Ein offenes Ohr und viel Geduld

Ein neuer Trierer Verein versucht, Obdachlosen Suchttherapien, Wohnungen und Arbeit zu vermitteln. Oft ist viel Überzeugungskraft nötig. Und ein offenes Ohr ist mindestens genauso wichtig. Der TV stellt in den kommenden Tagen einige der Menschen vor, die die meisten von uns nur am Rande wahrnehmen: Obdachlose in Trier.

 Michael-Ron Stallwood vor den Räumen der AG Frieden in der Pfützenstraße. TV-Foto: Tobias Thieme

Michael-Ron Stallwood vor den Räumen der AG Frieden in der Pfützenstraße. TV-Foto: Tobias Thieme

Trier. "Es gibt keine gescheiterten Existenzen, es gibt nur gescheiterte Versuche." Mit diesem Leitsatz versucht der Verein "Trier bewegt", obdachlosen Menschen eine Chance zu geben, Obdachlosigkeit und Alkoholismus hinter sich zu lassen. Dabei ist Hartnäckigkeit gefragt. Denn oft brauchen die Betroffenen mehr als nur eine neue Chance. "Eintritt" nennt der Verein sein Projekt.

An erster Stelle steht, den Obdachlosen ein offenes Ohr zu schenken. Was sich banal anhört, ist nicht selbstverständlich. "Wir zeigen den Leuten auf der Straße, dass wir sie als Menschen ernst nehmen", sagt Michael-Ron Stallwood, Mitgründer des Vereins. Bei Behördengängen helfen, Unterlagen in Ordnung bringen, einfach mal über Gott und die Welt quatschen: So unterstützt "Eintritt" die Betroffenen. Im Gespräch soll auch versucht werden, die Suchtkranken von einer Therapie zu überzeugen. Das braucht oft viel Geduld.

"Trier bewegt" teilt sich mit 15 anderen Gruppen die Räume im Friedens- und Umweltzentrum in der Pfützenstraße. Dort sitzt Stallwood bei Schummerlicht an einem abgewetzten Holztisch und erzählt von den großen Zielen, die sich der Verein gesteckt hat. "Wir wollen das demokratische Staatswesen und bürgerschaftliche Engagement fördern", sagt er. Der Verein ist noch jung, etwa ein halbes Jahr alt. Er ist eine Ausgründung einiger Greenpeace-Mitglieder. "Wir wollten unser Engagement für Trier über den Umweltschutz hinaus erweitern", sagt Stallwood. Etwa 25 Mitglieder beteiligen sich. Daneben gibt es auch Freiwillige, die projektbezogen helfen. "Als eingetragener Verein bieten wir einen rechtlichen Rahmen und stellen auch ein Büro für Freiwillige zur Verfügung."

Einer von denen, denen "Eintritt" hilft, ist Armin. Er hat bereits eine Entgiftung hinter sich. Stallwood ist zuversichtlich. Das wichtigste sei nun, eine Wohnung für ihn zu finden und den Kontakt zur Familie wiederherzustellen. Bei Jörg dagegen sei das schwieriger. Heroin, Gefängnis, Obdachlosigkeit: Das alles habe ihn gezeichnet. Und Robert? Der Tscheche ist der Globetrotter in der Dreiergruppe, spricht vier Sprachen und hilft regelmäßig im Garten des Vereins.

Stallwood hofft, Freiwillige zu finden, die ihn unterstützen. "Außerdem habe ich Kontakt zum Sozialministerium aufgenommen. Vielleicht können wir Hilfe von einer hauptamtlichen Kraft bekommen", hofft er.

Wie er die Erfolgsaussichten des Projektes einschätzt? "Der wichtigste Schritt ist, die Sucht zu überwinden. Danach kann man versuchen, eine feste Wohnung und vielleicht einen Arbeitsplatz zu vermitteln. Zumindest bei einem unserer Klienten bin ich sehr optimistisch."

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