Drei Hobbys für Charly

BIEWER. Karl Fuhrmann, in Biewer kurz "Charly" genannt, hat drei große Passionen: den Sport, Mundartgedichte und die Fotografie. Trier und seine Umgebung hat er auf tausenden Fotos dokumentarisch festgehalten. Als Hobbyhistoriker ist er akribisch der Geschichte des Biewerer Luftschutzbunkers nachgegangen.

Eigentlich ist Karl Fuhrmann Schaltanlagenelektroniker. Aber er ist auch Biewerer und lebt in dem fast 100-jährigen Haus in der Johannes-Kerscht-Straße 20, in dem er vor 57 Jahren geboren wurde. Auch die Tochter wohnt "im Dorf" - und der Enkel Tobias erst recht. Vielleicht sind es diese Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit, die Fuhrmann zu einem Dokumentarfotografen seiner Heimat, zum Mundartdichter, Hobbyhistoriker und engagierten Vereinsmenschen im Sport gemacht haben. Auf 24 Veröffentlichungen in Schriften, Beiträgen, Produktionen oder Ausstellungen kann er blicken - so zeigt es seine Bibliografie. Wo er sich richtig hineingekniet hat? Ohne zu zögern und mit Bestimmtheit kommt die Antwort: "Das waren die Fotodokumentationen." Kontinuierlich war Fuhrmann zwischen 1996 und 2002 mit seiner Canon E 50 unterwegs, klapperte an den Wochenenden die Dörfer ab oder fuhr in die Stadt. Gleich mehrere Ziele hatte er dabei im Sinn: mit Fotos zum Nachdenken anzuregen, schöne, aber auch weniger schöne Motive festzuhalten, die jetzige Zeit zu porträtieren. Leute auf der Straße, die mit dem Handy telefonieren, Musik machen, einkaufen oder feiern. "Ich wollte Fakten zeigen, die irgendwann mal zur Geltung kommen", sagt er, "das Leben verändert sich immer wieder und jetzt ganz rasant." Mit seinen Fotos will Fuhrmann nachfolgenden Generationen zeigen, wie "wir uns entwickelt haben, sonst geht etwas verloren". So entstanden 1500 Fotos, die der Fotograf Fuhrmann sorgfältig in Mappen einlistete, sortierte, mit Namen und - "ganz wichtig!" - mit Datum versah. Das fotografische Mammut-Werk "Trier und das Trierer Land um das Jahr 2000" schenkte er dem Stadtarchiv Trier. Ein ganz anderes Engagement zeigt Fuhrmann in der TSG Biewer: Seit 34 Jahren ist er dort Übungsleiter in Handball und Breitensport. Auch hier packte den Sportler der Dokumentationseifer. Zu den 90- und 100-Jahr-Feiern sammelte Fuhrmann historische Fotos aus dem Vereinsleben. "Ein Haufen Arbeit", erinnert er sich. Da klingt sein nächstes Steckenpferd schon eher nach Entspannung: Fuhrmann als Mundartdichter. Viel Gefühl für Stadtgeschichte

Die Ideen dazu kämen ihm zugeflogen, daher habe er immer etwas zum Schreiben dabei. 50 Gedichte, die er selbst ansprechend zeichnerisch illustriert, hat er schon verfasst, viele öffentlich vorgelesen und publiziert. Kostprobe gefällig? Und Fuhrmann greift zum Gedichtband und reflektiert schmunzelnd im Dialekt über die "Friehjaohrsmiedichkäät". Unter Müdigkeit scheint er selbst wohl weniger zu leiden: Akribisch ging er der Geschichte des gigantischen Luftschutzbunkers im Josterberg nach. 22 Babys kamen dort während der Kriegswirren in einem Rohbau zur Welt, in einer nie fertig gestellten, unterirdischen Anlage, die eigentlich als Kunstschutztrakt, Krankenhaus und öffentlicher Schutzraum gedacht war. Die Recherchen für den Bunker dauerten ein Jahr. "Die alten Leute sterben weg, daher sollen die jungen wissen, was hier ist", sagt Fuhrmann. Ob er ein nächstes Projekt hat? "Vielleicht mach' ich eines Tages eine nächste Portion Fotos", überlegt er, um dann entschlossen zu sagen: "Mein viertes Hobby ist mein kleiner Enkel." "Der Biewerer Luftschutzbunker" ist für 7,50 Euro bei Karl Fuhrmann erhältlich.

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