Der Hype um die bunten Kügelchen ist vorbei

Trier · Ein gesüßter Tee, garniert mit bunten Kügelchen, die beim Zerbeißen im Mund zerplatzen - Bubble Tea war eines der Kultgetränke im Sommer 2012. In Trier wurden innerhalb kürzester Zeit fünf Läden eröffnet, die das Erfrischungsgetränk mit Erfolg anboten. Mittlerweile sind davon nur noch zwei Geschäfte übrig.

Trier. Wer im vergangenen Sommer durch die Trierer Innenstadt gelaufen ist, traf in der Fußgängerzone nicht selten auf Menschen, die mit dicken Strohhalmen Eistee aus Plastikbechern schlürften. Am Boden dieser Becher türmten sich bunte Kügelchen aufeinander. Das Erfrischungsgetränk Bubble Tea hatte das hippe Berlin hinter sich gelassen und deutschlandweit überwiegend jugendliche Fans gefunden. Auch in Trier wurden Bubble-Tea-Shops eröffnet.
Der erste war der Laden der Familie Chan im Einkaufszentrum Alleencenter am Trierer Hauptbahnhof. Wenige Monate später schloss sich der Trierer Ting Yuen einem Franchise-Unternehmen an und verkaufte das Trendgetränk in der Treviris-Passage. In beiden Läden lief das Geschäft anfangs gut: "Nach Schulschluss kamen viele Kinder vorbei, und auch Erwachsene hielten kurz an für einen Bubble Tea zwischen den Einkäufen", erzählt Bouapheng Chan, Geschäftsleiterin des Imbisses im Alleencenter.
Weitere drei Bubble-Tea-Verkäufer kamen hinzu: in der Fahr-, Mosel- und in der Fleischstraße. Im Spätsommer 2012 ging die Nachfrage nach dem Erfrischungsgetränk jedoch stark zurück. Heute gibt es in Trier nur noch zwei Bubble-Tea-Läden: im Alleencenter und in der Treviris- Passage. Deren Besitzer machen dafür vor allem eine Nachricht verantwortlich, die Ende August durch die Medien geisterte: Angeblich waren Aachener Wissenschaftler bei einem Gerätetest des Mönchengladbacher Herstellers Leco auf gesundheitsschädliche, verbotene Substanzen gestoßen (der TV berichtete). In neun Proben wollten die Forscher unter anderem bromierte Biphenyle in den Aromakugeln des Tees gefunden haben. Diese Stoffe stehen im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen und Allergien auszulösen. Später stellten sich die Ergebnisse als falsch heraus. Das Verbraucherschutzministerium Nordrhein-Westfalen untersuchte 84 Proben ohne einen Hinweis auf giftige Inhaltsstoffe oder nennenswerte Gehalte anderer Schadstoffe in den Getränken, teilte die Landesregierung am 24. September mit.
"Die Entwarnung kam zu spät", klagt Ting Yuen. Der Tagesumsatz sei von mehr als 100 Bechern Bubble Tea auf fünf Becher zurückgegangen. "Die Nachricht über Schadstoffe war längst herumgereicht, die Kunden waren verunsichert." Die Hauptkunden seien Kinder, deren Eltern nun kein Geld für den Tee mehr ausgeben würden.
Eine TV-Umfrage in der Innenstadt hat jedoch anderes ergeben: In ihrem Umfeld sei niemand besorgt, sagt etwa Anja Zorn (30) aus Butzweiler: "Wenn es giftig wäre, dürfte es keiner anbieten. In Asien und Amerika wird es seit Jahren getrunken - ohne Verletzte."
Freundin Desireé Härter (24) vermutet hinter dem Rückgang "zu viele Bubble-Tea-Geschäfte in einer kleinen Stadt". Einen übersättigten Markt schließt Ting Yuen nicht aus. Die Situation macht ihn ratlos: "Seit die Bus trasse vor der Treviris-Passage gesperrt ist, hält mich nur noch mein Imbiss am Leben," sagt Yuen. Wie die Chans hofft er, dass die Leute wieder mehr Vertrauen in den Bubble Tea gewinnen: "Ansonsten können wir nur abwarten und Tee trinken."

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