Brandserie in Ruwer: Freispruch für 17-Jährigen

Trier · Im Prozess um Brandstiftungen im Trierer Stadtteil Ruwer/Eitelsbach hat das Amtsgericht Trier den 17-jährigen Angeklagten aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe gefordert und will vor dem Landgericht in Berufung gehen.

Trier. Donnerstagvormittag, Verhandlung im Amtsgericht Trier. Angeklagt vor dem Jugendschöffengericht ist ein 17-jähriger Trie rer, der im Mai 2011 im Stadtteil Ruwer/Eitelsbach insgesamt sieben Mal Feuer gelegt haben soll. Dabei sind mehrere Gebäude zerstört worden (der TV berichtete, siehe Extra).
Weil der Angeklagte minderjährig ist, wird die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft ist überzeugt von der Schuld des Schülers und fordert dreieinhalb Jahre Jugendstrafe. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Werner Linden aus Trier, plädiert auf Freispruch.
Angeklagter mehrfach in Haft


Das Urteil lautet: "Freispruch mangels Beweises", wie Amtsgerichtsdirektorin Jutta Terner später auf TV-Anfrage bestätigt. Das bedeutet: Das Gericht ist zwar nicht unbedingt überzeugt davon, dass der 17-Jährige unschuldig ist. Eine Schuld sehen die Richter aber nicht als erwiesen an.
Inwiefern sich die Anklage auf Aussagen von Zeugen und/oder Spuren an den Tatorten stützt, wird nicht bekanntgegeben, weil der Prozess nichtöffentlich ist. Allerdings müssen konkrete Verdachtsmomente vorgelegen haben. Sonst hätte die Staatsanwaltschaft nicht Anklage erhoben, und das Hauptverfahren wäre auch gar nicht erst eröffnet worden.
Seit der Festnahme des 17-Jährigen am 24. Juni "nach langwierigen und intensiven Ermittlungen" der Polizei ging es mehrfach hin und her. Erst kam der Jugendliche in Untersuchungshaft. Dann hob das Amtsgericht den Haftbefehl auf. "Gegen diese Entscheidung haben wir erfolgreich Rechtsmittel eingelegt", sagt Oberstaatsanwalt Ingo Hromada. Das Landgericht Trier sorgte dafür, dass der Angeklagte wieder in Haft kam. Später hob das Amtsgericht den Haftbefehl aufgrund neuer Erkenntnisse wieder auf. Seit November lief die Hauptverhandlung vor dem Jugendschöffengericht. Dabei stellte Verteidiger Linden eine Fülle von Beweisanträgen, so dass der Prozess mehrfach vertagt wurde. Über diese Aussage hinaus will sich der Rechtsanwalt aus Rücksicht auf seinen Mandanten nicht äußern. "Da das Urteil zudem noch nicht rechtskräftig ist und die schriftliche Begründung noch nicht vorliegt, möchte ich es nicht kommentieren", sagt Werner Linden.
"Da fangen wir bei null an"


Nach dem Richterspruch hat sich die Staatsanwaltschaft direkt im Gerichtssaal noch nicht dazu geäußert, ob sie Rechtsmittel einlegen wird. Auf TV-Anfrage kündigt Hromada am Donnerstagmittag an: "Wir werden Berufung einlegen."
Vor dem Landgericht würde das Verfahren dann komplett neu aufgerollt mit der gesamten Beweisaufnahme. Verteidiger Linden: "Da fangen wir wieder bei null an."Extra

Sonntag, 15. Mai, 5.45 Uhr: Brand einer unbewohnten Doppelhaushälfte in Trier-Ruwer, Straße Im Paulinsgarten. Die Ermittler finden Spuren von Brandbeschleunigern an drei weiteren Feuerstellen vor einem Nachbarhaus sowie zwischen Humboldstraße und Franz-Altenhofen-Straße. Donnerstag, 19. Mai, 0.50 Uhr: Brand einer Scheune in Ruwer-Eitelsbach. Die Flammen greifen auf ein Wohnhaus über, vier Bewohner retten sich ins Freie. Sonntagnachmittag, 22. Mai: Brand zweier leerer Lagergebäude bei WEAG & Mohr in der Ortsmitte von Ruwer. cus

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