Kunst Brunnenhof wird zur Bibliothek aus Licht

Trier · Während der Marx-Ausstellung können Besucher nachts im Brunnenhof zwischen riesigen Buchreihen wandeln, die an die alten Mauern gestrahlt werden. Dahinter steckt ein Künstlerpaar, dessen Arbeiten schon viele Trierer gesehen haben.

  So erstahlt der Brunnenhof ab Freitag, 4. Mai. Die Lichtinstallation kommt von zwei Künstlern, die sich schon mehrmals mit Trier beschäftigt haben.

So erstahlt der Brunnenhof ab Freitag, 4. Mai. Die Lichtinstallation kommt von zwei Künstlern, die sich schon mehrmals mit Trier beschäftigt haben.

Foto: privat

(red) Zum Auftakt der Ausstellung „Karl Marx 1818-1883. Stationen eines Lebens“ können Besucher und Passanten im Trierer Brunnenhof eine visuelle und sinnliche Auseinandersetzung mit Karl Marx und seinem geistigen Erbe erleben: In der maßgeblich von ihnen mitentwickelten Kunstform der „erweiterten Projektion“ setzen sich Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher auf mehreren Ebenen mit dem Philosophen auseinander.

Die projizierten Fotografien von Buchreihen aus Bibliotheken in Köln, Münster, Wien und Paris sind vom 4. bis zum 31. Mai zu sehen. Sie verweisen nicht nur auf Marx‘ Schriften, die über Generationen weitergetragen wurden – auch die weitreichende Korrespondenz und das europäische Netzwerk des Kommunikators Marx scheint in der Metapher der Bibliothek wider. Nicht zuletzt lädt die Projektion auch zu einem sinnlichen Erleben von materialisiertem Wissen ein: Die analogen Fotografien von ledergebundenen, historischen Büchern korrespondieren auf einzigartige Weise mit dem architektonischen Rhythmus des rund 1000 Jahre alten Simeonstifts.

Die Künstler Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher arbeiten seit Mitte der Neunzigerjahre mit dem Licht. Seitdem projizieren sie in aufsehenerregenden, oft begehbaren Projekten auf öffentliche Plätze, auf Architekturen und in natürliche Landschaften. Das Künstlerpaar hat viele verschiedene Orte bespielt, darunter auch prominente Plätze wie den Kölner Dom. Auch in Trier haben die beiden Künstler sich schon mehrfach mit Themen der Stadt auseinandergesetzt: 1999 machten sie sich gemeinsam mit Trierer Bürgern auf die Suche nach dem „römischen Gesicht“ und ließen Porträts von Einwohnern der Stadt als Diapositive im Mauerwerk der Nordfassade des Simeonstifts „lebendig“ werden. Zur Heilig-Rock-Wallfahrt warfen sie Projektionen der Haut des Menschen, der Tiere, der Pflanzen und der Mikroorganismen – „Haut als Gewand“ – auf Domfassade und –Vorplatz, im Rahmen der Ausstellung „2000 Jahre Schifffahrt auf der Mosel“ realisierten sie die Projektion „Phantom“ am Flussufer.

Die großformatigen Projektionen der Diapositive werden dabei nicht auf eine unbewegte Leinwand geworfen, sie gewinnen ihre Wirkung durch das Zusammenspiel mit dem dynamischen Untergrund und die Position des Betrachtenden. Projektion ist hier unerwartete, überraschende, unmittelbare Veränderung eines Landschaftraumes. Der Kunsthistoriker Manfred Schneckenburger, der sich intensiv mit dem Gesamtwerk beschäftigt hat, erklärt die Ruhe und den Feinsinn ihrer Arbeiten als besondere Qualität: „Veldhues/Schumacher vermeiden das lärmende Licht der Großstadt und der Reklamen.

Ihr Licht gleitet in Übergängen und allmählichen Transformationen.“ Die Projektion „Licht-Bibliothek“ ist die jüngste Arbeit von Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher und im Auftrag des Stadtmuseums Simeonstift Trier für die Karl-Marx-Ausstellung entstanden. Zu sehen ist die Licht-Installation von 4. bis 31. Mai täglich nach Einbruch der Dunkelheit bis 1 Uhr nachts im Brunnenhof.

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