Das wandelnde Lexikon des Bistums

Trier · Die Geschichte des Bistums Trier und seiner Persönlichkeiten kennt kaum einer so gut wie Martin Persch. Der Leiter des Bistumsarchivs hat mehr als drei Jahrzehnte lang historische Schriftstücke verwaltet. Jetzt verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Trier. Tausende Regalmeter voll wertvoller alter Handschriften, Urkunden und Bücher: Das Archiv des Bistums Trier war 35 Jahre lang der Arbeitsplatz von Dr. Martin Persch, davon leitete er das Archiv 26 Jahre als Direktor. Am Freitag ist er mit einer Feier in den Ruhestand verabschiedet worden.
Generalvikar Dr. Georg Bätzing würdigte Perschs Verdienste um das Bistumsarchiv. Er habe die "Ehre und die Pflicht, einen hoch geschätzten Mitarbeiter in den Ruhestand zu verabschieden." Besonders schätze er an Persch dessen weiten Blick. "Die solide Kenntnis der Geschichte unseres Bistums und seiner prägenden Gestalten" verbinde er mit dem "wachen Bemühen" um das Wohl der Mitarbeiter im Bistumsarchiv und einer "bemerkenswerten Aufmerksamkeit für viele Menschen darüber hinaus", sagte Bätzing. So halte Persch Vergangenheit und Gegenwart des Bistums zusammen - um einer guten Zukunft willen.
"Martin Persch ist wie ein wandelndes Lexikon oder wie Google auf zwei Beinen", erklärte Archivarin Marita Kohl. "Man muss nur einen Namen oder einen Sachverhalt antippen und schon "sprudeln" Quellen, Literaturangaben oder Hinweise aus ihm heraus." Persch habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen der vielen Archivbesucher gehabt. Auch Stefan Nicolay, stellvertretender Leiter des Archivs, betonte, Persch sei immer ein gern gefragter Ratgeber gewesen, besonders in Fragen der Bistums- und Regionalgeschichte. "Aber ihn hat als Kollegen und Chef auch ausgemacht, dass er loyal und mitfühlend war, und durch seine Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit auch ein gutes Vorbild war und ist."
Martin Persch wurde 1948 in Linz am Rhein geboren und wuchs in Adenau auf. An der Theologischen Fakultät Trier und in Regensburg studierte er Theologie - unter anderem bei Professor Joseph Ratzinger. Mit seiner Familie kam er 1978 nach Trier und begann die zweijährige Ausbildung für den Archivdienst im Trierer Bistumsarchiv. Bücher und die Archivarbeit prägen seither das Leben und Arbeiten Perschs. So promovierte er sich 1987 mit einer Arbeit über das Trierer Diözesangesangbuch an der Theologischen Fakultät Trier.
Im selben Jahr trat er dann zunächst kommissarisch die Nachfolge von Prälat Alois Thomas als Leiter des Bistumsarchivs an, 1989 wurde er zum Archivdirektor ernannt. Perschs wissenschaftliche Publikationen spiegeln sowohl persönliche Interessen wider als auch das Aufgabenspektrum eines Bistumsarchivs: Schwerpunktmäßig setzte er sich etwa mit der Geschichte des Bistums Trier und seiner Bischöfe, mit den im KZ Dachau umgekommenen Priester-Märtyrern des Bistums Trier oder mit der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996 auseinander.
Schon früh habe Persch den unschätzbaren Wert der Pfarrarchive als kulturhistorische Quelle betont und dazu gedrängt, diese Dokumente zu sichern und zu erschließen, erklärte Stefan Nicolay. Seine Bemühungen zeigten sich heute etwa in dem 1993 bis 1995 neu entstandenen zweiten Standort auf dem Duisburger Hof bei Ruwer.

Forschung in Vereinen


Neben seiner Arbeit als Leiter des Bistumsarchivs engagierte sich Persch auch in mehreren Gremien, so etwa für die Trierer Gesellschaft für nützliche Forschungen, den Verein Kurtrierisches Jahrbuch, den Verein Trierisch oder die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte.
Für Persch schließe sich am Ende seiner Berufslaufbahn mit dem Erscheinen des neuen Gotteslobes auch ein Kreis, wie Nicolay berichtet. Schon in seiner Doktorarbeit habe er sich wissenschaftlich mit dem Thema befasst und in den vergangenen Jahren dann als Experte die Entscheidungen der Trierer Kommission mitbestimmt. "Wir Mitarbeiter danken ihm für seinen klugen Führungsstil, sein Vertrauen in uns und die angenehme Arbeitsatmosphäre und wünschen ihm alles Gute für den Ruhestand", sagte Nicolay. red

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