Bunte Hoffnungsschimmer

TRIER. Tanz und Gesang im geschützten Raum: Von fantasievoll gestalteten Kostümen ummantelt, fesselten und bewegten die Künstlerinnen um Margarete Palz im Areal des Frauengartens "SieFinden", mit fantastischen Darbietungen Zuschauer und Passanten.

 "Iris - Farben im Kreis" - ein Kleiderspiel als Auftakt einer Veranstaltungsreihe im Frauengarten auf dem Landesgartenschau-Gelände.Foto: Katja Krämer

"Iris - Farben im Kreis" - ein Kleiderspiel als Auftakt einer Veranstaltungsreihe im Frauengarten auf dem Landesgartenschau-Gelände.Foto: Katja Krämer

Zehn Findlinge, tonnenschwere grau schimmernde Steine, liegen kreisförmig im hohen Gras. Hier und da reckt eine Blume ihren Hals und setzt mit ihrer Blüte einen Farbtupfer in das Grün. So wie Wind und Wasser die Steine, die einen geschützten Raum im Frauengarten "SieFinden" symbolisieren, im Laufe der Zeit modellierten, formen Lebensereignisse Menschen. Gewalt hinterlässt ihre Spuren. "Sexuell missbrauchte Frauen, die zum Notruf kommen sind erstarrt, ihre Seelen sind fast zu Stein geworden", sagt Margarete Palz, Regisseurin des Stückes "Iris-Farben im Kreis". Den Worten auf dem Hinweisschild "Wir laden Sie ein, unseren Garten ,SieFinden‘ zu besuchen… Einen geschützten Raum. Einen Raum der Ruhe und Kraft gibt…" gefolgt, erwartet die Männer und Frauen zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe ein beeindruckendes Schauspiel zum Staunen und Nachdenken: Nicole Bommertz hat am Piano unter dem zart wirkenden Birkenwald, der den Garten "SieFinden" umsäumt, Platz genommen. Sieben Frauen, umhüllt von einfallsreich gestalteten Kostümen aus Hochglanzfotos und transparenten Stoffen, tanzen zu "Porgi Amor" von Wolfgang Amadeus Mozart über die Wiese, räkeln sich über den Steinen und begegnen sich in der Mitte des Kreises. Die Kunstkleidung dominiert den Körper, schränkt die Tänzerinnen in ihrer Bewegungsfreiheit ein und zwingt die Choreographie zu neuen Aktionsmustern - wie vergewaltigte Frauen, die oftmals durch ihre bittere Erfahrung wie gelähmt sind und neue Lebenswege finden müssen, - "übrigens, 75 Prozent der sexuell missbrauchten Frauen kannten den Täter", ist auf einer der Schautafeln zu lesen, die das Areal umsäumen. In der zweiten Episode des sechsteiligen Programms "Mit der Anmut von Vögeln" laden die aus dem Saarland stammenden Künstlerinnen zum Träumen ein. Vergewaltigte Frauen flüchten häufig in eine selbst geschaffene Realität. Der Tanz der anmutig sich bewegenden Akteurinnen zu "Angel" von Astor Piazzola und zu Giacomo Puccinis "Oh mio Babbino caro" signalisiert Hoffnung. Durch Gespräche im Notruf für vergewaltigte und von sexueller Gewalt bedrohte Frauen und Mädchen e.V. (Deutschherrenstraße 38) kann sich das Gefühlschaos lichten und sexuell missbrauchten Frauen Hoffnung geben. Gewaltig sind die Spuren, die sexueller Missbrauch hinterlässt, überwältigend war das farbenprächtige Spektakel zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe im Garten "SieFinden" . Der Notruf hat in Zusammenarbeit mit "frauenzenTRIERt e.V." und der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz das naturbelassene Areal auf dem LGS-Gelände geschaffen, das auch Raum gibt für ein bewegendes Spiel zwischen Natur und Kultur.

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