Geschichte Die Stahlross-Veterinäre vom Bahn-Ausbesserungswerk Trier

Jünkerath/Trier · Nach sieben Jahren Recherche hat der Eifeler Eisenbahnfreund Martin Kreckler sein Buch zum ehemaligen Ausbesserungswerk Trier vollendet. Am Samstag stellt er es vor.

 Bilder aus der Vergangenheit: In Martin Krecklers Buch wird das ehemalige Eisenbahn-Ausbesserungswerk Trier wieder lebendig. Heute ist es zum großen Teil eine Industriebrache. Repros (2), Foto: Eisenbahnfreunde Jünkerath

Bilder aus der Vergangenheit: In Martin Krecklers Buch wird das ehemalige Eisenbahn-Ausbesserungswerk Trier wieder lebendig. Heute ist es zum großen Teil eine Industriebrache. Repros (2), Foto: Eisenbahnfreunde Jünkerath

Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"

Jünkerath/Trier Es sei für Normalsterbliche nicht einfach gewesen, einen Blick in das Eisenbahn-Ausbesserungswerk Trier zu werfen, als es noch in Betrieb war, erinnert sich der heute 62-jährige Martin Kreckler. Wo andere an den langen Zäunen, Mauern und pflichtbewussten Pförtnern scheiterten, da durften Martin und sein Bruder Wolfgang hereinspazieren - denn ihr Vater hatte dort ab 1930 eine Lehre als Lokschlosser absolviert und später als Lokführer die ausgebesserten Maschinen probegefahren. "Es war Außenstehenden nicht erlaubt, die Hallen zu betreten, wurde aber in unserem Fall geduldet", sagt Kreckler.

Das Ausbesserungswerk zur Instandhaltung von Schienenfahrzeugen in Trier wurde 1911 eröffnet. Von Ernst Spiro nach amerikanischem Vorbild geplant und erbaut, war die Anlage zu ihrer Zeit hochmodern: "Die hundert Tonnen schweren Lokomotiven wurden mittels riesiger Kräne auf den ihren zugewiesenen Platz in der Richthalle gehoben und zerlegt", erzählt der Autor. "Die Einzelteile wurden an die verschiedenen Werkstätten zur Aufarbeitung verteilt - und später, an einem anderen Ort, wieder zu einer Lok zusammengebaut."

Von dem ehemals für die gesamte Region so bedeutsamen Werk, das zu Spitzenzeiten rund 1500 Mitarbeiter hatte, seien nur noch die Lokrichthalle und einige weitere, kleinere Gebäude zu sehen, "doch die Gebäude verfallen zusehends", bedauert Kreckler. Seit der endgültigen Schließung 1986 können sich die Stadt Trier und der derzeitige Eigentümer nicht endgültig dazu entscheiden, was aus dem Gelände einst werden soll.
Aber das ist eine andere Geschichte, denn Kreckler geht es in seinem Buch um die Zeit des Aufbaus und der Entwicklung des Werks.

Dazu hat er in jahrelanger Feinarbeit und mit der Hilfe von Heimatforschern und den Eisenbahnfreunden Jünkerath nach Lageplänen und historischen Fotos gesucht und bei Zeitzeugen angefragt, die Dokumente zur Verfügung stellten. "Viele derjenigen, die mit mir ihre Erinnerungen zum Ausbesserungswerk Trier teilten, habe ich beim jährlichen Dampflok-Treffen in Dresden kennengelernt", sagt der Autor. Recherchen in Archiven in Saarbrücken, Koblenz und Nürnberg schlossen sich an. Auch Bibliotheken in Trier, Düsseldorf und Kaiserslautern durchstöberte Martin Kreckler nach Hinweisen zum Werk - ebenso wie das Trierer Katasteramt. "So kamen tausende Seiten an Literatur zusammen, die gesichtet werden wollten", sagt Kreckler. Mit dem bisher unveröffentlichten Entwurf der Werkschronik und der Dissertationsarbeit des Erbauers Ernst Spiro tauchen weitere wichtige Puzzle-Teile auf.

Nun, da das Werk vollendet sei, sagt der Autor, der im Hauptberuf Beamter ist, komme es in überschaubarer Auflage heraus. "Es ist in erster Linie ein Buch für Eisenbahn-Spezialisten", meint Kreckler. "Doch es handelt selbstverständlich auch von einem wichtigen Teil der Trierer Stadtgeschichte und der Region." Das Ende dieser Geschichte war ein bitteres: Von den 70er Jahren an wurden ausgerechnet im Eisenbahn-Ausbesserungswerk Trier die Stahlrösser, die jahrzehntelang gehegt und gepflegt, poliert und wieder fit für den Verkehr gemacht wurden, auseinandergelegt und verschrottet.

Martin Kreckler: Das Eisenbahn-Ausbesserungswerk und die Entwicklung des Werkstättenwesens im Raum Trier. 428 Seiten, 600 Bilder, 39,80 Euro. Herausgeber: Eisenbahnfreunde JünkerathExtra: ZWEI ABENDE, EIN GEMEINSAMES THEMA

 Martin Kreckler und das neue Buch.

Martin Kreckler und das neue Buch.

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"
 Von 1911 an drehten sich bis 1986 die Maschinen, danach war endgültig Schluss.

Von 1911 an drehten sich bis 1986 die Maschinen, danach war endgültig Schluss.

Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"


Martin Kreckler stellt am Samstag, 18. November, 15 Uhr, im ehemaligen Wartesaal des Jünkerather Bahnhofs sein Buch der Öffentlichkeit vor. Veranstalter sind die Eisenbahnfreunde Jünkerath. Am Samstag, 25. November, wiederum beginnt um 15 Uhr ein Vortrag über "das Ausbesserungswerk und die Entwicklung des Werkstättenwesens im Raum Trier" in der alten Synagoge in Schweich. Veranstalter sind in diesem Fall die Modelbahnfreunde Schweich.

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