Ein bisschen Schieben

Trier · In der Fastenzeit verzichten die einen auf Schokolade, die anderen auf Alkohol - und manche auf Autofahrten. So wollen es die christlichen Kirchen, die vor einigen Jahren die Aktion "Autofasten" ins Leben gerufen haben - sie soll ein Beitrag zum Klimaschutz sein. Aber hilft der vierwöchige Verzicht auch langfristig? Eine aktuelle Studie zeigt: ein bisschen.

 Fahrrad statt Auto: Jeder zweite Teilnehmer der Aktion „Autofasten“ ist 2012 auf Pedalkraft umgestiegen. TV-Foto: Kim Björn Becker

Fahrrad statt Auto: Jeder zweite Teilnehmer der Aktion „Autofasten“ ist 2012 auf Pedalkraft umgestiegen. TV-Foto: Kim Björn Becker

Trier. Die Aktion "Autofasten", ein von den christlichen Kirchen initiiertes Projekt zum Umweltschutz während der Fastenzeit, verändert das Verhalten der Teilnehmer dauerhaft - wenn auch mit Einschränkungen. Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren einer am Donnerstag in Trier vorgestellten Studie, die von den Kirchen gemeinsam in Auftrag gegeben wurde.
In diesem Jahr rufen die katholische und evangelische Kirche in Südwestdeutschland und Luxemburg die Bürger zum 16. Mal dazu auf, ihr Auto während der vierwöchigen Fastenzeit stehen zu lassen und stattdessen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Die Aktion gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und in Luxemburg.
Langfristige Auswirkungen


Von den rund 700 Teilnehmern aus diesen Regionen, die das Saarbrücker Ispo-Institut im vergangenen Jahr befragt hatte, gaben fast zwei Drittel an, während der Fastenzeit auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen zu sein. Jeweils die Hälfte der Befragten hat daneben auf unnötige Autofahrten verzichtet, ist mit dem Fahrrad gefahren oder zu Fuß gegangen.
Besonderes Interesse galt der Frage, ob sich die vierwöchige Aktion auch langfristig auf das Verhalten der Teilnehmer auswirkt. Das Ergebnis gibt zu vorsichtigem Optimismus Anlass: Von den Befragten, die vor 2012 an einer "Autofasten"-Aktion teilgenommen hatten, sagten gut zwei Drittel, dass sie ihre Gewohnheiten verändert hätten. Jeder Zweite von ihnen gab an, häufiger als bislang andere Verkehrsmittel als das Auto zu nutzen. Abgeschafft haben es aus dieser Gruppe aber nur vier Prozent der Befragten. Etwas mehr als ein Drittel vermeidet seitdem unnötige Fahrten, gut ein Fünftel fährt engergiesparender.
Gundo Lames vom Bistum Trier sagt: "Es scheint zu gelingen, die Spiritualität des christlichen Fastens mit einem aktuellen politischen Thema zu verbinden." Frank-Matthias Hofmann, Beauftragter der evangelischen Kirchen bei der saarländischen Landesregierung, sagt, aus den Erlebnissen der Teilnehmer könnten sich auch politische Forderungen wie etwa der Ruf nach einer besseren Nahverkehrsanbindung oder dem Ausbau von Rad- und Fußwegen ergeben. Das zeigt auch die Studie: Etwa jeder fünfte Befragte kritisierte den öffentlichen Nahverkehr. "Beklagt werden Unpünktlichkeit, Unsauberkeit, Überfüllung", heißt es darin.
Seit Beginn der jährlich zur Fastenzeit ausgerufenen Aktion nahmen insgesamt rund 20 000 Personen teil, etwa 1600 waren es in den vergangenen Jahren durchschnittlich. 2012 meldeten sich in der Stadt Trier rund 170 Menschen an, das sind nur etwa halb so viele wie noch im Jahr 2009.
Lames führt den Rückgang auf die Verfügbarkeit von kostenlosen Nachverkehrstickets zurück: Bis 2009 habe es ein Kontingent von kostenlosen Fahrscheinen für die Teilnehmer der Aktion gegeben, danach wurde auf ein vergünstigtes Ticket für die vier Wochen dauernde Aktion umgestellt. In diesem Jahr dauert die Aktion vom 25. Februar bis zum 24. März.

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