Bildung Eigene Uni für Koblenz: Einsam stärker als gemeinsam?

Koblenz/Trier/Mainz · Ziel ist eine stärkere Vernetzung mit der Region. In Trier sollen Regionalität und Spitzenforschung Hand in Hand gehen.

 Demnächst auch in Koblenz? Volles Haus zu Semesterbeginn im Audimax der Universität Trier.

Demnächst auch in Koblenz? Volles Haus zu Semesterbeginn im Audimax der Universität Trier.

Foto: Friedemann Vetter

Koblenz bekommt eine eigenständige Universität. Das historisch bedingte und geografisch ungewöhnliche Konstrukt Universität Koblenz-Landau soll zum Wintersemester 2022/2023 Geschichte sein. Landau bildet ab dann gemeinsam mit der Technischen Universität Kaiserslautern die „Pfalzuni“. Das hat der Ministerrat auf Vorlage von Wissenschaftsminister Konrad Wolf beschlossen. Die selbstständige Uni Koblenz soll stärker mit Stadt und Region verwachsen. Gleiches gilt für die Universität Trier. Hier sollen Profilbildung und Regionalität Hand in Hand gehen.

Wissenschaftsminister Wolf erklärte faktisch, dass getrennt wird, was nie zusammengewachsen war und sich zudem unterschiedlich entwickelt hat. „Die Schwerpunkte – neben der großen Gemeinsamkeit Lehramt – haben sich sehr unterschiedlich entwickelt“, sagte Wolf. „Ein enger Austausch zwischen Forschern und Lehrenden ist nie wirklich entstanden.“ In der Pfalz soll eine große Technische Universität vergleichbar mit den Standorten Darmstadt oder Karlsruhe entstehen.

Universitätspräsidentin May-Britt Kallenrode konkretisierte ihre Vorstellungen für die Modelluni Koblenz: „Wir wollen innovative Studiengänge anbieten.“ Die Erfahrung aus Kombinationsstudiengängen, über die man dank der Lehrerbildung verfügt, soll dabei genutzt werden: „Wir wollen der Wirtschaft Absolventen ausbilden, die teamfähig sind und interdisziplinär arbeiten können.“ Besonders spannend seien die Schnittstellen zwischen Sozialwissenschaft und Informatik. Konkret kann so beispielsweise der Einfluss sozialer Medien auf Wahlentscheidungen untersucht werden. Auch ein Lehr- und Forschungsschwerpunkt zum Thema Gewässer ist denkbar.

In Trier ist der Verbund zur Erforschung der antiken Kaiserresidenz zwischen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und der Uni ein ideales Beispiel: Internationale Spitzenforschung trifft auf das Herz der Stadt. Zudem soll der Bereich der Gesundheits- und Pflegewissenschaft ausgebaut werden. „Ziel ist es, die gesamte Kaskade der Disziplin zu installieren“, sagt Wolf. Will heißen: Studenten sollen vom Bachelor bis zur Promotion in Trier ausgebildet werden. Der Minister lobte außerdem die Rolle der Uni bei der Digitalisierung der Geisteswissenschaften. „Die Grundlagen in vielen Bereichen sind in Trier schon gelegt“, sagte Wolf.

Die anstehenden Herausforderungen für die Universität Koblenz-Landau sind indes ungleich größer: den Regelbetrieb aufrechterhalten und gleichzeitig Konzepte für zwei neue Hochschulen entwickeln.

Das Land unterstützt den Transformationsprozess mit acht Millionen Euro. „Das sind die Kernkosten für die Umwandlung.“

Die Verwaltung wird von Mainz an die Standorte Koblenz und Landau wandern. Die 50 Mitarbeiter sollen entsprechende Angebote erhalten oder im Apparat der Universität Mainz unterkommen.

Zur wissenschaftlichen Profilbildung werden eine Steuerungsgruppe installiert und ein externer Beirat eingerichtet.

Marion Schneid, die hochschulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, kritisierte das Vorgehen von Wolf scharf: „Normalerweise steht erst das Konzept samt zugehörigen Kosten, bevor man eine Entscheidung trifft. Hier ist es offensichtlich umgekehrt.“ Holger Burckhart, der die Expertenkommission zum Hochschulzukunftsprogramm geleitet hatte, konnte diese Kritik nicht nachvollziehen: „Nein, es ist nicht ungewöhnlich, was passiert“, sagte der Rektor der Universität Siegen, dessen Gremium das Hochschulsystem im Land teils scharf bemängelt hatte: „Die Politik trifft grundsätzliche Richtungsentscheidungen. Für die strategische Gestaltung sind dann die Universitäten verantwortlich.“

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