Eine Professorin gibt Vollgas

Trier/Bernkastel-Kues · Petra Schulte ist die neue Leiterin des Cusanus-Instituts. Die Historikerin hat konkrete Pläne, wie sie Nikolaus von Kues populärer machen will.

 Wolfgang Port (Vorsitzender der Cusanus-Gesellschaft), Johannes Brantl (Rektor der theologischen Fakultät) und Michael Jäckel (Präsident der Trierer Universität) (von rechts) begrüßen Petra Schulte in ihrem neuen Amt als Leiterin des Cusanus-Instituts. TV-Foto: Katharina Hahn

Wolfgang Port (Vorsitzender der Cusanus-Gesellschaft), Johannes Brantl (Rektor der theologischen Fakultät) und Michael Jäckel (Präsident der Trierer Universität) (von rechts) begrüßen Petra Schulte in ihrem neuen Amt als Leiterin des Cusanus-Instituts. TV-Foto: Katharina Hahn

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Trier/Bernkastel-Kues Es ist ein eher unscheinbares, enges Gebäude unweit des alles überragenden Trierer Doms. Der Ort des Geschehens liegt verborgen hinter einem großen, himmelblau gestrichenen Holztor. Innen ist von der äußeren Unauffälligkeit allerdings nichts mehr zu spüren, denn viele Menschen haben ihren Weg in die Bibliothek des Instituts für Cusanus-Forschung gefunden.
Für 24 Sitzplätze ist gesorgt. Die Frau und das Thema um das es geht, scheinen aber noch viel mehr Interessenten anzulocken. Schließlich füllen knapp 40 Menschen die kleine Bibliothek, einige sitzen sogar auf den Treppenstufen, und werden Zeuge, wie Petra Schulte als neue Leiterin des Instituts eingeführt wird. Michael Jäckel, Präsident der Trierer Universität sowie Johannes Brantl, Rektor der theologischen Fakultät und Wolfgang Port, Vorsitzender der Cusanus-Gesellschaft, begrüßen sie im neuen Amt und betonen dabei die Wichtigkeit einer Neubelebung des Instituts. "Nicht nur im Sinne eines neuen Anstrichs und neuen Mobiliars, sondern auch im Hinblick darauf, das Institut ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Vielleicht wäre eine Info-Stele zu Cusanus vor der Tür denkbar", spekuliert Jäckel.
Brantl betont hingegen die beiden Zäsuren, die von Schulte als neue Instituts-Leiterin ausgehen. Sie ist nicht nur die erste Frau an der Spitze, sondern auch die erste Spitze, ohne einen theologischen Forschungsschwerpunkt. Als Historikerin lernte und lehrte sie unter anderem an den Universitäten Münster, Rom, Köln und Frankfurt. Jetzt, als Professorin für Mittelalterliche Geschichte in Trier, plant sie, diese Schwerpunkte auch in ihre Arbeit am Institut einfließen zu lassen.
"Mir geht es darum, die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Mittelalters in Verbindung mit Leben und Wirken von Nikolaus von Kues zu untersuchen". Dazu sei eine fachübergreifende Zusammenarbeit notwendig, sowohl mit dem Trierer Zentrum für Mediävistik, dessen Vorsitzende sie ist, als auch mit den Museen der Stadt und den Cusanus-bezogenen Institutionen in Bernkastel-Kues, also seinem Geburtshaus und dem St. Nikolaus Hospital. Denkbar seien zum Beispiel gemeinsame Ausstellungen. "Die Idee ist, das Institut zur Stadt und zur Region hin zu öffnen, ein Forum für geistigen Austausch zu sein und die Tore zum Beispiel für Gesprächsrunden zu öffnen", erklärt Schulte.Extra: WER WAR NIKOLAUS VON KUES?


Nikolaus von Kues, auf Latein Nicolaus Cusanus, war ein bedeutender Universalgelehrter im 15. Jahrhundert, der in Bernkastel-Kues geboren wurde. Neben Theologie beschäftigte er sich auch mit Mathematik und Politik. Seine Lehre in diesen Disziplinen kreiste um die Vorstellung, Gegensätze zu einer Einheit zu verbinden und Widersprüche aufzulösen. Entsprechend fortschrittlich in seiner Zeit war darum auch seine Vorstellung von religiöser Toleranz. Heute beschäftigt sich die Cusanus-Gesellschaft in Bernkastel mit seinem Vermächtnis, ebenso wie das Cusanus-Institut. Das geschieht durch Museen, die Herausgabe von Übersetzungen seiner Predigten und die digitale Erschließung der Schriften in Form eines Cusanus-Portals.

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