Demokratie in Biewer

Reg dich doch nicht immer so furchtbar auf, sagt meine Bärbel. Aber ich kann nicht anders. Mein Kumpel Albert, mit dem ich jeden Donnerstagabend beim Viez sitze, hat mir erzählt, was auf der Schule seines Töchterchens so alles los ist.

Alberts kleine Maus geht in die Grundschule Biewer. Begeistert hat sie uns immer wieder erzählt, wie die Kinder den Namen für ihre Schule selbst ausgewählt haben. "Echt demokratisch", betonte sie stolz. "Grundschule Am Biewerbach" soll die Bildungsstätte heißen. Die Geschichte hat etwas mit einem Bund-Länder-Programm zu tun, das den Kindern Demokratie näher bringen soll. Genau hier überschreiten wir meiner Ansicht nach die Grenze zur Realsatire. Denn der demokratisch gewählte Ortsbeirat Biewer ist von der "echt demokratischen" Entscheidung der Kinder nicht begeistert. So geht das ja wohl nicht, sagt der Ortsbeirat. Wir entscheiden hier über Schulnamen. Wir sind wichtig. Überlasst die Demokratie mal schön uns. Kinder darf man sehen, aber nicht hören. Und über eine solche Haltung soll ich mich jetzt nicht aufregen. Dabei hatte der Ortsbeirat den Kindern Namen vorgeschlagen, bevor deren "echt demokratische" Entscheidung gefallen ist. Aber den Schülern hat der Name "Antonius-Kerscht-Grundschule" nun mal nicht gefallen. Mal unter uns: Wer kennt den? Herr Kerscht hat mal 500 Reichstaler gespendet - vor 239 Jahren. Und diesen Namen will der Ortsbeirat jetzt der Schule aufdrücken. Gegen den Willen der Kinder, gegen deren "echt demokratische" Entscheidung. Das ist nicht demokratisch, das ist eine Sauerei. Setzen, sechs.

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