Die Trierer Pauluskirche als Casino und Bibliothek

Was passiert mit der Pauluskirche, wenn sie keine Kirche mehr ist? Diese Frage haben sich acht Innenarchitektur-Studentinnen der Fachhochschule (FH) Trier in ihrer Diplomarbeit gestellt. Ihre Ergebnisse präsentieren sie ab heute in der Tuchfabrik.

Trier. (alo) Es ist schon seit zwei Jahren bekannt, dass die Pfarrgemeinde Liebfrauen die Trierer Pauluskirche langfristig aufgeben will (der TV berichtete). Acht Studentinnen der Fachhochschule haben sich nun im Rahmen ihrer Diplomarbeiten überlegt, wie der neoromanische Bau von 1907 neu genutzt werden könnte.

"Der Umnutz von Kirchen ist keine Katastrophe", sagt Alois Peitz, einer der betreuenden Professoren. "Er birgt die Chance, die Welt wieder in die Kirche zu holen." Anne Valerius stellt sich beispielsweise die Pauluskirche als Bibliothek vor. "In der Umgebung der Kirche gibt es nur Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen. Also wollte ich einen Ort schaffen, an dem man arbeiten, lernen und seine Mittagspause verbringen kann", sagt sie. Dafür hat sie in ihrer Arbeit die Kirche komplett weiß gestaltet und mit zwei Stockwerken an Bücherregalen bestückt. Trotzdem wirkt die Kirche in diesem Entwurf weitläufig. Schwierig sei es gewesen, mit dem bereits bestehenden Gebäude umzugehen, sagt Valerius. "Aber dann habe ich mir eine ehemalige Kirche in Maastricht angesehen, die mittlerweile eine Buchhandlung mit einem integrierten Café ist. Das hat mich bestärkt."

Andere Studentinnen gingen völlig andere Wege, die laut Peitz "provozierend und diskussionsorientiert" seien. Verena Ströbel hat die Pauluskirche als "Tanzkapelle" umkonzipiert: eine Tanzschule, die das Gotteshaus mit einem Parkettboden und großen, modernen Sitzgruppen verbindet. Irene Carles dagegen stellt sich ein Sozialcafé vor - in dem zum Beispiel Bedürftige an einem 19 Meter langen Tisch essen könnten. "Wäre es nicht ein Weg", fragt Peitz, "eine der Ideen aufzugreifen und wieder mit Liturgie zu verknüpfen?"

Miriam Blum stellt in ihrer Diplomarbeit "Um Himmels Willen" gar eine dunkle Spielbank vor, stilecht mit blauem Fußboden, einem Tanzparkett und Pianoflügel. Anke Kaufmann funktioniert dagegen in "Mein lieber Herr Gesangsverein" die Kirche zu einer Kleinkunstbühne um. Andrea Heidecke sieht ein hell eingerichtetes Restaurant, in der eine Show-Kochschule integriert sein soll - eine Arbeit, die sie passend "Vesper" genannt hat.

Die Diplomarbeiten sind in der Tufa bis einschließlich Samstag, 22. Januar, zu sehen.

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