Volksfreund-Serie Die Touristen und die edlen Tropfen: TV-Interview zum Thema Wein in Trier

Was läuft gut in Trier, wenn es um die Vermarktung des Weins geht? Und wo gibt es noch Potenzial in Sachen Außenwirkung und Veranstaltungen? Darüber spricht IHK-Geschäftsführer Albrecht Ehses im TV-Interview.

Volksfreund-Serie: Die Touristen und die edlen Tropfen: TV-Interview zum Thema Wein in Trier
Foto: Friedemann Vetter

Trier steht für Wein, das zeigt unsere TV-Serie. Trier steht aber auch für die vielen Gäste, die die Stadt besuchen. Wein und Tourismus - über diese Themen hat unsere Redakteurin mit Albrecht Ehses von der Industrie- und Handelskammer (IHK) gesprochen.

Herr Ehses, Sie haben gerade Geburtstag gefeiert. Verraten Sie, womit Sie darauf angestoßen haben? War's eine Flasche Wein aus Trier?
Ehses Ich war an meinem Geburtstag an der Nahe unterwegs und habe daher mit einem Wein aus Bad Kreuznach angestoßen. Zwar kein Trierer, aber auf jeden Fall ein regionaler Wein, der allen sehr gut geschmeckt hat.

Unsere Serie trägt den Titel "Weinstadt Trier". Inwiefern ist Trier für Sie eine Weinstadt?
Ehses Wenn man in Trier ankommt und durch die Stadt schlendert, fühlt man auf dem Weg vom Dom über den Hauptmarkt in Richtung Porta Nigra, dass es hier um Wein geht. Auch wenn sich das nicht jederzeit bemerkbar macht, weil man selten auf ein Schaufenster stößt, in dem Weine präsentiert werden, oder weil man nicht sofort sieht, dass es um Weinstuben geht. Aber am Hauptmarkt hat man - je nach Jahreszeit - die Möglichkeit, ein Gläschen Wein zu probieren. Man hat das Gefühl: Hier spielt der Wein eine bestimmte Rolle.

Im Vorfeld zur Veranstaltung Wine in the City hat Erwin Engel von den Bischöflichen Weingütern in einem TV-Artikel kritisiert, dass der Wein gerade in der Fußgängerzone zu wenig präsent ist. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Ehses Es geht immer mehr, das ist ganz klar. Und der Impuls, der jetzt über die City-Initiative gesetzt wird, ist absolut zu begrüßen. In dem Artikel hieß es ja auch: Warum sind wir eigentlich nicht früher auf diese Idee gekommen? Klar, das ist richtig. Aber wenn's denn jetzt passiert, ist das auch prima. Und wenn sich der Einzelhandel damit identifiziert, regionale Winzer zu präsentieren und regionale Produkte ein bisschen stärker in den Fokus zu nehmen, ist doch alles gut. Genau das ist es, was wir brauchen - ein Erlebnis rund um den Einkauf.

Wirbt Trier genug mit seinem Image als Weinstadt?
Ehses Es ist zumindest noch mal neu ins Bewusstsein gerückt, das war vielleicht eine Zeit lang nicht so präsent. Ich glaube aber, dass inzwischen alle erkannt haben, dass Trier mit seinen Weingütern, den Rebflächen und auch den Unternehmen, die sich um Wein und artverwandte Getränke kümmern, einen Wert besitzt, mit dem die Repräsentanten der Stadt außerhalb der Region und im Ausland werben können.

Sektgala, Wein- und Gourmetfestival, Elblingfest - all diese Veranstaltungen gibt es in Trier nicht mehr. Haben die Verantwortlichen bei der Stadt und der Tourismusförderung da eine Chance vertan?
Ehses Sie brauchen immer Akteure, die etwas inszenieren, in die Hand nehmen, umsetzen und engagiert dahinterstehen. Das ist sicherlich beim Wein- und Gourmetfestival in der Entwicklungsphase am Anfang der Fall gewesen. Es war auf Trier ausgerichtet, weil die ersten Akteure aus der Stadt kamen und sich historische Gebäude ausgewählt haben, um diese mit Wein und gutem Essen in Szene zu setzen - eine super Idee. Dann wurde das Umland einbezogen. Die regionale Weinwerbung musste auch andere Akteure berücksichtigen, das Ganze ist mehr in die Breite gegangen und in Sachen Qualitätskriterien möglicherweise ein bisschen verwässert. Und es gab nicht mehr die ersten Menschen, die mit ganz großem Herzblut dahinter standen. Am Ende war das Konzept nicht mehr erfolgreich.

Wie war die IHK bei diesem Thema aktiv?
Ehses Ich kann mich erinnern, dass wir im Rahmen des Festivals auch eigene Akzente gesetzt haben über eine Veranstaltung "Junge Winzer treffen junge Wirtschaft". Wir haben die Wirtschaftsjunioren vom Kreis junger Unternehmer in der Region Trier mit den Wirtschaftsjunioren aus dem Saarland zusammengebracht und mit wechselnden Jungwinzern gearbeitet. Eigentlich eine super Idee, von der ich mir erhofft hatte, dass es aus diesen Akteuren heraus Leute gibt, die das Konzept übernehmen. Nun könnte ich vielleicht stolz sagen, dass das Thema Rhythm & Wine in der Orangerie ein solches Beispiel ist. Oder - ganz weit gegriffen und mit einem anderen Ansatz - Mythos Mosel: Man versucht als junger Winzerunternehmer Flagge zu zeigen, die Produkte in einem schönen Ambiente für ein interessantes Publikum nach vorne zu bringen.

