Gastronomie Glocke wieder in Form, Neues in Planung

Trier · Nach sechseinhalb Jahren ist die Sanierung des traditionsreichen Trierer Wirtshauses abgeschlossen. Ein rein vegetarisches Restaurant soll folgen.

Trier schönste Straßen? Einheimischen kommt bei dieser Frage gewiss auch die Glockenstraße in den Sinn. Wenigstens jetzt wieder. Denn in den vergangenen Jahren hat man von dem vielen Fachwerk und anderen historischen Bauten nicht allzuviel gesehen.

 2011 vom Unternehmer-Ehepaar Peter und Anne  Brommenschenkel gekauft, ab 2012 um- und ausgebaut und jetzt endlich fertig: das Hotel und Wirtshaus Zur Glocke, zu dem nun auch das Haus links mit dem Backwarengeschäft gehört.

2011 vom Unternehmer-Ehepaar Peter und Anne  Brommenschenkel gekauft, ab 2012 um- und ausgebaut und jetzt endlich fertig: das Hotel und Wirtshaus Zur Glocke, zu dem nun auch das Haus links mit dem Backwarengeschäft gehört.

Foto: Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

Ein Bauzaun verengte den Straßenraum, wie der Kran dahinter blieb er viele Monate länger stehen als erwartet. Der Verursacher zeigt sich reuig: „Ich weiß, dass es viel Knurren über die lange und strapaziöse Bauphase und die damit einhergehenden Einschränkungen gegeben hat. Das tut mir leid“, sagt Peter Brommenschenkel (62); „Aber das ist jetzt vorbei. Ich glaube, für die Glockenstraße beginnt ein neue, sehr positive Ära.“

Anlass der hartnäckigen Straßenblockade war das Wirtshaus Zur Glocke. Das hatten Brommenschenkel und seine Frau Anne (66) Anfang 2011 gekauft. Ein Deal, der Schlagzeilen machte. Denn die Glocke, Triers dienstälteste Wirtschaft (eröffnet 1803) stand vor dem Exitus.

 Das nächste Brommenschenkel-Großprojekt: In den Obergeschossen des Hauses Grabenstraße 10 soll bis Ende des Jahres ein vegetarisches und veganes Restaurant entstehen.

Das nächste Brommenschenkel-Großprojekt: In den Obergeschossen des Hauses Grabenstraße 10 soll bis Ende des Jahres ein vegetarisches und veganes Restaurant entstehen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

Die Erbengemeinschaft Berens, der das Haus gehörte, sah sich außerstande, die historische Immobilie fit für die gastronomische Zukunft zu machen, was mindestens 800 000 Euro gekostet hätte. Der TV berichtete von den Verkaufsplänen und vom drohenden Szenario: urige Kneipe raus, x-beliebiger Laden rein. „Da läuteten bei uns die Alarmglocken“, erinnert sich Brommenschenkel: „Trier ohne Glocke? Ein Ding der Unmöglichkeit.“

Er und seine Frau erhielten den Zuschlag, weil sie versprachen, das Haus im traditionellen Sinne weiterzuführen. Dazu waren aufwendige Baumaßnahmen notwendig, zumal die neuen Besitzer auch den in den 1990er Jahren eingestellten Hotelbetrieb wieder aufleben lassen wollten. Saniert, um- und ausgebaut wurde ab 2012. Der Wirtshausbetrieb lief weiter – gegenüber in der zur „Ersatz-Glocke“ umfunktionierten Gaststätte Zur Krim.

Eine neue Dimension bekam das Projekt, als die Brommenschenkels 2015 auch das Nachbarhaus zur Linken kauften: „Das bot die Chance zu expandieren. So wurde erneut geplant – wie gehabt von Architekt Rudolf P. Weidert (81) – und gebaut.

Hinter der denkmalgeschützten Fassade entstand ein komplett neues Haus, das neben Küche, Technik- und Gast­räumen die Hälfte der 18 Zimmer des Romantik-Hotels Zur Glocke beherbergt – und neuerdings das Backwaren-Fachgeschäft Bio-Brotkörbchen.

Mit dessen Eröffnung am vergangenen Dienstag ist das Glocken-Vorhaben abgeschlossen. Auf die Frage, was das Ganze gekostet hat, schweigen die Brommenschenkels beharrlich. Fachleute schätzen, dass der Invest im hohen einstelligen Millionenbereich liegen muss. Peter Brommenschenkel betont: „Wir haben die Glocke nie als Renditeobjekt gesehen, sondern als Herzensangelegenheit. Mit dem Resultat sind wir hochzufrieden und stolz darauf.“

Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Dominik Heinrich (53), Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld, übt Kritik. „Natürlich ist es gut, dass die Glocke erhalten geblieben ist und das historische Gebäude nun vollständig genutzt wird. Doch unter den Bauarbeiten und den damit einhergegangenen Einschränkungen haben die Straße, die Bewohner und die Geschäftsleute sehr gelitten.“

Dafür sei auch die Stadtverwaltung verantwortlich: „Ich halte es für unverhältnismäßig, dass öffentlicher Raum so lange und so massiv von einer Baustelle in Beschlag genommen wird.“ Heinrich will darauf drängen, dass in künftigen Fällen der Kran „aufgeständert“ werden muss, also auf Stelzen steht und somit Fußgängern und Lieferverkehr nur wenig Raum wegnimmt.

Derweil plant das Unternehmer-Ehepaar Brommenschenkel, das alles in Eigenregie managt und in seinen Geschäften (Bioläden, Parfümerien, Gastronomie) rund 350 Mitarbeiter beschäftigt, ein neues Projekt. In sein bislang nur im Erdgeschoss genutzten Haus in der Grabenstraße 10 soll ein vegetarisch/veganes Gasthaus einziehen. 110 Plätze im ersten und zweiten Obergeschoss, darüber die Küche.

„Wir hoffen, das Restaurant gegen Jahresende eröffnen zu können und freuen uns sehr darauf, in unserer Heimatstadt eine Marktlücke schließen zu können.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort