Verkehrsüberwachung Blitzer an Gedenkort in Trier löst Debatte aus

Trier · Die Stadt Trier hat ein Tempomessgerät dort aufgebaut, wo Kerzen für einen auf dem Bahngleis verunglückten Jugendlichen stehen. Das hat im Internet einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, aber auch Verständnis.

 Die Verkehrsüberwachung der Stadt Trier hat ein Radarmessgerät in der Gottbillstraße aufgestellt. Daneben erinnern Kerzen an den Tod eines Jugendlichen, der auf dem nahen Bahngleis von einem Zug erfasst worden war.

Die Verkehrsüberwachung der Stadt Trier hat ein Radarmessgerät in der Gottbillstraße aufgestellt. Daneben erinnern Kerzen an den Tod eines Jugendlichen, der auf dem nahen Bahngleis von einem Zug erfasst worden war.

Foto: privat

Bert Engel aus Trier veröffentlicht auf seinem Profil im sozialen Netzwerk Facebook nur sehr selten Beiträge. Sein jüngster Post vom Donnerstag jedoch hatte eine regelrechte Welle von Kommentaren zur Folge. „Wie pietätlos und geldgierig muss man sein, um an einer Stelle, wo vor kurzer Zeit ein Mensch gestorben ist, einen Blitzer aufzustellen? Armes Trier.“ Das schreibt Engel und stellt ein Bild dazu, das einen Blitzer der Verkehrsüberwachung in der Gottbillstraße im Gewerbegebiet Trier-Euren zeigt. Das mobile Radargerät steht an diesem Tag auf einer Betonfläche, offenbar einem Kanalschacht, direkt neben einer Ansammlung von Kerzen und Blumen.

Hintergrund: Auf dem nahen Bahngleis der Trierer Weststrecke war vor wenigen Wochen ein Jugendlicher von einem Zug erfasst worden. Der 16-Jährige war nach Angaben der Polizei dort am 23. Juni frühmorgens zu Fuß unterwegs in Richtung Zewen und wurde später tot gefunden. Die Ermittler gehen von einem tragischen Unglück aus (der TV berichtete). Angehörige und Freunde haben die roten und weißen Kerzen zum Gedenken an den Gestorbenen aufgestellt.

Im Gespräch mit dem TV erklärt Bert Engel am Freitag: „Ich fahre überall nicht schneller als erlaubt und habe deshalb kein Problem mit Blitzern. Aber über diese Aktion der Stadt habe ich mich geärgert. Die Mitarbeiter hätten das Radargerät 50 Meter davor oder dahinter aufstellen können, aber nicht direkt daneben.“

Seiner Aufforderung „Bitte teilen“ kommen offenbar viele Facebook-Nutzer nach, denn der Beitrag verbreitet sich innerhalb weniger Stunden. Es gibt Dutzende Kommentare, die weitaus meisten lehnen die Platzierung des Blitzers dort ab. „Unglaublich, mir fehlen die Worte“, schreibt Andre Frank. Uwe Horsch kommentiert: „Die sollten sich was schämen.“ Julia Ries: „Wie unverschämt. Als ob die Straße nicht lang genug wäre, um den Blitzer an einer anderen Stelle aufzustellen.“ Leinad Burns Nenhök findet die ganze Straße unangemessen für Tempokontrollen: „Die blitzen da nicht, um irgendwelche Unfälle zu verhindern. Das ist einfach ne schnurgerade Straße, da lässt sich eben Geld verdienen!“

Andere Kommentatoren äußern hingegen Verständnis: „Auf einer Straße, wo innerorts bis zu über 100 km/h gefahren wird, finde ich es angemessen“, schreibt Frank Müller.

Do Zi kommentiert. „Ich seh’ das eher als zusätzliche Warnung! Jeder, der diese Strecke kennt, kann sich vorstellen, warum der Blitzer dort steht! Es ist schon verlockend, schnell zu fahren!“ Weitere Kommentatoren geben zu bedenken: „Die machen nur ihren Job.“ Sandra Wingen empfiehlt: „Leute, fahrt ordentlich (dazu sind Verkehrsregeln), dann braucht ihr euch net aufregen. Der steht immer an dieser Stelle. Der Unfall ist auf den Gleisen passiert, was genau hat das mit dem Blitzer und Geschmacklosigkeit zu tun?“

Auf TV-Anfrage nimmt Stadt-Pressesprecher Michael Schmitz Stellung: „Grundsätzlich werden Blitzer an Gefahrenstellen aufgestellt oder an Straßen, in denen oft zu schnell gefahren wird. Den Blitzer zu diesem Zeitpunkt an genau dieser Stelle aufzustellen, war allerdings eine unglückliche Entscheidung, die wir bedauern und für die wir um Entschuldigung bitten. Wir respektieren natürlich die Trauer von Menschen um den auf den Bahngleisen verunglückten jungen Mann und wollen auf keinen Fall damit Gefühle verletzen. Bei weiteren Blitzer-Kontrollen werden wir ähnliche Situationen künftig vermeiden.“

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