Brutzeln für den guten Zweck

Sie ist ein gesellschaftliches Ereignis, dient einem guten Zweck und wurde in diesem Jahr quasi volljährig: Die 18. Küchenparty hat wieder Feinschmecker aus der Stadt und dem Umland angelockt. Der TV hat sich das Stelldichein der lokalen Prominenz angesehen.

Trier. Besteck und Töpfe klappern, es brutzelt und dampft in Dutzenden Töpfen und Pfannen, die Gerüche von Fischgerichten mischen sich mit Ochsenschwanz- und Gulasch-Aromen, ein Heidenlärm erfüllt die Küche des Mercure Hotels an der Porta Nigra. Zehn Spitzenköche aus der Region (siehe Extra) kochen und brutzeln, was das Zeug hält, denn mitten durch die Küche drängen rund 350 Besucher der Küchenparty, sehen den Köchen über die Schulter und stehen Schlange, um Wolfgang Beckers Perlhuhn mit gegrillter Gamba oder Harald Rüssels Flusskrebs, Rosenkohl und schwarze Nüsse mit Kartoffel-Kalbskopfmaultasche in Bergamottesud zu probieren - direkt aus Topf oder Pfanne vom Spitzenkoch auf den Teller angerichtet. Das hohe Arbeitstempo sind die Köche gewohnt. "Das ist nicht viel anders als im Glaskasten bei der Kochweltmeisterschaft", erzählt Georg Henke. "Man muss zwar Gas geben, aber es macht Spaß." Auch Christian Morgen lässt sich beim Anrichten seines Doradenfilets mit Vanilleschaum auf geschmortem Orangen-Chicoree-Gemüse nicht aus der Ruhe bringen. Der 29-Jährige ist der Jüngste in der Runde und hält es für "eine Ehre, hier dabei sein zu dürfen."

Das gilt auch für viele der Gäste. Die von Gisela Schröer ins Leben gerufene Küchenparty ist ein gesellschaftliches Ereignis, Einladungen sind begehrt, Karten schnell ausverkauft. Sehen und gesehen werden - die Küchenparty ist ein gesellschaftliches Ereignis. Ob lokale Prominenz oder nicht - vor dem Koch sind alle gleich: Ausgestattet mit roter Schürze müssen alle Schlange stehen oder sich ein Essensplätzchen suchen. Manch einer probiert die Gerichte gleich in der Küche. Eintracht-Trier-Vorstand Ernst Wilhelmi etwa isst sich begeistert von Koch zu Koch durch. Einen neuen Caterer für die Eintracht dürfte er dabei allerdings nicht gefunden haben. Viel abgucken bei den Köchen werde er sich nicht, erzählt Wilhelmi, "zuhause kocht meine Frau." Einige andere der anwesenden Männer sind da kochfreudiger, fast könnte man einen Trend zum Männerkochen ausmachen. Tenor Thomas Kiessling berichtet, er koche sehr oft und sehr gerne selbst. "Das ist höchste Entspannung für mich." Dabei hat er professionelle Hilfe: Kiessling ist in einem Männerkochclub, der von Schlemmereule-Chef Peter Schmalen betreut wird. Die Menüs des Kochclubs verzehrt die Männerrunde gleich selbst. Anders ist das im Kochclub, dem der Trierer Kultur- und Wirtschaftsdezernent Thomas Egger angehört. Hier werden die Frauen bekocht, in diesem Fall unterstützt von Georg Henke. "Er macht sich sehr gut", sagt Henke über Egger, und auch von dessen Lebensgefährtin gibt es viel Lob: "Thomas macht zu Hause eine legendäre Gemüsesuppe", sagt Sandra Grünewald. Angesprochen auf das Rezept erläutert Egger, dass so ziemlich alles reinkommt, was der Gemüsehändler hergibt. "Legendär" - dieses Attribut gibt auch ein weiterer Männerkoch einem seiner Gerichte. Harry Thiele, Vorsitzender der Kulturstiftung Trier, verrät, dass seine Bolognese-Sauce einen solch legendären Ruf habe, unter anderem wegen des reichlich darin verwendeten Rotweins. Ansonsten sei er vor allem Salat-Saucen-Spezialist.

