Der Schätze-Meister

TRIER. Arbeit als Lebenselixier: Gold- und Silberschmied Hans Alof wird heute 80 – und denkt noch lange nicht ans Aufhören. "Die Arbeit hält mich fit. Ich arbeite, so lange ich noch fit bin", sagt der Altmeister, der dem Trierer Domschatz seinen Glanz zurückgegeben hat.

 Immer was zu tun: Derzeit restauriert Hans Alof eine Monstranz aus dem 19. Jahrhundert. TV-Foto: Roland Morgen

Immer was zu tun: Derzeit restauriert Hans Alof eine Monstranz aus dem 19. Jahrhundert. TV-Foto: Roland Morgen

Wenn es etwas gibt, das Hans Alof nicht mag, dann ist es Aufhebens um seine Person: "Ich bin nicht wichtig. Ich bin Restaurator", wiegelt er gerne ab. Aber seinen 80. Geburtstag nicht zum Anlass einer Würdigung zu nehmen (um die er sich mit 75 erfolgreich gedrückt hat), wäre eine grobe Verletzung von Chronistenpflicht. "Er war und ist ein Glücksfall für die Schätze des Doms und des Bistums", bringt Domkapitular und Schatz-Kustos Franz Ronig die Bedeutung Alofs auf den Punkt. Der hatte ursprünglich völlig anderes im Sinn. "Ich wollte Kunstschmied werden. Aber die Klasse an der Werkkunstschule am Paulusplatz war voll belegt, und mir wurde geraten, mich doch mal bei den Goldschmieden umzusehen. Also bin ich in deren Klasse gegangen - und dort geblieben." Das war kurz nach dem Krieg und Gold war absolute Mangelware. Doch für den gebürtigen Siegerländer, den der von den Nazis 1938 in den letzten Winkel des Bistums verbannte Pastor und Paulinus-Chefredakteur Alois Funk (1896-1978) nach Trier gelotst hatte, war das nicht nur beruflich eine "goldrichtige Entscheidung". In der Werkkunstschule lernte Alof Mathilde Lortz kennen. Ab Herbst 1948 arbeitete Alof für das traditionsreiche Juwelierhaus Lortz und trug seinerseits zum Fortbestand der Dynastie bei: Er heiratete Elisabeth, Tochter von Mathilde und des im Krieg gefallenen Karl Lortz. Leonie, die jüngste der drei Töchter von Alof und Elisabeth Alof-Lortz, ist ebenfalls Goldschmiedin. Hans Alof, ab 1960 selbstständig, hatte sich bald einen guten Ruf als Fachmann für sakrale Kunstwerke erworben. Von ihm gefertigte Kelche, Tabernakel, Leuchter, Monstranzen, Ölgefäße oder Hostienschalen finden sich in ganz Deutschland und in Frankreich. Größte Herausforderung: der Egbert-Schrein

Bei der großen Dom-Restaurierung in den 60er- und frühen 70er-Jahren war Alof ebenfalls gefragt. Wie die Kathedrale selbst bedurften auch ihr Inventar und die Preziosen der Schatzkammer einer Reparatur und Erneuerung. Für Alof Herausforderung und Ehre zugleich: "Viele Objekte mussten erst einmal in ihre Einzelteile zerlegt werden. Es war für mich spannend und ergreifend zu sehen, wie die großen Meister vor 1000 Jahren gearbeitet haben." Sein größter Coup: Die Restaurierung des um 980 entstandenen Andreas-Tragaltars (auch Egbert-Schrein genannt), ein Parade-Exponat der Dom-Schatzkammer. Die Arbeit allein an diesem guten Stück aus Gold, Elfenbein und Edelsteinen erstreckte sich über zwei Jahre. Über das Resultat jubelt Ronig: "So etwas kann nur ein wahrer Meister." Zu Alofs "prominenten Patienten" zählten weitere historische Schätze wie die Kreuztafel von St. Matthias (von 1220) oder der Blasius-Schrein in der Dom-Westkrypta. Weil man ihm "immer wieder Dinge zum Restaurieren andient, und ich froh bin, diese Aufträge erledigen zu können", denkt Alof "nicht ans Aufhören". Auch die Insignien (Stab, Kranz, Ring) der Weihbischöfe Jörg Peters und Robert Brahm hat er angefertigt. Der Unterschied zu früher besteht darin, sich heute vielleicht etwas mehr Zeit lassen und die meisten Reparaturen in "Heimarbeit" erledigen zu können: Die eigene Werkstatt in der Lindenstraße hat er vor fünf Jahren in jüngere Hände gegeben, seither geht Alof seinem Filigranjob wieder im Haus Lortz an der Ecke Fleischstraße/Kornmarkt nach. Wie wird der 80. Geburtstag gefeiert? "Wie es sich für einen reichen Mann gehört", strahlt Alof und stellt klar: "Ich bin reich an Verwandtschaft." Er ist ältestes von zehn Kindern einer Bergmanns-Familie und freut sich, dass auch alle Geschwister noch mitfeiern können - passenderweise mit einer Messe im Dom.

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