Das Theater geht auf die Straße

Trier · Das Theater Trier ist von städtischen Sparmaßnahmen bedroht (der TV berichtete). Vom Schreiner bis zur Opernsängerin demonstrierten am Samstag die Theatermitarbeiter gegen weitere Kürzungen am Dreispartenhaus - Musiktheater, Schauspiel und Tanztheater. Zahlreiche Passanten unterschrieben die Petition "Pro Ensemble-Stadttheater Trier".

Trier. Bei den Theaterleuten weiß man nie so recht, ob die Tränen echt sind oder nicht. Doch der Mezzosopranistin Vera Ilieva ist es am Samstag nicht nach Schauspielern zumute: "32 Jahre lang bin ich am Theater Trier, mein ganzes Herzblut steckt darin", sagt die Opernsängerin mit tränenerstickter Stimme.
Ihre ehemalige Schülerin Luana Sandoval (21), die auch beim Protestzug dabei ist, studiert heute Gesang. "Theater heißt Zukunft", sagte die junge Sängerin während Monika Riedel (29) vom künstlerischen Betriebsbüro unentwegt Unterschriften für die Petition sammelt. 20 000 werden benötigt, mehr als die Hälfte ist geschafft. Der Samstag gibt noch mal einen Schub: "Viele Passanten haben erst durch unsere Aktion heute von der Situation erfahren", sagt Riedel.
Der Protestzug besteht aus 200 meist schwarz gekleideten Theatermitarbeitern, allen voran Intendant Gerhard Weber. Zu übersehen und -überhören ist er kaum: Schauspielerin Barbara Ullman verkündet vor der Trier-Galerie: "Von der Schließung einzelner Sparten bis zur Abschaffung des gesamten Theaterensembles ist alles denkbar. Dieses Vorgehen wäre der Höhepunkt einer Kette von ,Konsolidierungsmaßnahmen\' mit der Folge eines bisher beispiellosen kulturellen Kahlschlags in der Weltkulturerbe-Stadt."
Die hoch verschuldete Stadt Trier hat schon 2011 rund 560 000 Euro beim Theater eingespart.
Tänzer des Tanzensembles präsentieren auf dem nassen Asphalt vor der Trier-Galerie, am Hauptmarkt und vor der Porta einen Part aus dem aktuellen Tanzstück Falco. Orchestermusiker spielen, der Theaterchor übt singend Protest.
Magda Rumpff (89), gebürtige Triererin, die am Niederrhein lebt, meint kopfschüttelnd: "Sehr traurig, dass es solch eine Aktion überhaupt geben muss." Kultur sei sehr wichtig für das Gleichgewicht der Gesellschaft. "Andere Städte, gleiche Probleme", sagt Touristin Ursula Roitsch (55) aus Dresden. Sie findet es richtig, dass das Ensemble auf die Straße geht, denn laut Roitsch ist ein Theater, das die breite Masse anspricht, sehr wichtig. "Es muss bleiben, das ist Kultur", fordert auch Ursula Gamter (58) aus Merzig.
Theatersprecher Frank-Uwe Orbons kündigt schon mal mindestens eine weitere Protestveranstaltung an.

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