Der Spätberufene

Renommierter Wissenschaftler und kommunalpolitischer Späteinsteiger: Karl-Josef Gilles, Archäologe und Münzfachmann in Landesmuseumsdiensten und FDP-Fraktionschef, feiert am 1. Mai seinen 60. Geburtstag.

 Feiert am 1. Mai seinen 60. Geburtstag: Karl-Josef-Gilles. TV-Foto: Roland Morgen

Feiert am 1. Mai seinen 60. Geburtstag: Karl-Josef-Gilles. TV-Foto: Roland Morgen

Trier-Filsch. Ein Platz in der Stadtgeschichte ist Karl-Josef Gilles schon seit 1993 sicher. Damals stießen Hobby-Archäologen auf einer Baustelle in der Feldstraße auf den größten bis dato gefundenen Schatz römischer Goldmünzen. Gilles, Chef des Münzkabinetts im Rheinischen Landesmuseum, bekam Wind davon und verhinderte, dass der Schatz in alle Winde verstreut wurde. Die 2570 teils prägefrischen Goldstücke gehören seither zu den Attraktionen des Museums.

Gilles sorgte auch in der Stadtpolitik für Furore. Frisch in die CDU eingetreten, avancierte er 1999 bei der Kommunalwahl auf Anhieb zum Ortsvorsteher von Filsch. Der as tronomische Stimmenanteil von 69 Prozent überraschte selbst Gilles. Er und seine Mitstreiter waren zu fünft zur Wahl angetreten und ergatterten sechs Sitze. Folge: CDU-Ortsbeiratsplatz Nummer sechs blieb unbesetzt. Die CDU verließ Gilles 2003 verärgert, weil er Filsch (850 Einwohner) von der christdemokratisch dominierten Stadtpolitik krass benachteiligt sah. Von seiner Popularität profitiert seit 2004 die FDP. Gilles ist erster und einziger Ortschef der Liberalen; nach fünfeinhalb Jahren im Stadtrat kürte ihn seine Partei im vergangenen Januar zum Fraktionsvorsitzenden - Höhepunkt einer ungeplanten politischen Karriere. "Auf diesem Gebiet bin ich ein Spätberufener und eher hineingerutscht", sagt der gebürtige Zeller, der 1978 mit einer Arbeit über Spätrömische Höhensiedlungen in Eifel und Hunsrück promovierte. Bürgermeister von Neumagen-Dhron wäre er trotzdem gerne geworden und rechnete sich gute Chancen aus, nachdem er elf der zwölf bekannten römischen Kelteranlagen an der Mosel ausgegraben hatte. Doch die Wahl 2007 entschied Triers Ex-Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch souverän für sich.

Höhere politische Weihen strebt der FDP-Vormann im Stadtrat nicht mehr an. Eine Landtagskandidatur schließt er aus. Ambitionierter sind seine Ziele als Wissenschaftler. Den herannahenden Ruhestand will Gilles (verheiratet, zwei erwachsene Kinder) nutzen, seinen bislang 350 Veröffentlichungen (darunter 20 Bücher) zu Eifel-, Mosel- und Hunsrückregion noch einige hinzuzufügen. Stoff gibt es reichlich, vor allem bei der Aufarbeitung seiner Familiengeschichte. Gilles' Stammbaum reicht bis ins zwölfte Jahrhundert.

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