Der Kampf geht weiter

Trier · Der neu gegründete Verein Rettet Brubach informiert über Auswirkungen der aktuellen Flächennutzungsplanung.

 Im März 2015 haben Trierer Bürger mit Ponys, Traktoren und Transparenten ihren Protest gegen ein Neubaugebiet zwischen Mariahof und Brubacher Hof vor dem Rathaus kundgetan – nun haben sie einen Verein gegründet. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Im März 2015 haben Trierer Bürger mit Ponys, Traktoren und Transparenten ihren Protest gegen ein Neubaugebiet zwischen Mariahof und Brubacher Hof vor dem Rathaus kundgetan – nun haben sie einen Verein gegründet. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Trier Die Sache ist eigentlich gelaufen. Der Stadtrat hat Anfang 2014 den Vorentwurf des Flächennutzungsplans (FNP) 2030 für die Stadt Trier und nach umfangreichen Beratungen ein Jahr später die erste öffentliche Auslegung beschlossen (der TV berichtete). Gestern Abend hat der Stadtrat über eine erneute Auslegung diskutiert - das Ergebnis stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest.
Und doch: Eine Gruppe Trierer hört nicht auf, weiter für den Erhalt von Weiden und Äckern zu kämpfen. Und hat dies auf offizielle Füße gestellt. "Wir haben am 30. Mai den Verein Rettet Brubach gegründet", sagt Vorsitzende Katrin Cosack. "Heute wurden wir als gemeinnützig anerkannt." In diesen vier Wochen haben sie und ihr Vorstand mehr als 100 Mitglieder gewonnen, ein Schreiben an die Stadtratsmitglieder verfasst sowie am Vortag des Entscheids eine Informationsveranstaltung im Kasino am Kornmarkt auf die Beine gestellt. Rund 90 Trierer sind der Einladung gefolgt, darunter einige Stadtratsmitglieder. Die Themen: Verkehr, Umwelt- und Naturschutz.
5500 zusätzliche Autofahrten von rund 2900 Neubürgern aus dem geplanten Gebiet Brubacher Hof seien prognostiziert, erklärt Ingo Hennen, stellvertretender Vereinsvorsitzender, der sich die Verkehrsuntersuchung südöstliche Stadtteile aus dem Jahr 2015 vorgenommen hat. Eine Zahl, die so nicht mehr aktuell sei. Denn damals sei eine Bebauung von 60 Prozent Einfamilien- und 40 Prozent Mehrfamilienhäuser geplant gewesen. Dieses Verhältnis wurde inzwischen geändert in 60 Prozent Mehrfamilienhäuser, so dass mit 3500 Einwohnern und zusätzlichen 6500 Fahrten gerechnet werden könne. "Und das ohne jegliche Infrastruktur", bemängelt Hennen. Es sei kein Einzelhandel geplant, keine neue Schule, keine neue Straße, nur eine fußläufige Verbindung nach Mariahof. Und der Ausbau der Aulstraße, der zur Entlastung der Südallee mehr Verkehr in Straßburger und Metzer Allee bringen wird.
Und doch gehe das Gutachten von einer geringen Zunahme des Autoverkehrs aus. "Weil im Prognose-Nullfall das Gebiet Castelnau I sowie auch der Handwerkerpark im Mattheiser Wald berücksichtigt sind", erklärt Hennen, "aber der wird nicht gebaut."
Intensiv mit dem Gebiet beschäftigt hat sich auch Frank Huckert vom Bund für Umwelt- und Naturschutz. Seit 2003/2004 sei der Mattheiser Wald Schutzgebiet. "Dieses kann in Mitleidenschaft gezogen werden", sagt Huckert. "Das ist uns zu wenig berücksichtigt worden. Das Schutzgebiet wird künftig von allen Seiten eingekesselt." Denn durch die Bebauung von Brubacher Hof und Castelnau II entstünden für Pflanzen und Tiere Barrieren im Norden sowie im Osten. Zudem plane der Kreis Windkraftanlagen im südlichen Bereich. Der Naturschützer befürchtet aus den Neubaugebieten erheblich mehr Besucher im Wald, die eine Gefahr für das sensible Ökosystem darstellen. "Neue Straßen blockieren die Wanderwege der Tiere. In den vergangen Tagen wurde auf der Pellinger Straße wieder eine Wildkatze überfahren." Nicht die einzige, wie Huckert sagt. Alles Punkte, die der Verein in den Planungen nicht genügend berücksichtigt findet.
Auch selbst wenn der Stadtrat für eine Auslegung votiert - der Verein will weiterarbeiten. Cosack gibt sich kämpferisch: "Wir haben noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft." Zunächst werde der Verein seine Stellungnahme zum FNP abgeben. Gegebenenfalls wolle er ein Gutachten über die Verträglichkeit mit dem Schutzgebiet erstellen lassen. Auch eine Klage schließt Cosack nicht aus. "Wir wollen die Bürger informieren, welche Missstände es bei der Aufstellung des FNP gibt und ein Bewusstsein dafür schaffen. Stadtteilübergreifend - denn es betrifft die gesamte Stadt."
Extra: PLANUNGEN WOHNGEBIET BRUBACHER HOF


Die Fläche zwischen Mariahof und Brubacher Hof war bereits 1993 im Gespräch als potenzielles Siedlungsgebiet. Auch damals regte sich Protest, eine Bürgerinitiative sammelte Unterschriften gegen das Vorhaben. Der Verzicht auf die Bebauung war auf den Abzug der französischen Streitkräfte aus Trier zurückzuführen: Es wurden riesige Militärgelände frei auf dem Petrisberg und in Feyen. Im Januar 1997 legte der Stadtrat die städtebauliche Erschließung zu den Akten. Der damalige CDU-Fraktionschef Christoph Böhr sagte auf die Frage, ob der Bereich in einigen Jahren vielleicht wieder zum Objekt der Bauland-Begierde ins Gespräch kommen könnte: "Das Thema ist für uns abgehakt." Das galt jedoch nur vorübergehend. Schon zehn Jahre später war die Fläche wieder im Gespräch für den neuen FNP. Und wieder regte sich Widerstand: Die Bürgergruppe Kontra Neubaugebiet Brubacher Hof machte mit Unterschriftenlisten mobil.

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