Denkmal für den Mathe-Lehrer

OLEWIG. Davon können die meisten heutigen Lehrer nur träumen: Dankbare Schüler setzten Studienrat Dr. Johann Peter Wilhelm Stein 1831 ein Denkmal. Der Obelisk steht seit 1990 im Einmündungsbereich Brettenbach/Riesling-Weinstraße. Wer unser Bilderrätsel lösen wollte, musste einen der beiden Straßennamen nennen.

Sieht von weitem aus wie ein Kriegerdenkmal, ist bei näherer Betrachtung aber ein Monument für einen Mathematiklehrer. Sehr ungewöhnlich und damit wiederum sehr passend für eine außergewöhnliche Persönlichkeit. "Unserem Lehrer" und "J.P.W. Stein aus Trier wirkte 15 Jahre als Lehrer der Mathematik am Gymnasium zu Trier und starb am 17. März 1831 im 35. Jahre seines Alters", heißt es in Inschriften auf dem Sockel. Dessen beiden anderen Seiten zieren - als Relief - Zirkel, Globus und Lineal sowie Sonne und Planeten. Stein stammte aus dem heutigen Haus Brotstraße 41. Geboren 1795, ein Jahr nach der Eroberung Triers durch französische Revolutionstruppen und dem Untergang des Kirchenstaates, besuchte der mathematisch hochbegabte Schüler das Gymnasium (das heutige Friedrich-Wilhelm-Gymnasium) und trat dann als Vermessungsingenieur in den Dienst der napoleonischen Armee. Nach dem Sturz Napoleons kehrte er in seine nun preußische Heimatstadt zurück und arbeitete seit Frühjahr 1816 als Mathematik-Lehrer in seinem früheren Gymnasium. Schüler berichteten später von einem strengen, aber begeisternden und zur Selbsttätigkeit anregenden Unterricht - für damalige Verhältnisse geradezu revolutionär. Stein verfasste bald auch eigene Unterrichtsbücher, die weithin Beachtung fanden, weitere "vorzüglichste und bedeutende Werke", wie es damals hieß, folgten. Für seine Kenntnisse und Verdienste um die Mathematik verlieh ihm die Uni Bonn 1829 die Ehrendoktorwürde. Der Trierer Historiker Gottfried Kentenich (1873-1939) nennt Stein "einen Epoche machenden Mathematiker". Welche Karriere er noch hätte machen können, darüber lässt sich nur spekulieren. Im Alter von gerade einmal 35 Jahren starb er unerwartet in seinem Haus in Olewig. Er hinterließ seine (zweite) Frau Catharina Schlink Dany (die ihn um 48 Jahre überlebte) und sechs Kinder im Alter vier Wochen bis elf Jahren. Noch im Todesjahr 1831 errichteten dankbare Schüler Steins, darunter viele Ehemalige, ihrem verehrten Oberlehrer das Denkmal. Plan und künstlerische Gestaltung stammen von Stadtbaumeister Johann Georg Wolff, dem Architekten des 1824/25 erbauten Casinos am Kornmarkt.Seit 1990 um einige Meter versetzt

Als maßgeblicher Förderer der Erinnerungssäule gilt Nikolaus Druckenmüller (1806-1883), später selbst Lehrer, Direktor und Großindustrieller. Der Obelisk steht heute nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort. In den 80er-Jahren musste er dem Bau der Olewiger Umgehungsstraße weichen. Die städtische Denkmalpflege sanierte das Prachtstück und errichtete es 1990 um einige Meter versetzt im Einmündungsbereich Brettenbach/Riesling-Weinstraße, wo es weitaus besser zur Geltung kommt als zuvor. Weil auch die vergangenen 15 Jahre nicht spurlos an dem Monument vorbeigegangen sind, denkt die Denkmalpflege über weitere kleinere Sanierungsmaßnahmen nach. Die Namen der Gewinner des Bilderrätsels veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe.

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