Kriminalität Diebe stehlen Blumen und Figuren von Trierer Kindergräbern

Trier · Auf der Krokuswiese des Trierer Hauptfriedhofs werden totgeborene oder sehr früh gestorbene Babys beigesetzt. Selbst vor ihren Gräbern haben einige Diebe keinen Respekt.

 Dutzende weiße Holzkreuze, dazu Spielzeug, Engelchen und Windräder: Die Kindergräber der Krokuswiese auf dem Hauptfriedhof sind liebevoll dekoriert.

Dutzende weiße Holzkreuze, dazu Spielzeug, Engelchen und Windräder: Die Kindergräber der Krokuswiese auf dem Hauptfriedhof sind liebevoll dekoriert.

Foto: Friedemann Vetter/friedemann vetter (ve._), Friedemann Vetter

Bis zur Krokuswiese, dem Kindergräberfeld, ist es vom Haupteingang des Hauptfriedhofs an der Herzogenbuscher Straße ein mehrminütiger Spaziergang. Vorbei geht es an Familiengruften und Doppelgräbern. Auf vielen Kreuzen und Steinen stehen Geburtstage aus dem ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts. Und Sterbedaten aus den frühen 2000ern. 80, 90 Lebensjahre liegen dazwischen.

Dann geht es links und noch mal links, und man steht vor Dutzenden kleinen, weißen Holzkreuzen, eng im Kreis angeordnet. Auf den meisten ist nur ein Datum zu lesen. Der Geburtstag ist der Todestag. Andere Kinder wurden zwei Wochen alt, manche lebten ein paar Monate. Mia, Jonas, Marie, Lea, Peter. Mehr als 100 Kindernamen. Auch Zwillingsgräber sind dabei.

Zwischen den Blumen und Kerzen stehen Windräder, Engel-Figuren, Steine mit eingravierten Gedanken, die trösten sollen bei dem schmerzlichen Verlust. Ein Spielzeugbagger lugt unter einer Grünpflanze hervor. Auf einem anderen Grab ein Bonbonnieren-Glas mit winzigen, handgestrickten Strümpfchen. Und dann ein kleiner Plastik­rahmen mit einer Notiz: „Lieber Dieb, sei so gut und lass die Finger von den Gräbern unserer Kinder!!!“ steht da.

Dass Diebe von Erwachsenengräbern Schnittblumen und Gestecke klauen und Stiefmütterchen ausgraben, kommt immer wieder vor (der TV berichtete in den vergangenen Jahren mehrfach). Aber selbst von der Krokuswiese, dem Kindergräberfeld des Hauptfriedhofs, lassen die skrupellosen Täter nicht ihre Finger: „Bei uns hat sich vergangene Woche eine Geschädigte gemeldet. Bei ihr wurden Blumenschmuck und Figuren vom Grab ihres Kindes gestohlen“, bestätigt Michael Schmitz, Pressesprecher der Stadtverwaltung, die den Hauptfriedhof unterhält, auf TV-Nachfrage „Wir sind darüber erschüttert, dass Menschen anderen in ihrer Trauer noch auf diese Art und Weise weiteren Schmerz zufügen“, betont Schmitz. Von einer Häufung von Diebstahlfällen auf dem Kinderfriedhof wisse die Stadtverwaltung allerdings nichts.

Der handgeschriebene Appell an die Diebe auf einem der Gräber spricht eine andere Sprache. Dass der Stadtverwaltung zumindest aus der jüngeren Zeit keine weiteren Straftaten von der Krokuswiese bekannt sind, hängt wohl damit zusammen, dass nicht alle Angehörigen die Frevel bei der Polizei oder im Rathaus anzeigen. „Da es eine privatrechtliche Angelegenheit ist, empfehlen wir Geschädigten immer, sich bei der Polizei zu melden“, betont Schmitz.

Barbara B. ist eine der Betroffenen – zumindest indirekt. „Vom Grab des Kindes meiner Freundin sind kürzlich Sachen gestohlen worden“, berichtet B. Die Mutter habe die Angelegenheit der Stadtverwaltung gemeldet – es ist der Fall von voriger Woche, den Rathaussprecher Michael Schmitz auf TV-Nachfrage benannt hat. Barbara B. sagt: „Ich bin entsetzt und kann nicht verstehen, wie Leute so was machen können, und finde, dass das öffentlich bekannt werden muss – vielleicht hat ja jemand etwas gesehen und kann es der Polizei melden.“

 Appell an die Diebe, die auch vor den Kindergräbern offenbar nicht Halt machen.

Appell an die Diebe, die auch vor den Kindergräbern offenbar nicht Halt machen.

Foto: TV/Christiane Wolff

Die Portale zum Hauptfriedhof sind nachts zwar verschlossen. Wer es darauf anlegt, für den ist die an etlichen Stellen nur rund 1,60 Meter hohe Friedhofsmauer allerdings kein Hindernis. Das sehr weitläufige Gelände mit den verschlungenen Wegen, Hecken und vielen alten, großen Bäumen ist zudem schwer zu überblicken. Die Mitarbeiter des Grünflächenamts, die regelmäßig Wiesen, Wege und den Bewuchs des Friedhofs pflegen, seien angehalten, wachsam zu sein und hielten auch regelmäßig Kontakt zum zuständigen Stadtteilbeamten der Polizei, sagt Michael Schmitz. „Eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung des großen Friedhofs ist allerdings schlicht nicht möglich“, bedauert der Rathaussprecher.

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