Aus der Nische vor die Porta

TRIER. (bea) Dicht an dicht drängten sich am Wochenende die Regenschirme auf dem Porta-Nigra-Vorplatz. Der traditionelle Trierer Bauernmarkt war gut besucht – trotz Dauerregens. Insgesamt 17 landwirtschaftliche Direktvermarkter aus der Region boten ihre frisch geernteten Produkte an.

"Auf dem Trierer Bauernmarkt muss man sich ganz einfach sehen lassen. Auch bei schlechtem Wetter", sagt Hans-Josef Greif. Sein Bauernhof ist einer der beiden letzten in Trier-Zewen. Greifs Erfolgsrezept: "Man muss sich spezialisieren und eine Nische finden. Anders geht es heutzutage nicht." Dazu gehöre vor allem der Mut, andere Sorten zu produzieren als diejenigen, die es im Supermarkt gibt. Greif hat 20 Apfelsorten im Angebot. Außerdem verkauft er verschiedene Spezialkartoffeln. "Jede Sorte schmeckt anders", sagt er. Das Geschäft laufe gut: "Wenn die Qualität stimmt, akzeptieren die Menschen auch den etwas höheren Preis." Wenn es um seinen Hof geht, zeigt Greif großen Ideenreichtum. Es gibt einen "Apfelprobiertag", Kinder können bei ihm Traktor fahren, und Kindergärten kommen zu Besuch, um Kartoffeln auszubuddeln. Vor allem setzt Greif auf den persönlichen Kontakt zum Kunden: "Die Menschen wollen einen Ansprechpartner haben, der von den Produkten wirklich Ahnung hat." Darin sieht auch Matthias Boesen aus Newel-Lorich das große Plus der Direktvermarkter. Er wehrt sich gegen das Vorurteil, dass die Produkte vom Bauernhof teuer seien: "Soweit es geht, bieten wir noch Preise an wie zu D-Mark-Zeiten." Er ist zufrieden, denn zu seinen Stammkunden kämen fast täglich neue Kunden hinzu. Das Jahr 2005 sei "ein ganz normales Jahr" gewesen, obwohl das Wetter nicht immer mitspielte: "Im August war es zwei Wochen lang sehr kalt. Im Anschluss war es dann wieder richtig warm. Dabei ist mir ein kompletter Satz Salat kaputt gegangen." Grund zur Klage sieht Boesen nicht. Derartige Ernteausfälle seien "Berufsrisiko"."Ich lebe im Paradies"

Derartige Probleme kennt Schäfer Günther Czerkus nicht. Doch gerade zur Schäferei gehöre heutzutage eine Menge Idealismus: "Wenn ich mir die Menschen so anschaue, weiß ich, dass Geld allein nicht glücklich macht. Ich lebe im Paradies!" In seiner Schäferei in Wallendorf und auf den saisonalen Bauernmärkten verkauft Czerkus Felle, Lammfleisch, Schafswurst und Schafsschinken. Allein von den Schafen könne man aber nicht mehr leben, erzählt er. Durch die Agrarreform verschlechtere sich die Lage der Schafzüchter weiter: "Es werden keine Produkte mehr gefördert, sondern es gibt eine Flächenprämie. Eigene Fläche habe ich aber kaum." Seine größte Einnahmequelle sind die Pflegegelder, die er erhält, wenn seine Schafe beispielsweise in Naturschutzgebieten grasen und damit die Kulturlandschaft schützen. Auch Czerkus setzt auf Kreativität: "Vielleicht gibt es im sozialen Bereich Möglichkeiten. Schafe haben ja eine sehr beruhigende Wirkung besonders auf Kinder und ältere Menschen." Alexander Bohr vom "Bohrshof" in Welschbillig war mit seiner Familie bislang bei jedem Trierer Bauernmarkt dabei: "In Trier lief's noch nie schlecht. Unser süßer Viez geht immer." Die Bohrs haben ihr Angebot an das nasskalte Wetter angepasst und verkaufen "Glühviez". Mit dem Markt ist Bohr zufrieden - mit der momentanen Situation der Bauern jedoch nicht. Die Preissituation sei "noch trauriger" als im Vorjahr: "Unsere Kosten sind um zirka zwölf Prozent gestiegen, die Erzeugerpreise gleichzeitig um zirka zehn Prozent gesunken. Von dem, was übrig bleibt, müssen wir leben."

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