Behindertenbeirat kommt nach jahrelanger Planung

Mehr als zehn Prozent aller Trierer - rund 11 000 Menschen - haben einen Schwerbehindertenausweis. Ein neuer Beirat soll Stadtrat und Verwaltung dabei helfen, die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen umzusetzen.

 Mehr als zehn Prozent aller Einwohner der Stadt Trier leiden an einer Behinderung. TV-Foto: Friedemann Vetter

Mehr als zehn Prozent aller Einwohner der Stadt Trier leiden an einer Behinderung. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. (jp) "Die Vertretung der Interessen von Menschen mit Behinderungen an politischen Debatten und Entscheidungen hat enorm an Bedeutung gewonnen", betont Oberbürgermeister Klaus Jensen und hat auch sofort ein passendes Beispiel zur Hand, das es "heute in dieser Form nicht mehr geben würde". Die 1997 abgeschlossene Generalsanierung des Hindenburg-Gymnasiums, heute heißt es Humboldt, habe zwölf Millionen Mark gekostet und auch eine behindertengerechte Toilette umfasst. "Allerdings im ersten Stock, und es gab weder einen Aufzug noch Rampen", berichtet Jensen.

Ein neuer Behindertenbeirat soll derart peinliche Pannen verhindern und sich generell an der Planung öffentlicher Projekte beteiligen. "Es geht uns darum, Politik nicht nur für, sondern mit Menschen mit Behinderungen zu machen", sagt der OB. "Der Behindertenbeirat soll sich einbringen in die Debatte und den Entscheidungsprozess, er soll dem Stadtrat als Entscheidungsgremium wichtige Impulse liefern."

Weder das Projekt noch seine Begründung sind neu in Trier. Bereits Ende August 2008 hatte der Rat die Einrichtung eines Behindertenbeirats beschlossen. Doch die konkrete Umsetzung steht erst jetzt an: Morgen Abend wird der Rat mit der Verabschiedung einer Satzung die konkrete Schaffung des neuen Gremiums einleiten. "Wir mussten viele Gespräche und lange Verhandlungen führen", erklärt Sozialdezernentin Angelika Birk. "Wir wollten alle Verbände, Institutionen und Interessengruppen beteiligen und auch alle Arten von Behinderungen integrieren."

Die Zusammensetzung des neuen Gremiums sollen die Trie rer mitentscheiden. "Wir werden die Bevölkerung aufrufen, uns Kandidaten vorzuschlagen", erläutert Birk. "Es ist uns sehr wichtig, alle in Trier vorkommenden Formen von Behinderungen zu repräsentieren." Als Kandidaten für den Beirat kommen interessierte Behinderte als auch deren Interessenvertreter infrage. "Selbstverständlich schließen wir auch geistige Behinderungen nicht aus", betont Birk.

Diese Vorschläge landen dann bei OB Jensen, der eine Auswahl treffen wird. Diese soll anschließend vom Stadtrat geprüft und bestätigt werden. "Ein Vertreter jeder Fraktion wird ebenfalls zum Beirat gehören", betont Birk. Der Behindertenbeirat werde als Träger öffentlicher Belange zu jedem Projekt in Trier gehört und könne sich auch aus Eigeninitiative jederzeit einschalten. Das Gremium werde auch einen Behindertenbeauftragten wählen. Der Behindertenbeirat wird die Stadt an Sachmitteln und Aufwandsentschädigungen pro Jahr 5300 Euro kosten.

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