Andere Gäste fachsimpeln weniger übers Kochen, oder wenn, dann eher von Konsumentenseite aus. Werner Angsten, VG-Bürgermeister aus Kell am See etwa, lobt den Abend: wegen der guten Weine, des guten Essens und der Möglichkeit, Kontakte zu pflegen. Einer seiner Kontakte allerdings hat Angsten doch tatsächlich das letzte Stück Kuchen von Hubert Scheids Dessert-Büfett vor der Nase weggegessen: Hochwald-Molkerei-Chef Karl-Heinz Engel war's - muss aber, wie Angsten schmunzelnd sagt, nun keine Konsequenzen fürchten. Konsequenzen hatte die fischlastige Menüauswahl derweil für einen anderen Gast: CDU-Stadtrats-Fraktionschef Berti Adams erzählt von seiner Fisch-Allergie, die die Essensauswahl drastisch reduziert. Adams löst das Problem pragmatisch und bedient sich bei Wilfried Lichts Crepinette vom Ochsenschwanz gleich doppelt.

Das Brutzeln und Dampfen in der Küche ist gegen 22 Uhr beendet, auch die Köche wechseln nun an die Weinstände und genießen den Abend - der eigentlich ihr Ruhetag gewesen wäre.

EXTRA: NOTIZEN



Der Veranstalter: Die Küchenparty wird von der Kulturstiftung Trier organisiert, unterstützt von der Initiatorin und Schirmherrin Gisela Schröer, Frau des ehemaligen Oberbürgermeisters Helmut Schröer. Der gute Zweck: Der Erlös kommt dem KinderKulturFonds und damit Trierer Kindern zugute. Der Fonds unterstützt Kinder aus sozial benachteiligtem Umfeld. Bei der Küchenparty gibt es in der Regel einen Erlös zwischen 8000 und 9000 Euro. Eintritt: 110 Euro pro Person. Die Weingüter stellen den Wein kostenlos zur Verfügung, die Köche stellen nur die Zutaten in Rechnung. Die Versteigerung: "Present and Past" - so heißt ein Werk des Trierer Künstlers Bodo Korsig. Seine Frau stammt aus Japan - daher stellte er das Gemälde für die Erdbeben-Hilfsaktion der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Trier zur Verfügung. Die Versteigerung endete bei 1950 Euro - den Zuschlag erhielt Volksfreund-Geschäftsführerin Inga Scholz. Die Köche: Für den guten Zweck gekocht haben Wolfgang Becker (Becker's Hotel und Restaurant Trier), Georg Henke (Georgs Restaurant, Trier), Henning Popp (Mercure Hotel Trier Porta Nigra), Peter Schmalen (Restaurant Schlemmereule, Trier), Harald Rüssel (Rüssels Landhaus St. Urban, Naurath/Wald), Christian Morgen (Schepper's Das Restaurant, Trier), Hubert Scheid (Schloss Monaise, Trier), Franz Lichter (Verein der Köche e.V.), Alexander Oos (Wein- & Tafelhaus, Trittenheim), Wilfried Licht (Zum Wiesengrund, Newel/Beßlich). Der Wein: Den Wein für den guten Zweck stellten zur Verfügung: Becker's Weingut (Trier), Bischöfliche Weingüter (Trier), Vereinigte Hospitien (Trier), Weingut Clüsserath-Weiler (Trittenheim), Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken (Saarburg), Weingut Grans-Fassian (Leiwen), Weingut Josef Rosch (Leiwen), Weingut Kirsten (Klüsserath), Weingut Paulinshof (Kesten), Weingut Piedmont (Konz-Filzen), Weingut Reichsgraf von Kessestadt (Morscheid).

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