"Das Klüngeln im Stadtrat muss aufhören"

2007 stand noch im Zeichen der Fusion, doch jetzt will es die Linke wissen. "In Trier sind andere Verhältnisse angesagt", verkündet die Kreisvorsitzende Katrin Werner selbstbewusst. Von dem enormen internen Ärger auf Landesebene wolle man sich vor Ort nicht beeindrucken lassen.

Trier. (jp) "Wir haben jetzt einen schlagkräftigen Vorstand" - mit diesen Worten hat die Linke in Trier und Trier-Saarburg im Sommer 2007 die Vereinigung der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) und der Linkspartei abgeschlossen. Wobei selbst die handelnden Akteure den Begriff "abgeschlossen" für recht optimistisch halten. "Es gibt einen Machtkampf nach dieser Vereinigung", räumt Vorstandsmitglied Karl-Georg Schroll ein. "Doch das müssen wir aushalten. Eine vernünftige Arbeit auf Kreisebene ist trotzdem möglich. Unser Team steht."An dessen Spitze will Katrin Werner dafür sorgen, dass die Linke bei der Kommunalwahl 2009 eine Rolle spielt. Keine einfache Aufgabe für die Expertin aus der Versicherungsbranche und junge Mutter. Die Linke ist zurzeit in keinem einzigen politischen Gremium in Stadt und Kreis vertreten. "Aber wir haben uns seit 2005 von 20 auf 100 Mitglieder gesteigert", sagt sie. "Das ist doch ein deutliches Zeichen. Die Mainzer Zerwürfnisse werden uns nicht daran hindern, hier unsere Arbeit zu machen."Wie soll diese Arbeit aussehen? "Wir müssen noch ein konkretes Programm entwickeln", räumt Schroll ein. "Die Vereinigung hat viele Kräfte gebunden. Doch immerhin sind im Kreisverband alle Animositäten ausgeräumt." Ein ernüchterndes Zwischen-Fazit: Noch kein Programm, keine Kandidaten, kein einziger Sitz in einem Rat. Aber hohe Ziele. "Trier braucht eine ganz andere Form von Politik und Kultur", sagt Johannes Verbeek, der ebenfalls im Kreisvorstand sitzt. "Die Klüngelei der UBM mit der CDU muss aufhören." Damit hat Verbeek auch verraten, auf welches Gremium sich die Linke für 2009 einschießen will. "Wir nehmen den Stadtrat in Angriff", bestätigt Katrin Werner. "Unsere interne Struktur ist für den Kreistag noch nicht weit genug gefächert." Falls der Sprung in den Trierer Rat gelingen sollte, wird die Linke mit Sicherheit nicht die CDU-UBM-Linie verstärken. "Es ist vorstellbar, dass wir eine Mehrheit mit der SPD und den Grünen anstreben würden", betont Verkehrs-Experte Schroll dann auch ohne Zögern.Doch bis dahin hat die Linke noch einen sehr weiten Weg vor sich. "Wir werden öffentlich über Verkehrs- und Energiepolitik auf der Basis sozialer Gerechtigkeit diskutieren, Veranstaltungen organisieren und eine Sozial-Ticket-Initiative gründen", kündigt Karl-Georg Schroll an. Meinung Wer ist das denn? Die Linke in Trier hat hohe Hürden vor sich. Die erste Frage möglicher Wähler wird nicht lauten "Was tut sie?" Stattdessen wird es heißen "Wer ist das denn überhaupt?" Das Fusions-Getöse und die Tatsache, dass sich die Linken auf längere Sicht in der politischen Bundesliga etabliert haben, verleihen ihnen nicht automatisch auch ein kommunales Profil. Die Kritik am "Klüngel" zwischen CDU und UBM ist keineswegs ein heller Schein am Horizont einer neuen politischen Ordnung und Kultur in Trier, sondern schlichter Alltag. Aus aktueller Sicht sind Zweifel erlaubt, ob es für einen Angriff 2009 schon reicht. Zumal die Linke auch generell noch kein offizielles Parteiprogramm hat, das ist erst für 2008 geplant. Ideen, Köpfe, Konzepte - die Linke hat nicht mehr viel Zeit, den Wählern etwas anzubieten, an dem sie sich orientieren können. Wenn hier noch Spannung aufkommen soll, muss schnell etwas geschehen. j.pistorius@volksfreund.de

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