Identifizieren sich die Akteure der Wirtschaft in Trier und Umgebung mit dem Thema regionaler Wein?
Ehses Es ist für mich super zu spüren, dass es ein großes Interesse gibt seitens der regionalen Akteure. Ein Interesse im Handel und seitens der Industrie, also bei denen, die in ganz anderen Branchen unterwegs sind, die sich aber identifizieren mit den Produkten hier aus unserer Region. Das ist toll. Wenn diese Akteure Gäste haben aus dem Ausland, die hier für zwei Tage geschäftlich unterwegs sind, werden dafür eine Location und ein Abendprogramm gesucht. Und da spielt der Wein immer eine Rolle. Wenn die Kunden bei Unternehmen in der Eifel unterwegs sind, wird logischerweise das Bier eine Rolle spielen und das dortige Mineralwasser. Es ist wichtig, dass die Produkte, die wir hier in der Region herstellen, wahrgenommen werden und wir das weitervermitteln. Das gab's früher nicht so intensiv.

Sie sind bei der IHK nicht nur Wein-, sondern auch Tourismusexperte. Nun kommen viele Touristen sicherlich wegen der römischen Geschichte nach Trier. Aber welche Rolle spielt der Wein für die Besucher, die nach Trier kommen?
Ehses Ich denke, die Gründe dafür, nach Trier zu kommen, sind vielfältig. Es wird sicherlich den einen oder anderen geben, der genau das Thema des kulturellen Erbes und die darauf abgestimmten Angebote wahrnimmt, und für den das ein Reiseanlass ist. Es gibt andere, die über das Thema Fluss- und Kulturlandschaft auf Trier stoßen. Und sich dann für die Zeit, die sie in der Stadt verbringen, ein Programm zusammenstellen, bei dem der Wein und die Kulinarik mit vorkommen. Da haben Trier und das nahe Umland viel zu bieten. Es gibt Kultur, Wein, das Wandern und Radfahren - letztlich ist diese Vielschichtigkeit ein schönes Urlaubspaket.

Gibt es Zahlen darüber, wie viele Touristen jährlich nach Trier explizit wegen des Weines kommen?
Ehses Es gibt Untersuchungen seitens der Mosellandtouristik, inwieweit der Wein auch Anlassgeber ist für die Reise, und es hat sich herausgestellt, dass es immer der Wein in Verbindung mit anderen Themen ist. Ich glaube nicht, dass jemand sagt: Ich muss da jetzt hin, nur um das Thema Moselwein zu erleben - das ist sicher nur bei einer sehr kleinen Zielgruppe der Fall. Sich nur darauf zu fokussieren reicht nicht aus, um eine solch große Urlaubsdestination mit Gästen zu bedienen. Aber für viele ist der Wein ein weiterer Anlass, um nach Trier oder an die Mosel zu reisen.

Wein und Sekt sorgen nicht nur in der Gastronomie und Hotellerie für Einnahmen und damit Arbeitsplätze, sondern auch bei der Herstellung und Vermarktung. Wie schätzen Sie die Wirtschaftskraft von Wein und Sekt in der Stadt ein?
Ehses Das ist schwer zu rechnen. Unternehmen wie die großen Sektkellereien sind ein wesentlicher Baustein des Wirtschaftssektors. Die Kellereien schaffen Arbeitsplätze und sichern einen Wertschöpfungseffekt in der Stadt Trier. Die Erzeugnisse werden national und weltweit vermarktet, auch das hat einen positiven Effekt für die Stadt. Was die Weingüter betrifft, so ist die Anzahl nicht sehr groß, weil die Rebflächen im Vergleich zu anderen Weinorten an der Mosel überschaubarer sind. Dennoch bieten diesen Betriebe ein hervorragendes Angebot, welches sich bestens in ein touristisches Rahmenprogramm integrieren lässt. ZUR PERSON

Albrecht Ehses (seit vergangener Woche 56 Jahre alt) ist Geschäftsführer Wein & Touristik bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Er ist gebürtiger Trierer, lebt mittlerweile aber in Oberemmel. Am liebsten trinkt er einen feinherben Riesling.
LEXIKON DES WEINS:
O WIE OECHSLE

Das Mostgewicht verrät bereits einiges über die zu erwartende Qualität des Weins. Gemessen wird es in Grad Oechsle (abgekürzt °Oechsle oder °Oe; nach ihrem Erfinder Ferdinand Oechsle). Daraus lässt sich der mögliche Alkoholgehalt ableiten.Das Mostgewicht resultiert in erster Linie aus dem Zuckergehalt. Daraus lässt sich der maximal mögliche Alkoholgehalt ableiten. Unterschiedliche Mindestmostgewichte für einzelne Rebsorten und Anbaugebiete geben nur einen Mindeststandard vor. Viele Winzer setzen betriebsintern deutlich höhere Standards.
Mindestmostgewichte in Oechsle für Qualitätswein und Prädikatswein:
Qualitätswein: 51 - 72
Hochgewächs: 60 - 70
Kabinett: 70 - 82
Spätlese: 76 - 90
Auslese: 83 - 100
Eiswein/Beerenauslese: 110 - 128
Trockenbeerenauslese: 150 - 154
Quelle: Deutsches Weininstitut (DWI)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort