreis gewann. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Einem römischen Gartenhof nachempfunden ist das Hinterhofhaus von Irmgard Denzer in der Saarstraße, die mit ihrem sanierten Altbau den ersten Bauherrenpreis gewann. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) "Aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden" sei das Anwesen, das den Trierer Bauherrenpreis 2008 gewonnen hat, sagte Iris Wiemann-Enkler, Leiterin des Stadtplanungsamtes, bei der Preisverleihung im Trierer Rathaus. Vom Abriss bedroht, haben die Architekten Andrea Denzer und Georg Poensgen aus Marmagen das Hinterhaus von Irmgard Denzer (75) in der Saarstraße 106 in ein Schmuckstück verwandelt. "Die Wiederentdeckung der Stadt" nennen sie ihr Projekt, das, geht es nach der Amtsleiterin, Schule macht.

Unscheinbar hinter einer hohen Mauer versteckt, entfaltet das Gebäude beim Eintritt in den Innenhof - einem römischen Gartenhof nachempfunden - seinen großzügigen Charme. Hier, wo einst der PKW direkt vor der Küche parkte, ist - zumindest im Sommer - weiterer Wohnraum entstanden. Das Haus sei sensibel renoviert worden, sagt Poensgen. Nun habe es den zehnfachen Abrisswert. Es sei Konsens in der fünfköpfigen Fachjury gewesen, ein Bauvorhaben auszuwählen, das in einem relativ schwierigen städtebaulichen Umfeld steht, berichtete Wiemann-Enkler. Ausschlaggebend bei der Wahl des ersten Preisträgers sei gewesen, dass hochwertige Bausubstanz mit einfachen Mitteln geschaffen wurde.

Mehr Aufwand verlangte das Projekt der Firma "Velopoint" in Trier-West, das die erste Anerkennung erhielt. Ihm bescheinigte Wiemann-Enkler "eine Vorreiterfunktion", auch für das Konzept "Stadt am Fluss". Aus dem mehrfach überplanten ehemaligen Gewerbebau in der Aachener Straße 55 wurde 2007 eine Einheit, umklammert von einer Holzlamellen-Fassade. Geplant hat das Wohn- und Geschäftshaus die Arbeitsgemeinschaft Arcinplan Planungsgesellschaft/Dominik Heinrich aus Trier in enger Zusammenarbeit mit dem ASB. Direkt neben der Kunstakademie angesiedelt, vermag das Gebäude die Lücke zu schließen zwischen der alten Bausubstanz, dem Kaufland und der benachbarten Wohnbebauung, erklärte die Amtsleiterin.

Der zweite Anerkennungspreis ging an den Neubau von Manuela Pütz und Thomas Haubrich auf dem Petrisberg, Josef-Harnisch-Straße 3, geplant ebenfalls von Denzer und Poensgen. Auch hier habe die verdichtete Bauweise mit einem hohen Maß an Individualität überzeugt, sagte Wiemann-Enkler. Auf kleinstem Raum sei eine Vielfalt an Wohnraum entstanden, zu dem auch die drei Innenhöfe, denen verschiedene Funktionen zugeordnet sind, gehören.

"Wir stellen heute die Weichen für die zukünftige Stadtentwicklung", sagte Hans Jürgen Stein, Sprecher der Architektenkammer Trier. "Wir müssen hin zu einem Beratungsverfahren, bei dem sich Bauherren, Planer und die Stadt an einen Tisch setzen." Dann könnten zukunftsfähige Konzepte entstehen wie auf dem Petrisberg, der deutschlandweit Aufsehen erregt hat. Solch ein Verfahren könne er sich auch für die Baudenkmalpflege vorstellen, der Bauherrenpreis zeige den richtigen Weg. Er soll zukünftig alle zwei Jahre ausgelobt werden, versprach Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani.

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