Ein Kabarettist fährt mehrgleisig

Mehrgleisig fährt nicht nur die Bahn. Mehrgleisig fahren auch manche Kabarettisten. Jess Jochimsen ist einer davon. Mit Alltagssatire, Gesang und einem scheinbar "depressiven Jahresrückblick" hat er das Publikum im kleinen Saal der Tuchfabrik erheitert.

Trier. (sthi) "Depressiver Jahresrückblick" in der Tuchfabrik: schwermütig, aber nur vermeintlich. Jess Jochimsen präsentierte laut Veranstalter etwa 70 Besuchern im kleinen Saal sein vielfältiges Programm. Der Kabarettist sang, spielte Akkordeon sowie Gitarre und erzählte nebenbei satirische Geschichten aus dem Alltag - wie etwa einen "depressiven Jahresrückblick".

Innerhalb eines Jahres kam er beispielsweise auf die Idee, ein Wartezimmer neu zu gestalten, weil ein Schild mit der Aufschrift "Bitte verlassen Sie den Raum so, wie sie es wünschen" Aktivität verlangte. Jochimsen bewies in seinen Geschichten, dass er sein Umfeld genau beobachtet und den Blick für die lustigen Dinge des Alltags hat. Zwischen den Geschichten beglückte er das Publikum mit seinen Liedern über Thilo Sarrazin oder beleibte Kinder.

Und dann gab es noch diese melancholischen Momente, als sich Jochimsen auf seinen Stuhl setzte, seichte Musik aus den Lautsprechern summte und das Publikum in Stille erstarrte. Dann erzählte er von den Heizpilzen, die in den winterlichen Fußgängerzonen Menschen wärmen. Denn "wo Heizpilze wachsen, da ist keine Hoffnung mehr", sagte Jochimsen. Die Stille wurde von Lachern aus dem Publikum unterbrochen.

Das Publikum erlebte eine Mischung aus Satire, Alltagsspott und Musik. Jochimsen zeigte sich als Multitalent auf der Bühne. Scheitert das Kabarett, bleiben Gesang, Bücher oder seine Instrumente. Jochimsen fährt im Bereich des Lustigen mehrgleisig.

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