Campus Marx, Römer und Fragen zur Zukunft

Trier · Triers bekanntester Philosoph spielt im Jahresplan der Uni Trier eine große Rolle. Ohne römische Geschichte und ambitionierte Bauvorhaben auf dem Campus geht es auch nicht. Wegweisende Entscheidungen werden aber in Mainz getroffen.

 Karl Marx, römische Geschichte, Bauprojekte und zukunftsweisende Entscheidungen für Lehre und Forschung. Das sind 2018 wichtige Punkte für die Universität Trier.

Karl Marx, römische Geschichte, Bauprojekte und zukunftsweisende Entscheidungen für Lehre und Forschung. Das sind 2018 wichtige Punkte für die Universität Trier.

Foto: Trierischer Volksfreund/Rainer Neubert

An Karl Marx kommt in diesem Jahr auch die Universität Trier nicht vorbei. „Seine Gedanken sind so aktuell wie nie“, ist Präsident Michael Jäckel überzeugt, mit dem der Trierische Volksfreund über die wichtigsten Themen und Projekte für das noch junge Jahr gesprochen hat. Eine Vorlesungsreihe und mehrere weitere Veranstaltungen von Universität und Wissenschaftsallianz stehen an und begleiten die große Landesausstellung, die ab dem 5. Mai das Wirken des vor 200 Jahren in Trier geborenen Philosophen und Klassenkämpfers würdigt. Prominente Gäste werden unter anderem Gregor Gysi, Malu Dreyer und Bischof Stephan Ackermann sein.

„Sicherlich wird auch wieder die Diskussion um eine Umbenennung der Universität aufflammen“, glaubt Jäckel, der weiterhin gegen eine Karl-Marx-Universität argumentiert. Die Diskussion darüber wird Thema für eine weitere Berichterstattung sein, hat aber keinen Platz, wenn wirklich zukunftsweisende Entscheidungen für die größte und wichtigste Bildungs- und Forschungseinrichtung der Region im Mittelpunkt stehen. 13 000 junge Menschen studieren im laufenden Wintersemester auf dem Campus. Vor einigen Jahren waren es 2000 mehr. „Wir wollen nicht einfach wachsen, sondern mit guten Angeboten und guten Betreuungsrelationen überzeugen“, sagt Präsident Jäckel dazu.

In einem Positionspapier hat er bereits im Februar 2016 entworfen, wie sich die Universität Trier im Jahr 2020 präsentieren könnte. Verbesserungen in der Lehre, mehr Internationalität und fächerübergreifende Forschung hält er für wesentlich (der TV berichtete). Das umfassende Thesenpapier ist auch im Wissenschaftsministerium in Mainz bekannt, das in diesem Jahr gleich mehrere richtungsweisende Entscheidungen für die Universitäten und (Fach)Hochschulen  im Land vorbereitet. So will Wissenschaftsminister Konrad Wolf bis Ende des Jahres das Hochschulzukunftskonzept erstellen. Um die finanzielle Ausstattung der Universität in den kommenden Jahren geht es bei der Diskussion um den Doppelhaushalt 2019/2020, die ebenfalls ansteht.

Jäckel glaubt, dass die Uni Trier für beides gute Argumente liefern kann: „Die Trierer Fächerkombination ist fast einmalig, in unserem Bundesland allemal. Das ist unser Pfund, damit sorgen wir für Aufmerksamkeit.“ Der Bericht aus Trier an die Expertenkommission für das Hochschulzukunftsprogramm beginne mit der Feststellung  „Forschungsstark in allen Fachbereichen: Jede Professur zählt!“ Das schließe die Lehre ein. „Wer diese Struktur umbauen will, muss eine sehr kluge Idee mitbringen.“

Ein Alleinstellungsmerkmal der Universität Trier ist ohne Zweifel die Geschichtsforschung. So wird etwa in diesem Jahr die Entscheidung über eine neue Professur für provinzialrömische Geschichte fallen. Sofern die Bewerbung beim EU-Programm „Kulturelles Erbe“ positiv beschieden wird, soll es dann im September 2018 auf dem Campusgelände auch eine große Veranstaltung für die Öffentlichkeit geben.Themen werden dann beispielsweise der bereits fortgeschrittene Bau eines römischen Handelsschiffs und die neuen Entwicklungen im Bereich virtuelle Realität sein. Den Besuchern werden aber auch die realen Baustellen auf dem Campus nicht verborgen bleiben. Das riesige C-Gebäude ist dann noch immer eine Baustelle. Die Erweiterung für die Bibliothek sollte begonnen haben. „Wir gehen davon aus, dass dieser innovative Lernbereich Mitte 2019 bezugsfertig sein wird“, sagt Michael Jäckel überzeugt. Dann wird auch die Sanierung des Geozentrums begonnen haben .In ein neues Be- und Entlüftungssystem sowie Brandschutzmaßnahmen werden mehr als zwölf Millionen Euro investiert. Doch das sind nicht alle Baustellen. Wenn die neu gegründete Universität Trier im Jahr 2020 ihren 50. Geburtstag feiert, soll auch das Audimax saniert sein. „Das wird eine Herausforderung“, weiß Präsident Jäckel, „denn es fehlt uns ein großer Veranstaltungsraum, in den wir während der Bauarbeiten ausweichen können.“

Vielleicht wird zum 50. Jahrestag der Neugründung der 1473 eröffneten und im 18. Jahrhundert unter Napoleon geschlossenen Hochschule auch das große Außengelände mit neuen Attraktionen glänzen. Nach den Vorstellungen von Michael Jäckel wird sich das Gelände um die beiden Teiche dann als „Learning-Park“ mit Sitzgruppen unter freiem Himmel präsentieren. Silhouetten von den Köpfen großer Denker mit Bezug zu Trier sollen dann für Inspiration sorgen. Cusanus, Friedrich Spee, Oswald von Nell-Breuning und, natürlich, Karl Marx.

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