Damit die Vergangenheit Zukunft hat

Verstaubt, antiquiert und nur etwas für Liebhaber: Alte Handschriften und Bücher haben es schwer, eine Lobby zu finden. Dabei ist ihr Wert für Historiker unermesslich. Diesem Umstand widmet sich die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier seit nunmehr zehn Jahren.

 Josef Peter Mertes (Zweiter von rechts), ADD-Präsident und Vorsitzender des Fördervereins der Stadtbibliothek, überreichte Bibliotheksdirektor Michael Embach (Zweiter von links) eine Faksimile-Ausgabe des „Echternacher Evangelistars“. Bei der Übergabe waren auch Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (rechts) und Gunther Franz (links) dabei. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Josef Peter Mertes (Zweiter von rechts), ADD-Präsident und Vorsitzender des Fördervereins der Stadtbibliothek, überreichte Bibliotheksdirektor Michael Embach (Zweiter von links) eine Faksimile-Ausgabe des „Echternacher Evangelistars“. Bei der Übergabe waren auch Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (rechts) und Gunther Franz (links) dabei. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. (kbb) Wer über die Trierer Stadtbibliothek spricht, tut dies meist mit Selbstbewusstsein. Und das nicht ohne Berechtigung, lagern in der Schatzkammer teils Jahrhunderte alte Zeugen der Vergangenheit: der Egbert-Codex, eine Gutenberg-Bibel, die Trierer Apokalypse, die "Cautio Criminalis" von Friedrich-Spee. Und die Liste ließe sich problemlos fortsetzen.

Doch sind zum Erhalt dieser Dokumente teils erhebliche Investitionen nötig, da sie mit den Jahren sonst zerfallen und für nachfolgende Generationen unbrauchbar würden. "Es ist unstrittig, dass die Finanzierung der Kultur im Allgemeinen und hier im Besonderen alleine aus öffentlichen Mitteln nicht möglich ist. Die Stadtbibliothek hatte dies seit Langem erkannt", sagte Josef-Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und damit automatisch Vorsitzender des Fördervereins der Trierer Stadtbibliothek.

1998 wurde der Verein auf Initiative des damaligen Bibliotheksdirektors Gunther Franz gegründet und kann heute, nach zehn Jahren, auf eine beachtliche finanzielle Unterstützung der Bibliothek zurückblicken. "Damals erlebte die Bibliothek durch einen Pilzbefall eine Krise. Die Stadt Trier drohte, die Arbeit der Stadtbibliothek auf ein Minimum zu beschränken, wenn sich das Land nicht stärker beteiligen würde. In dieser Situation war die Gründung der Fördergesellschaft ein entscheidender Schritt", sagte Franz.

In seiner Festrede stellte der Historiker die zentrale Frage, ob sich der Wert einer solchen Sammlung überhaupt erfassen lasse. "Der materielle Wert lässt sich in weiten Teilen über den Markt bestimmen, der ideelle Wert von Einzelstücken weicht davon aber enorm ab." Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink lobte den reichen Fundus an mittelalterlichen Handschriften und frühneuzeitlichen Drucken und sprach von der Stadtbibliothek als einem "Haus mit großem Renommee, das in der vordersten Reihe kultureller Institutionen" stehe und die Bedeutung Triers als "Ort der Wissenschaft und der Bildung" unterstreiche.

Dazu stellte Bibliotheksdirektor Michael Embach die Sonderpublikation der Stadtbibliothek zum Fördervereins-Jubiläums vor. Zum gleichen Anlass überreichte der Förderverein der Stadtbibliothek zudem eine rund 5500 Euro teure Faksimile-Ausgabe des "Echternacher Evangelistars", einer liturgischen Zusammenstellung mit einzelnen Episoden aus den vier Evangelien, deren Original im elften Jahrhundert in der Echternacher Abtei entstanden ist.

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