Ehrlich-Brothers verzaubern in Trier 3000 Zuschauer

Trier · Wie geht das denn bitte? Mit fantastischen Tricks, Tempo, Humor und Poesie haben die Ehrlich Brothers ihre 3000 Zuschauer in der Arena Trier am Sonntagabend verzaubert.

 Mit dem Motorrad aus dem Riesen-Ipad rausfahren? Kein Problem für die Ehrlich-Brothers.

Mit dem Motorrad aus dem Riesen-Ipad rausfahren? Kein Problem für die Ehrlich-Brothers.

Foto: Hans Krämer


"Das gibt's doch nicht! Karo König - den hatte ich!", ruft der Mann in Reihe fünf, Platz 28, und klatscht sich vor Überraschung und Begeisterung mit der Hand auf den Oberschenkel. Die Show der Ehrlich Brothers läuft da gerade mal seit drei Minuten. Der Kartentrick ist dagegen schon uralt. Eine beliebige Karte merken, und genau diese zieht der Zauberer anschließend aus dem Stapel. Gähn. Doch Andreas Ehrlich hat das Kartenspiel nicht nur Rainer Gauer, Reihe fünf, Platz 28, präsentiert, sondern sämtlichen 3000 Besuchern in der Arena. Per Großleinwand. Alle sollten sich eine beliebige Karte merken. Bei wie vielen es der Karo König war, den der Magier anschließend aus dem Blatt fischt? Keine Ahnung. Aber das Raunen, das durch die Reihen geht, spricht für sich.

Der Uralt-Trick hat seinen Zauber nicht verloren. Zufall, Wahrnehmungspsychologie, Handwerk? Lange drüber nachdenken geht nicht. Denn die Ehrlich Brothers halten sich nicht lange auf. Keine Dramatik zum Selbstzweck, keine pathetischen Magierposen. Stattdessen viel Selbstironie, Improvisationstalent, Charme und Tempo.

Große Illusionen wechseln sich ab mit klassischen Tricks. Chris Ehrlich legt sich gefesselt unter eine martialische Kreissäge mit sechs rotierenden Scheiben. Tuch drüber, die Maschine pufft und qualmt, angeblich gibt's technische Probleme, die Zeitschaltuhr rast, verzweifelt zappelt der angekettete Chris hinter dem weißen Laken. Zu spät. Die Sägeblätter rauschen krachend herab. Den Kindern im Publikum bleiben vor Schreck die Münder offen stehen. Doch da taucht wie aus dem Nichts Chris‘ blonder, unversehrter Stachelschopf schon am anderen Ende der Arena wieder auf.
Damit die so genannten Close-ups - Tricks, bei denen die Zauberer zumindest scheinbar nur mit ihren Händen arbeiten - auch in der Großraumhalle Arena funktionieren, ist die Kamera immer ganz dicht dabei. Sie überträgt auf die riesigen Videoleinwände, wie sich ein 20 Euro Schein zwischen Chris‘ Fingern zuerst - und zum Leid seines Besitzers aus dem Publikum - in einen Fünf-Euro-Schein verwandelt und dann in einen Fünfziger.

Ein Klassiker ist auch die Bauchredner-Nummer, bei der das hübsch-hässliche Kamel Alessandro die Gedanken einer jungen Frau aus dem Publikum liest. "Denken Sie an eine beliebige Stadt auf der ganzen Welt!", ruft Andreas Ehrlich der Frau zu. "Nittel", antwortet diese prompt - und hat damit die Publikumslacher auf ihrer Seite. Aber auch auf diese 2500-Einwohner-Metropole der Obermosel ist Kamel Alessandro vorbereitet - zumindest prangt Nittel in Großbuchstaben auf seiner bis dahin verdeckten Tafel.

Statt auf Zauberassistentinnen in engen Glitzerkostümen setzten die Ehrlich Brothers aufs ganz normale Publikum. Nahezu bei jeder Nummer fischen sich die beiden Brüder einen Helfer aus den Reihen der Arena. Die Unwägbarkeiten, die das birgt, umschiffen die Magier mit viel Spontaneität. "Was krieg ich denn, wenn ich Ja sage?", fragt zum Beispiel Charly keck, der testen soll, ob denn die Eisenbahnschienen, die auf einer großen Werkbank auf der Bühne liegen, tatsächlich hart wie Stahl sind. Die Ehrlich Brothers nehmen's gelassen und verbiegen, umwabert von dichtem Qualm und Rauch aus Flammenwerfen, die Eisenstränge als wären sie aus Gummi.
Während die, die den Kopf trotz der tollen Ehrlich-Brothers-Show nicht ganz ausschalten können und beim ein oder anderen Trick zumindest eine Vermutung haben, wie's funktionieren könnte, gibt's bei der besten Nummer der Magier nur noch Staunen : Der Schuh einer Frau aus dem Publikum fliegt brennend in ein Bassin mit 1000 Litern Wasser - die millisekundenschnell zu Eis gefrieren und den blauen Treter dabei fest in sich einschließen. Wow. Keine Ahnung. Magie.

Auch der Mann in Reihe fünf, Platz 28, ist begeistert. Dabei kennt Rainer Gauer aus Monzelfeld (Landkreis Bernkastel-Wittlich) sich aus: "Wir haben hier in der Arena vor etlichen Jahren David Copperfield gesehen, der unsere Erwartungen damals nicht erfüllt hat", sagt er. Und 2012, beim Auftritt des Großmagiers Hans Glock in der Arena, waren er und seine Frau Theresia auch dabei. "Der war schon besser als Copperfield", sagt Theresia Gauer. "Aber die Ehrlich Brothers haben uns am besten gefallen!"
Anders als die Gauers lassen sich ganz kleine Kinder, sagen Zauberer, übrigens nur sehr schwer mit Zauberei beeindrucken. Die Kleinen wissen nämlich noch nichts von den Gesetzmäßigkeiten der Welt, weshalb sie sich nicht wundern, wenn Eisen sich plötzlich verbiegt. Sie kennen die Naturgesetze nicht, denen auch die besten Zaubertrick letztlich nichts entgegenzusetzen haben. Auch nicht die der Ehrlich-Brothers. Wirklich!

Der nächste Termin der Ehrlich-Brothers in Trier steht bereits fest: Am 5. März 2017 kommt das Magier-Duo zurück in die Arena.

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