Ein Orchester zum Anfassen

Trier · Rund 1000 begeisterte Besucher, darunter Ministerpräsidentin Malu Dreyer, haben dem ersten großen Orchesterfest im Trierer Theater zu einem Riesenerfolg verholfen. Ältere und jüngere Gäste hatten Spaß an Spielen und Rätseln und genossen Konzerte im Foyer sowie auf der Bühne des großen Hauses.

 Konzentriertes Musizieren: Schüler der Grundschule Olewig beim Orchesterfest der Trierer Philharmoniker.TV-Foto: Ludwig Hoff

Konzentriertes Musizieren: Schüler der Grundschule Olewig beim Orchesterfest der Trierer Philharmoniker.TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier. Klonngggg ... Dass Paula Halm (8) mit dem kleinen Ball mitten auf das große Becken getroffen hat, ist unüberhörbar. So unüberhörbar wie die Freude an ihrem Preis, einem Buch. Ein Wurfstand mit Perkussions-Instrumenten: Das gibt es nur beim Orchesterfest im Trierer Theater. Nur selten lassen Musiker ihre wertvollen Klangkörper derart zweckentfremden. Aber der Spaß, den die Kinder haben, belohnt den Mut. Und auch sonst zeigen die Philharmoniker ungeahnte Qualitäten, beispielsweise als Kuchenbäcker. Besonders begehrt: die französische Schokoladentarte von Generalmusikdirektor Victor Puhl.
Musik-Flöhe aus Olewig


Puhl ist auch auf der Bühne gefragt, dort natürlich als Dirigent. Zum Beispiel bei dem großen Mitmach-Orchester, wo sich am Nachmittag interessierte Instrumentalisten spontan unter die Profis mischen und mit ihnen gemeinsam spielen können.
Dann wird die Bühne freigeräumt für die Musik-Flöhe von der Grundschule Olewig, die zeigen, dass Streichinstrumente schon im Grundschulalter ganz viel Spaß machen können. Ein Projekt, bei dem engagierte Lehrer mit Orchestermusikern seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten - auch wenn die Schule permanent um die bescheidene Finanzierung kämpfen muss.
Gegen Abend heißt es dann: Bühne frei für Nachwuchstalente aus Schulen der Region. In der ersten Runde treten sie als sinfonisches Blasorchester an und lassen James-Bond-Filme musikalisch lebendig werden. Der Nachwuchs spielt in schwarz, die Philharmoniker in bunten Shirts - so kann das Publikum erstaunt feststellen, dass die spektakulären Soli meist von Schülern kommen.
Zum großen Finale wird noch einmal die Besetzung gewechselt, 60 Schüler treffen nun auf 40 Profis. Victor Puhl, unter Hochspannung am Pult, gibt kein Pardon: Dvoraks Sinfonie aus der neuen Welt kommt so tempogeladen und saftig daher, als säßen da lauter studierte Musiker.
Überraschungsdebüt dann bei Bizets Carmen-Suite: Gesangsstudentin Luana Sandoval aus Saarburg, eigentlich nur angetreten, um bei den Geigern mitzuspielen, übernimmt für eine ausgefallene Kollegin kurzfristig die Habanera - und entlockt dem Publikum mit ihrem souveränen Vortrag Begeisterungsstürme.
Am Ende tosender Applaus für ein Experiment, das die ohnehin ausgeprägte Beliebtheit des Orchesters und seines Chefs noch gesteigert haben dürfte.Extra

Tino (11) und Ben (8) Schneider, Trier: " Dass man hier so viele Leute treffen kann, finden wir schön. Das Odeon-Jazz-Quartett ist cool!" Brigitte Wehr, Neuhütten: "Das hier heute ist eine willkommene Kontaktadresse für Kulturinteressierte. Einfach toll. Kultur gehört zum Leben, das wird hier deutlich!" Philine Schneider (14), Krettnach: "Gut finde ich, dass die Jüngeren an die Musik herangeführt werden und Erfahrungen auf der Bühne sammeln können." Helmut Graf, Trier: "Ich bin begeistert von der Idee, weil sie dazu beiträgt, Leute, die nicht ganz so theateraffin sind, näher an die Kultur heranzuführen!" (LH)/Tv-Fotos (4): L. Hoff

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