Ein Botschafter des Moselweins

Im Freundeskreis wird er kurz "Benno" genannt: Benedikt Engel, der langjährige Güterdirektor (1972 bis 1993) der Stiftung Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. In seinem Leben rankt sich fast alles um das Thema Weinbau und Weinkultur. Er hat "nebenbei" etliche Projekte angestoßen, die bis heute nachwirken.

 „Ein Glas Sprudel in der Hand würde ja wohl nicht passen!“, schmunzelt Engel, der für das Foto eine Flasche Moselwein geöffnet hat. TV-Foto: Gabriela Böhm

„Ein Glas Sprudel in der Hand würde ja wohl nicht passen!“, schmunzelt Engel, der für das Foto eine Flasche Moselwein geöffnet hat. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. (gsb) Wenn man Benno Engel nach seinem Lieblingsgetränk fragt, schießt die Antwort so schnell hervor wie ein Sektkorken, der endlich dem Flaschenhals entweichen darf: "Graacher Domprobst und überhaupt feinherbe Weine mit einer dezenten Restsüße", erklärt der Weinexperte.

Vor fast genau 60 Jahren kam der heute knapp 82-Jährige als Diplom-Ingenieur für Weinbau von seinem Geburtsort Rüdesheim nach Trier, um eine Stelle in der damaligen Landeslehr- und Versuchsanstalt in der Egbertstraße anzunehmen. Neu waren Trier und die Region für Engel nicht. Schließlich stammte der Vater aus Graach, und der gleichnamige Großvater hatte als Rektor in Kürenz unterrichtet. Als Weinbauberater und -lehrer an der gewerblichen Berufsschule hatte Benno Engel von 1951 bis 1972 viel mit jungen Menschen zu tun.

Um ihnen die notwendigen Fortbildungen und Vorträge anzubieten, gründete Engel 1959 den noch immer bestehenden "Arbeitskreis Weinbauingenieure und Winzermeister", der heute 350 Mitglieder hat.

Zehn Jahre später sein nächster Coup: Hubschraubereinsätze zur Schädlingsbekämpfung an der Mosel. Man setzte sie bereits in Luxemburg ein. "Warum können wir das nicht auch an der deutschen Mosel machen?", überlegte Engel.

Durch sein Betreiben sieht er "eine der größten arbeitswirtschaftlichen Erleichterungen im Steillagenweinbau an der Mosel im letzten Jahrhundert" verwirklicht. Im ersten Jahr wurden 600 Hektar aus der Luft gespritzt, die im Laufe der Jahre auf 6000 Hektar gesteigert wurden - allerdings gab es später auch Kritik an dem großflächigen Spritzen, wie Engel einräumt.

80 Weinreisen in die ganze Welt



Auch der Weinlehrpfad in Trier geht auf eine Initiative Engels im Jahr 1972 zurück. "Früher war Trier eine Weinstadt, jetzt ist das Thema Wein in Trier eingeschlafen", kritisiert der Träger des Bundesverdienstkreuzes unter anderem die Verlegung der Weinbauschule nach Bernkastel. 1979 gründete Benno Engel den Rieslingfreundeskreis, die Weinbruderschaft "Augusta Treverorum", die aus seinen Weinseminaren zusammen mit der Volkshochschule resultierte.

80 Weinreisen führten Engel um die ganze Welt. Bedingt durch eine Augenkrankheit, über die er mit dem gleichfalls betroffenen Bruder des Papstes seit Jahren korrespondiert, sind seine Aktivitäten zwar eingeschränkt - das Interesse am Thema Wein bleibt ungebrochen. Unterstützt wird er durch seine tatkräftige Ehefrau Gertrud, "das Winzermädchen aus Longuich", wie er liebevoll sagt. "Die Mosel lässt keinen mehr los, die Landschaft, die lebensfrohen Moselaner, die Weinkultur", bekräftigt Engel und nippt genüsslich an einem Glas Moselwein.

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