Der letzte Appell

38 Jahre lang residiert der Fernmeldebereich 92 der Bundeswehr jetzt in Trier. Morgen zieht ein Großteil der Soldaten ab nach Daun. 25 Soldaten bleiben als Nachkommando. Damit schrumpft die Militärpräsenz in der einstigen Garnisons0stadt Trier weiter.

Trier. Mit der heutigen Verabschiedung des Fernmeldebereichs 92 wird ein weiteres Kapitel der langen Garnisonsgeschichte in Trier beendet. Seit 1971 ist diese Truppe in Trier stationiert. Seit Mitte der 1990er Jahre stellte der Fernmeldebereich mit 263 Soldaten und 129 zivilen Mitarbeitern einen Großteil der in Trier stationierten Bundeswehrtruppen. "Heute sind noch 70 Soldaten vor Ort. Die meisten gehen bis Ende März", sagt Hauptmann Alexander Freienstein, der Personal- und Presseoffizier des Fernmeldebereichs 92.

Im Vergleich zu historischen Marken stellte die Bundeswehr nur einen kleinen Teil der in Trier stationierten Truppen. Und Trier war lange Zeit eine wichtige Garnisonsstadt. Die ersten Spuren von römischen Soldaten stammen aus dem Jahr 30 vor Christus. Seit 1814 waren immer zahlreiche preußische, deutsche oder französische Soldaten stationiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Trier als zweitgrößte Garnisonsstadt der französischen Armee nach Paris. 15 000 französische Soldaten wohnten und arbeiteten hier.

Seit der Gründung der Bundeswehr 1955 waren in Trier zum Teil laut Freienstein mehr als 1000 Bundeswehrsoldaten stationiert - ab 1965 auch in der General-von-Seidel-Kaserne in Trier-Euren, der Kaserne des Fernmeldebereichs 92.

Seit dem Ende des Kalten Krieges wurden alle Truppen Stück für Stück abgezogen. Bis zum 31. August 1999 verließen nach 54 Jahren Militärpräsenz die letzten 3000 Franzosen die Stadt. Auch die Truppen der Bundeswehr in Trier wurden immer kleiner im Rahmen der Neustrukturierung der deutschen Streitkräfte seit 2001.

Trier in Sachen Konversion erfolgreich

 Kinder sorgten für Auflockerung bei der offiziellen Abschieds-Parade der französischen Streitkräfte im Trierer Palastgarten. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Kinder sorgten für Auflockerung bei der offiziellen Abschieds-Parade der französischen Streitkräfte im Trierer Palastgarten. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter



Unter anderem verabschiedeten sich am 26. Januar 2007 die verbliebenen Soldaten des seit 1958 in Trier stationierten Verteidigungsbezirkskommandos 42. Etwa 150 Berufssoldaten und Wehrpflichtige waren in dieser Einheit für bis zu 2800 Reservisten zuständig, die im Krisen- und Katastrophenfall eingesetzt werden konnten.

Von dem Fernmeldebereich bleiben laut Freienstein noch 25 Soldaten übrig, die bis zum 31. Dezember dieses Jahres das Nachkommando der Trierer Einheit bilden. Bis 2010 sind zudem noch 90 Soldaten des "Zentrums Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme" in der General-von-Seidel-Kaserne stationiert, die unmittelbar dem Luftwaffenführungskommando unterstellt sind. Wenn Soldaten ihre Stützpunkte verlassen, bleiben aber immer große Konversionsflächen zurück, um die sich meist die Kommunen kümmern müssen. Bei der Umwandlung militärischer Liegenschaften für zivile Zwecke gilt Trier als besonders erfolgreich.

Als Paradebeispiel für eine erfolgreiche Konversion gilt die Landesgartenschau 2004 auf zuvor von den französischen Streitkräften genutzten Flächen auf dem Petrisberg. Weitere Vorzeigeprojekte sind die Castelforte in Trier-Nord für eine Weiterentwicklung in gewerbliche Flächen oder das ehemalige französische Offizierscasino am Kornmarkt, wo heute Gastronomiebetriebe angesiedelt sind. Die General-von-Seidel-Kaserne wird nach dem Abzug der letzten Soldaten 2010 zur nächsten Herausforderung in Sachen Konversion.

Heute findet um 14 Uhr ein öffentlicher Appell zur Auflösung des Fernmeldebereichs 92 auf der Palaestra vor den Kaiserthermen statt. Extra Elektronische Aufklärung: Die Fernmeldebereiche der Bundeswehr mit ihren Aufklärungsverbänden sind dem Kommando Strategische Aufklärung mit Hauptquartier in Gelsdorf (bei Bonn) unterstellt. Der Kernauftrag der elektronischen Kampfführung ist die Aufklärung, die meist über mobile Systeme abläuft, und Signalstörung. Das heißt, mittels hochempfindlicher Empfangsgeräte werden feindliche Funkemissionen erfasst und ausgewertet, um so Informationen über Stärke, Position und Pläne des "Gegners" zu erlangen.

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