Da "passiert auch was"

TRIER. Mit einem neuen Ausstellungskonzept möchte die Tufa niveauvolle Gegenwartskunst in Trier etablieren (der TV berichtete). Wichtigste Neuerung dabei sind die Führungen der Kunstwissenschaftlerin Christina Biundo, die auf lebendige und persönliche Weise zwischen Betrachtern und Kunst vermitteln.

Eine kleine Schar Besucher hat sich in der Tufa eingefunden, um die Skulpturen-Ausstellung "Holzfällen - eine Erregung" von Benedikt Birckenbach zu besuchen. Teils sind sie gezielt zur Führung von Christina Biundo gekommen, teils zufällig, wie Birgit Kausch und ihr Begleiter. Die beiden haben ihren Rundgang beendet und wollen gerade gehen, als Christina Biundos muntere Einladung sie neugierig macht: "Sehen Sie sich in Ruhe um, damit Sie Fragen stellen und wir in einen Dialog über Kunst eintreten können."Jeden Künstler erst kennen lernen

Das Paar bleibt und streift mit den anderen Besuchern durch den Ausstellungsraum. Dann erzählt Christina Biundo Einzelheiten über die Vita des Künstlers, nicht aus dem Klappentext eines Katalogs, sondern aus der persönlichen Begegnung mit dem Bildhauer. "Ich besuche die Künstler immer erst in ihrem Atelier", sagt sie. Die dabei gewonnenen Einblicke in Intention, Werk und Arbeitsweise gibt Biundo beim gemeinsamen Rundgang lebendig an die Besucher der Ausstellung weiter, lenkt den Blick auf Details und Zusammenhänge. Niemand muss still stehen und Fachjargon lauschen, es darf geschaut, berührt, erlebt werden. "Die Begeisterung von Frau Biundo ist ansteckend", sagt Birgit Kausch, "und wenn der Kontakt da ist, dann passiert auch was." Was passiert, ist, dass Wahrnehmungen geschärft und Gefühle ausgelöst werden. "Ich habe erst über den Titel der Ausstellung geschmunzelt", sagt Besucherin Angelika Meyer, "aber jetzt kann ich spüren, was damit gemeint ist." Auch ruhigere Teilnehmer melden sich nun zu Wort, Gespräche über Empfindungen, Ästhetik, Kunstverständnis entwickeln sich. Christina Biundo strahlt: Der Dialog ist da. "Sinn der Führung ist es, lesen zu lernen, die Sprache des Kunstwerks zu verstehen, ohne etwas hinein zu dichten. Dabei stelle ich selbst mich als Mittler zur Disposition, denn bei mir passiert ja was, da entstehen Gefühle", sagt sie. Jugendlichen, die mit ihren Schulklassen in die Ausstellung kommen, erklärt sie das so: "Musik kann euch zu Tränen rühren, Kunst auch. Sie bedient sich nur einer anderen Sprache." Birgit Kausch und die anderen Besucher jedenfalls sind begeistert und würden jederzeit wieder teilnehmen: "Das war ein spannendes und intensives Erlebnis, so was hat hier gefehlt." Eine Dame aus Blankenheim lässt ihre Adresse da, um zu Terminen eingeladen zu werden. Die nächste Ausstellung "In Between", Malerei von Tina Stein, wird am Freitag, 28. Januar, um 20 Uhr in der Tufa eröffnet. Auskunft unter Telefon 0651/7182412.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort