Ein Hobby mit Tiefgang

Wer an Aquarienfreunde denkt, dem kommen eher selten Kinder und Jugendliche in den Sinn. In der Jugendgruppe des Aquarienvereins Trier dagegen ergibt sich ein anderes Bild: Jede Woche lernen die Heranwachsenden hier, wie man Aquarien pflegt - und Verantwortung übernimmt.

Trier. Der Raum liegt versteckt in einem Hinterhof. Entlang der Wände befinden sich zwölf Aquarien mit grünen Unterwasserwelten. Vor einem der Becken steht Max Peters. Der 14-Jährige lässt die Öffnung eines Gummischlauchs in das Wasser gleiten. Es gluckert, Wasser fließt ab, und der Pegel im Becken sinkt. "Der Wasserwechsel geht recht schnell, obwohl das Becken so groß ist", erklärt der Jugendliche, während er die Ärmel hochkrempelt, damit sie nicht nass werden.

Am Nachbarbecken rückt Svea Hömme den Wasserpflanzen zu Leibe. "Ich zupfe die neuen Triebe heraus und pflanze sie dann in den Boden des Beckens. Dort sollen sie weiterwachsen", sagt die 14-Jährige.

Acht Jugendliche sind an den Aquarien beschäftigt. Sie reinigen, füttern, befüllen und lachen. Einmal in der Woche trifft sich die Jugendgruppe im Haus des Aquarienvereins Trier. Hier lernen sie von den älteren Aquarienprofis, wie man die Becken und ihre Bewohner pflegt. "Jeder Fisch hat seine eigenen Bedürfnisse: Das geht von der Wassertemperatur über das Futter bis zu den Pflanzen", erklärt Günther Cillien, Vorsitzender des Vereins.

Cillien rief vor rund einem Jahr die ungewöhnliche Jugendgruppe ins Leben. Sein Anspruch ist klar: "Die Jugendlichen sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen: für die Fische und für die anderen in der Gruppe." Verantwortung werde deshalb groß geschrieben. Jeder der Jugendlichen hat ein eigenes Aquarium zu Hause und muss dort täglich nach dem Rechten schauen.

Eine Aufgabe, die den Aquarienfans Spaß macht, denn sie sind von ihrem Hobby fasziniert: "Besonders die Unterwasserwelten sind interessant. Die Steine, Pflanzen und Felsen", sagt Max Peters. Lennart Hömme fügt hinzu: "Das ist wie ein Gemälde, das sich bewegt. Ich kann stundenlang davor sitzen."

Begeistert sind die Jugendlichen natürlich auch von den Fischen. Auch wenn manche dabei ungewollt auf Tuchfühlung gehen: "Ein Wels hat mir schon mal in den Finger gebissen, als ich ihn füttern wollte", erzählt Janosch Schulze, "das war ein schöner Schreck!"

Die Jugendlichen kamen meist durch Freunde oder Eltern zum ersten Mal mit Aquarien in Berührung. Dann sei es nur eine Frage der Zeit, bis der Funken überspringe, sagt Vorstandsmitglied Carsten Schulze.

Und was halten die Freunde von ihrem ungewöhnlichen Hobby? "Die haben damit kein Problem. Ist halt mal was anderes", sagt Max Peters. Janosch Schulze kann sogar mit seinem Hobby in der Schule punkten, denn er ist Aquarienwart seiner Klasse.

Regelmäßig schaut die Gruppe auch über den Beckenrand hinaus. Zusammen mit ihren Gruppenleitern unternehmen die Trierer Aquarienfans Ausflüge zu Züchtern und Aquarienmessen in der Region. "Dort lernen sie neue Fischarten kennen und bekommen Tipps zu Pflege und Fischzucht", sagt der 58-jährige Cillien. Max Peters zieht derweil den Schlauch aus dem Becken. Das Wasser ist ausgewechselt. "Jetzt reinige ich noch den Filter", sagt er. Dann können die Fische wieder durchatmen.

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