Der hohe Preis des frühen Winters

Die Stadt Trier hat kaum noch Streusalz. Laut Mitteilung des Presseamts gibt es auch keine verbindliche Zusage des Lieferanten, wann wieder Nachschub geliefert wird. Das Rathaus rechnet mit erheblichen Straßenschäden durch den harten Winter.

 Triers Kampf mit den Löchern: Die Mitarbeiter der Verwaltung können Frostlöcher zurzeit nur notdürftig auffüllen. Eine Sanierung ist erst nach der Frostperiode möglich. TV-Foto: Friedemann Vetter

Triers Kampf mit den Löchern: Die Mitarbeiter der Verwaltung können Frostlöcher zurzeit nur notdürftig auffüllen. Eine Sanierung ist erst nach der Frostperiode möglich. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Die Empörung ist groß. Besucher und Bewohner der Römerstadt regen sich auf über glitischige Gehwege, glatte Bürgersteige, von Schneebergen blockierte Bushaltestellen und nicht geräumte Straßen. Ziel des in Leserbriefen und Internet-Kommentaren laut werdenden Zorns ist immer die Stadtverwaltung, die ihre Räumpflicht vernachlässige. Dem tritt Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt entschieden entgegen: "Die Mitarbeiter unseres Winterdienstes haben getan, was menschenmöglich war, und enorme Leistungen bei Tag und Nacht gezeigt. Sie haben nicht den kleinsten Vorwurf verdient."

Außerdem könne die Stadt kein Salz streuen, das sie nicht hat. "Unser Lieferant ist mit 800 Tonnen Streusalz im Rückstand", sagt Frühauf. Den Namen des Unternehmens will und darf der Sprecher der Stadt Trier nicht nennen, doch man hört ihm seinen Unmut an. "Wir hätten mehr gestreut, wenn wir das dafür nötige Salz gehabt hätten." Momentan habe Trier nur noch Reste. "Es gibt bis jetzt keine Zusage, wann wir wieder Salz bekommen können." Das Rathaus plant auf den städtischen Straßen die Umstellung von Streusalz auf Split.

Auf den Landes- und Bundesstraßen außerhalb der Stadtgrenzen - innerhalb ist die Stadt zuständig - sieht die Lage weniger besorgniserregend aus. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier kennt keine Engpässe bei der Streusalzversorgung. Zuständig für den Winterdienst im LBM-Bereich Trier sind die Straßenmeistereien Trier, Hermeskeil und Wittlich mit ihren Außenstellen. Sie verfügten noch über mehrere Tausend Tonnen Streusalz. Gerade seien weitere 700 Tonnen angeliefert worden.

Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter der LBM-Dienstelle Trier: "In den nächsten Tagen erwarten wir nochmals Nachlieferungen in der gleichen Größenordnung. Die Versorgung mit Streusalz wird im LBM Rheinland-Pfalz zentral gesteuert, wir werden regelmäßig beliefert."

Damit stellt sich die Frage, ob der Landesbetrieb der Stadt Trier nicht aushelfen kann. Keine Chance, sagt Achim Lutz, der Sprecher der Verbandsgemeinde Konz. "Wie der Landesbetrieb mitteilt, wurde Salz nachgeliefert, allerdings in Mengen, die weiterhin eine Abgabe an Kommunen nicht zulässt. Das Freihalten der Autobahnen, Bundesstraßen, Landesstraßen und Kreisstraßen hat Vorrang." Der in Trier geplante Einsatz von abstumpfenden Materialien wie Split und Sand, so ergänzt Lutz, sei auf Schneedecken denkbar, bliebe auf Eisschichten jedoch wirkungslos.

Die Höhe der durch den harten Winter entstehenden Straßenschäden könne erst im Frühjahr ermittelt werden, berichtet Frühauf. "Wir rechnen mit erheblichen Schäden, die das Niveau des Vorjahres mindestens erreichen, wahrscheinlich aber übertreffen werden." Besonders der ständige Wechsel zwischen Tauwetter und extremer Kälte zerstöre den Straßenbelag. Während der Tauperiode in den Untergrund sickerndes Eis gefriert und dehnt sich aus. Wenn es später wieder schmilzt, hinterlässt es Hohlräume, die die Tragfähigkeit der Straße herabsetzen.

An eine dauerhafte Behebung dieser Schäden könne die Stadt erst herangehen, "wenn Unterbau und Straßenbelag komplett frostfrei sind", so Frühauf. "Bis dahin können wir lediglich die schlimmsten Löcher als Notbehelf auffüllen."

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